Donnerstag, 25. April 2024

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69. Berlinale
Großes Kino ganz zum Schluss

Bei der zwar äußerst vielfältigen 69. Berlinale kam der wahre Höhepunkt erst zum Schluss, findet Dlf-Filmkritikerin Maja Ellmenreich: Wang Xiaoshuais "So long, my son". Eine große Familiengeschichte, die von Chinas jüngerer Geschichte und von einem allgemeingültigen Humanismus erzählt.

Maja Ellmenreich im Gespräch mit Mascha Drost | 14.02.2019
    Die Schauspieler Du Jiang, Ailiya, Wang Yuan (l-r), Yong Mei, Wang Xiaoshuai, Regisseur, Wang Jingchun, Qi Xi, Zhao Yanguozhang und Produzentin Liu Xuan auf der Pressekonferenz zu "So long, my son" auf der 69. Berlinale.
    Der Film "So long, my son" transportiere einen großen Humanismus, findet Dlf-Filmkritikerin Maja Ellmenreich (Britta Pedersen / picture alliance)
    Dieser letzte Film hat, so Filmkritikerin Maja Ellmenreich, das große Arthouse-Kino geliefert, auf das viele gewartet haben. In ruhigen Bildern wird die Geschichte von zwei Familien über einen Zeitraum von 30 Jahren erzählt. Aufgrund der Ein-Kind-Politik hat jede Familie nur einen Sohn. Und als der kleine Xingxing ums Leben kommt, bestimmt der Tod das weitere Schicksal der Familien.
    Der Film transportiere einen großen Humanismus, so Maja Ellmenreich, und besitze bei allem, was man über die jüngere chinesische Geschichte lernen könne, Allgemeingültigkeit. Wang Xiaoshuais dreistündiger Film "So long, my son" war somit der letzte Beitrag des verfrüht endenden Wettbewerbs.
    Absage von "One second"
    Denn an "technischen Problemen" soll es gelegen haben, dass der Film seines Landmanns und Regiekollegen Zhang Yimous Wettbewerbsbeitrag "One second" nicht auf der Berlinale gezeigt werden kann. Die wenigsten allerdings glauben dieser offiziellen Erklärung. Weitaus wahrscheinlicher ist dagegen, dass Yimous Film nicht alle Stufen der chinesischen Filmzensur passieren konnte.
    Auch Wang Xiaoshuai deutete das in Berlin an: Jeder chinesische Filmemacher habe seine ganz eigenen Probleme, sagte er auf einer Pressekonferenz und beschrieb die Absage von "One second" als "bedauerlich, unangenehm und tragisch".