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9/11

Mit der kalendarischen Kurzformel 9/11 (nine-eleven) prägte sich der 11. September 2001 in das kollektive Bewusstsein der amerikanischen Nation ein. Jener Tag, an dem die Terrororganisation El Kaida vier entführte Verkehrsflugzeuge als Waffen gegen Wahrzeichen amerikanischer Macht in New York und Washington einsetzte, kostete fast 3000 Menschen das Leben und die Weltmacht USA ihre Unverwundbarkeit.

Von Siegfried Buschschlüter | 11.09.2011
    Die Luft war mild und der Himmel wolkenlos, als im Osten der USA der Tag anbrach. In New York und Washington machten sich Millionen von Menschen auf den Weg zur Arbeit. Einige führte er zum World Trade Center, andere zum Pentagon, Symbole amerikanischer Macht und Größe. "Wer in diesen Morgenstunden des 11. September auf dem Weg zum Flughafen war", so hieß es später im Bericht der Untersuchungskommission, "hätte sich kein besseres Wetter für eine sichere und angenehme Reise wünschen können."

    Unter den Reisenden befand sich auch der 33-jährige ägyptische Architekturstudent Mohammed Atta. Er hatte einen Flug mit American Airlines von Boston nach Los Angeles gebucht. Doch LA war nicht sein wahres Ziel, und auf seinem Platz in der Business Class hielt es ihn auch nur die ersten fünfzehn Minuten nach dem Start. Was danach geschah, schilderte die Flugbegleiterin Betty Ong über Notruf an ihre Fluggesellschaft. Im Cockpit nehme niemand ab. In der Business Class sei ein Passagier erstochen worden …

    "The cockpit does not answer … or something."

    Kurz darauf empfängt das Kontrollzentrum Boston eine offenbar an die Passagiere gerichtete Aufforderung aus dem Cockpit der entführten Maschine, sie sollten ruhig bleiben. Dann sei alles o.k. Das Flugzeug kehre zum Flughafen zurück.

    ""We have some planes. Just stay quiet and you'll be o.k. We are returning to the airport.”"

    Doch statt nach Boston zurückzukehren, rast die von Atta gesteuerte Boeing 767 in den Nordturm des World Trade Centers. Vermutungen, wonach es sich um einen Pilotenfehler gehandelt haben könnte, weichen lähmendem Entsetzen, als Minuten später ein zweites Verkehrsflugzeug den Südturm des World Trade Centers durchschlägt.

    ""Today, we have had a national tragedy. Two airplanes have crashed into the World Trade Center in an apparent terrorist attack on our country.”"

    Von einer nationalen Tragödie spricht George W. Bush in einer ersten Reaktion auf die Bilder aus New York. Es handele sich offenbar um einen Terroranschlag, sagt Bush, den die Nachricht in Florida erreicht. Zu dem Zeitpunkt weiß er noch nichts von Anschlag Nummer Drei und Nummer Vier. Da stehen die beiden Türme in New York auch noch. Sie stürzen in sich zusammen, als in Pennsylvania eine Boeing 757, United Airlines Flug 93, am Boden zerschellt. Die Passagiere hatten vergeblich versucht, die mit Messern bewaffneten Entführer zu überwältigen. Ziel der Terroristen, so heißt es später, sei das Kapitol, Sitz des Kongresses in Washington, gewesen, ein Wahrzeichen wie das Pentagon, in das ebenfalls ein entführtes Flugzeug einschlägt.

    Als Airforce One am Abend dieses Tages, der fast 3.000 Menschen das Leben kostet, mit Bush an Bord nach einem ausgedehnten Irrflug durch den inzwischen gesperrten Luftraum nach Washington zurückkehrt, steht für den Präsidenten fest, Amerika befinde sich im Krieg.

    ""We are at war. There has been an act of war declared upon America by terrorists and we will respond accordingly.”"

    Auf die Kriegserklärung der Terroristen werde man entsprechend reagieren. Und, so fügt er hinzu, er werde keinen Unterschied machen zwischen jenen, die diese Anschläge geplant haben, und jenen, die ihnen Zuflucht bieten.

    Dass El-Kaida-Chef Osama bin Laden hinter den Anschlägen stand, daran gab es für die Terrorismusexperten keinen Zweifel. Als die Taliban, die Bin Laden Zuflucht gewährt haben, es ablehnen, den El-Kaida-Chef auszuliefern, wird Afghanistan der erste Schauplatz im globalen Krieg gegen den Terror. Doch schon am 17. September hatte Bush das Pentagon angewiesen, militärische Optionen für eine Invasion des Irak auszuarbeiten. 18 Monate später ist es so weit. Bush gibt den Beginn der Kampfhandlungen gegen den Irak bekannt.

    ""At this hour, American and Coalition forces are in the early stages of military operations to disarm Iraq.”"

    Doch anders als im Falle Afghanistans verweigern ihm die Vereinten Nationen ihren Rückhalt. Und die angeblichen Massenvernichtungswaffen in der Hand Saddam Husseins bleiben unauffindbar.

    "Wir sind im Krieg" wurde zur magischen Formel der Präsidentschaft von George W. Bush. Als Kriegspräsident ließ er sich von seinen Hausjuristen mit außerordentlichen Vollmachten ausstatten. So kam es zur Duldung von Folter, zur Absegnung von Guantanamo, zur Aussetzung von Bürgerrechten. Sanktioniert wurde das alles mit dem Schutz der Bevölkerung vor weiteren Terroranschlägen.

    Zehn Jahre danach sind die USA von neuen Terrorattacken verschont geblieben, kann auch Osama bin Laden kein Unheil mehr anrichten. Der Hydra El Kaida dagegen können jederzeit neue Köpfe wachsen.

    Mehr zum Thema finden Sie in unserem Sammelportal 9/11 - Zehn Jahre danach.