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650 Millionen Euro für Fair-Trade-Produkte

Der Anteil fair gehandelter Produkte wächst, besonders in den letzten Monaten, so die Bilanz des Forums Fairer Handel. Grund dafür sind unter anderem Skandale wie der Fabrikeinsturz in Bangladesch, die bei vielen Menschen ein Problembewusstsein für Arbeits- und Produktionsbedingungen verursacht haben.

Von Dieter Nürnberger | 06.08.2013
    In der Tat zeigte sich das Forum Fairer Handel als Dachorganisation mit der Bilanz für 2012 recht zufrieden. Natürlich bleiben fair gehandelte Produkte auch weiterhin ein Nischenprodukt, zumindest, wenn man sich den Gesamtmarkt anschaut, aber es gibt doch immer wieder Produkte, die mehr und mehr fair vertrieben werden - und das müssen dann nicht per se die Klassiker wie Kaffee, Kakao, Tee oder Schokolade sein. Antje Edler ist Geschäftsführerin des Branchenverbandes fairer Handel:

    "Im vergangenen Jahr haben die Verbraucher in Deutschland rund 650 Millionen Euro für fair gehandelte Produkte ausgegeben. Wir haben eine Steigerung von 36 Prozent - generell eine Verdopplung innerhalb von vier Jahren. Das ist sehr zufriedenstellend. Und bei den Marktanteilen ist es im vergangenen Jahr erstmalig mit fair-zertifizierten Rosen gelungen, eine Quote von immerhin 20 Prozent in Deutschland zu erreichen."

    Der Dachverband hat besonders in den vergangenen Monaten ein gewachsenes Problembewusstsein bei vielen Konsumenten ausgemacht. Dazu beigetragen haben sicherlich auch Medienberichte und Skandale - etwa der Einsturz einer maroden Textilfabrik in Bangladesch. Ende April waren hier über 1000 Menschen zu Tode gekommen. "Ein T-Shirt ist kein Menschenleben wert" - sagt das Forum Fairer Handel und fordert nun auch konventionelle Unternehmen auf, ihre menschenrechtliche Verantwortung wahrzunehmen. Antje Edler:

    "Dafür zu sorgen, dass wirklich jedes Unternehmen nicht nur wirtschaftliche Bilanzdaten vorlegt - was sie heute schon müssen - sondern eben auch Informationen veröffentlichen, inwiefern sie in ihren internationalen Geschäftsbeziehungen ihrer menschenrechtlichen Verantwortung nachkommen. Das würde sehr viel helfen, weil sich die Unternehmen auch damit auseinandersetzen müssten. Es geht um Fragen, wie die Zulieferer tatsächlich produzieren. Und auch darum, wie Missstände, wie beispielsweise in den Textilfabriken in Bangladesch, abzustellen sind."

    Auch die Politik sei in der Pflicht, bereits bestehende Vorgaben der Vereinten Nationen umzusetzen. Hier geht es ganz konkret um die UN-Leitlinien für Wirtschaft und Menschenrechte. Auch die EU-Kommission fordert nun darauf basierend einen Aktionsplan ihrer Mitgliedstaaten. Es geht um staatliche Schutzverpflichtungen, um Unternehmensverantwortung und auch um rechtliche Schritte zur Ahndung bei Verstößen. Deniz Utlu vom Deutschen Institut für Menschenrechte fordert hier ein verstärktes Engagement der Bundesregierung:

    "Wenn, dann müsste dies tatsächlich ein Land wie Deutschland tun. Ein Land also, welches industriell gut aufgestellt ist. Hier könnte Deutschland eine Art Vorbildfunktion übernehmen. Insofern müsste sich ein Land wie Deutschland intensiv damit auseinandersetzen, wie diese Leitprinzipien der UN umgesetzt werden könnten."

    Beim Fairen Handel macht man mit ein wenig Stolz darauf aufmerksam, dass hier von Anfang an soziale und ökologische Verantwortung zu den Standards dieser Idee gehörten. Deshalb werde auch vor Ort kontrolliert, ob diese Fair-Handels-Kriterien auch eingehalten werden, verspricht der Branchenverband.