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89.000 Euro vom Bund pro Jahr

Die Bundesregierung räumt ein, dass der umstrittene Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer, Burckhard Bremer, Geld aus Bundesmitteln erhalten hat. Ingesamt 89.000 Euro stehen ihm allein für dieses Jahr zu.

Von Ralf Meutgens | 25.09.2010
    Nach Angaben des Bundesministeriums des Innern, abgegeben im Namen der Bundesregierung, beliefen sich die Bundesmittel für den BDR für die Jahre 2004 bis 2010 auf rund 17,2 Millionen Euro. Für die Jahre 2004 bis 2009 erhielt Burckhard Bremer als Sportdirektor des BDR insgesamt rund 440.000 Euro. Allein für dieses Jahr beläuft sich sein Gehalt, das vollständig aus Steuermitteln bezahlt wird, auf 89.000 Euro. Die Frage, ob die Bundesregierung im Vorfeld der letzten Vertragsverlängerung des Sportdirektors Bremer Kenntnisse über diese Ereignisse hatte, wird verneint. Dabei waren die Vorwürfe gegen Bremer bereits lange zuvor in den Medien thematisiert worden. Sie führten unter anderem zum Rücktritt der damaligen BDR-Präsidentin Sylvia Schenk.
    Unabhängig von einer Kenntnis führt die Bundesregierung weiter an, dem BDR habe im genannten Zeitraum nicht der Vorwurf gemacht werden können, nicht alle arbeitsrechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben. Dies sei jedoch Voraussetzung für eine zuwendungsrechtliche Sanktion gewesen. Zudem wird auf die Autonomie des Sports hinsichtlich der Auswahl und Einstellung von Personal, das aus Bundesmitteln finanziert wird, verwiesen.

    Auf die Frage nach möglichen Konsequenzen aus diesem Fall, wird auf die Prüfung des BDR durch einen unabhängigen Juristen verwiesen. Danach werde das Innenministerium prüfen, inwieweit zuwendungsrechtliche Konsequenzen angezeigt sind. Offenbar sehen die maßgeblichen Förderrichtlinien erst seit November 2008 vor, dass die Bundessportverbände uneingeschränkt aktiv bei der Dopingbekämpfung mitwirken müssen, bevor es zu einer Rückzahlungsforderung kommen kann.

    Für den Grünen-Bundestagsabgeordneten Winfried Hermann ist es ein Skandal, dass eine derart hohe Summe an öffentlichen Mitteln für einen seit lange umstrittenen Sportfunktionär wie Bremer gezahlt wurde und seitens der Bundesregierung bis heute behauptet wird, man habe von den Vorwürfen nichts gewusst. Gleichzeitig äußert er aber auch die Hoffnung, dass es in diesem Fall nun endlich einmal zu einer deutlichen Rückzahlung durch einen Sportverband wegen mangelnder Konsequenz im Umgang mit der Dopingproblematik kommt.

    Ob jemand prüft, wie unabhängig der BDR sich jetzt selbst überprüft, war nicht Gegenstand dieser Anfrage. Auch eine arbeitsrechtliche Bewertung dürfte nicht ausreichend sein, denn zum Zeitpunkt der Vertragsverlängerung mussten die Vorwürfe gegen Bremer hinlänglich bekannt sein. Diese Verlängerung, so wird kolportiert, soll BDR-Präsident Rudolf Scharping, in einer Blitzaktion im Präsidium vollzogen haben.

    Alles in allem dürften seit dem Jahr 2000 rund 800.000 Euro an Steuermitteln für einen in dieser Weise agierenden Radsportfunktionär geflossen sein. Jetzt bleibt abzuwarten, wie ernsthaft das Innenministerium Interesse an der Zukunft des Sports hat.