Dienstag, 19. März 2024

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50. Todestag von Erich Maria Remarque
"Seine Inhalte haben leider nichts an Aktualität verloren"

Mit seinem Roman "Im Westen nichts Neues" wurde der Schriftsteller Erich Maria Remarque weltberühmt. Seine Aussagen sind weiterhin aktuell, erklärte der Literaturwissenschaftler Thomas Schneider im Dlf: "Remarque gilt weltweit als ein sehr glaubwürdiger Vertreter eines Humanismus."

Thomas Schneider im Gespräch mit Maja Ellmenreich | 25.09.2020
Der Autor Erich Maria Remarque während eines Interviews in München am 8. August 1954
Der Autor Erich Maria Remarque während eines Interviews in München am 8. August 1954 (imago images / ZUMA/Keystone)
Sein erstes Buch wurde gleich ein Welterfolg: 1928 erscheint Erich Maria Remarques Anti-Kriegsroman "Im Westen nichts Neues". Auch ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod sorgt der Schriftsteller noch für Rekordzahlen: 60 bis 80 Millionen Exemplare seiner Werke sollen nach Schätzungen weltweit verkauft worden sein. In allen Romanen nimmt Remarque eine humanistische Position ein, sagte Thomas Schneider, Leiter des Erich-Maria-Remarque-Friedenszentrum in Osnabrück, dem Dlf:
"Remarque gilt weltweit als ein sehr glaubwürdiger Vertreter eines Humanismus, der sich konzentriert auf das Schicksal des einzelnen Menschen in Konfliktsituationen." Dazu gehörten Krieg, aber auch Migration oder ökonomische Krisen.
Der Schriftsteller Erich Maria Remarque bei seiner Ankunft zu den Berliner Festwochen am 10. September 1956 auf dem Flughafen Tempelhof.
Biograf der verlorenen Generation
Erich Maria Remarque war Sportjournalist und Werbetexter, als er 1927 seinen ersten Roman veröffentlichte: "Im Westen nichts Neues" verschaffte dem Autor literarischen Weltruhm, Geld - und den Hass der Nazis.
Remarques Aussagen besitzen Gültigkeit
Remarque werde nicht mehr als historischer Autor betrachtet, der dem 20. Jahrhundert verhaftet ist, so der Literaturwissenschaftler Schneider. Seine Inhalte und seine Aussagen besäßen für viele Menschen in der Gegenwart Gültigkeit.
Filmszene aus "Im Westen nichts Neues" mit Ernest Borgnine
Mit dem 1928 erstmals erschienenen Roman "Im Westen nichts Neues" begründete Remarque seinen literarischen Weltruhm. Der überzeugte Pazifist beschreibt darin die Fronterfahrungen des Soldaten Paul Bäumer und seiner Kameraden in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs. Der Roman wurde auch verfilmt.
Was geschieht mit Menschen, die mit Krieg konfrontiert werden? Was passiert nach Ende des Konflikts mit diesen Menschen? Das sind Fragen, die bis heute aktuell sind, sagte Thomas Schneider:
"So traurig das klingt, aber es gibt auch in den heutigen Schulklassen in Deutschland sehr viele Schülerinnen und Schüler, die genau diese Erfahrungen gemacht haben, wenn sie beispielsweise aus Syrien gekommen sind oder aus Afghanistan, die dann im Klassenverbund verdeutlichen können, dass Remarques Inhalte leider nichts an ihrer Aktualität verloren haben."