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Abbau von Roffstoffen
Bergbau in Deutschland bleibt ein großes Geschäft

Der Ausstieg aus der Steinkohle ist vollzogen, das Ausstieg aus der Braunkohle steht bevor. Der Bergbau in Deutschland hat dennoch Zukunft, denn die Nachfrage nach anderen Rohstoffen steigt - zum Beispiel nach Kalisalzen für Düngemittel oder Lithium für E-Autos.

Von Klaus Deuse | 27.12.2018
    Bergleute arbeiten auf der Zeche Prosper-Haniel in 1250 Meter Tiefe an einem Flöz unter Tage vor Kohle.
    Die Zeche Prosper-Haniel, in der diese Bergleute zugange sind, ist inzwischen stillgelegt. An anderen Orten Deutschlands wird aber durchaus noch unter Tage geschuftet. (picture alliance / Oliver Berg / dpa)
    Mit der Schließung der letzten Steinkohlezeche hat sich Deutschland keineswegs vom Bergbau verabschiedet, stellt der Geschäftsführer der Vereinigung Rohstoffe und Bergbau Dr. Martin Wedig fest:
    "Die Deutschen verbinden mit dem Bergbau zumeist den Abbau von Stein- und Braunkohlen. In Deutschland werden aber eine Vielzahl von Rohstoffen abgebaut, die wir für den täglichen Bedarf, aber auch für unsere Industrie dauerhaft benötigen."
    Wie etwa in großem Umfang Kalisalze, die als Düngemittel in der Landwirtschaft eingesetzt und für die Produktion diverser Produkte in der chemischen Industrie benötigt werden. Daneben werden Quarz- und Quarzsande, feuerfeste Tone, Graphit, Magnesium,Feld-und Flussspat sowie Kaolin gefördert:
    Zahlreiche Arbeitsplätze in der Branche verbleiben
    "Auch nach dem Auslaufen des Steinkohlenbergbaus wird es im deutschen Bergbau noch eine nennenswerte Zahl von Arbeitsplätzen geben. Wir reden hier von sicher über 50.000 direkt Beschäftigten im deutschen Bergbau, die sich auf die verschiedenen Bergbauzweige verteilen."
    Knapp 10.000 Arbeitsplätze befinden sich auch nach dem Aus für die Steinkohle unter Tage:
    "Auch in anderen Rohstoffsektoren werden Mineralien unter Tage gewonnen. Dazu gehört insbesondere der Kali- und Salzbergbau. Nicht in den Teufenlagen, wie wir sie aus der Steinkohle kennen, mit Teufen, die wir bis zum Schluss dort erreicht haben mit 1.500 Metern. Da liegen wir sicherlich in Teufenlagen von eher 600 bis 800 Metern."
    Ebenfalls unter Tage werden Industrieminerale wie Schwerspat und Flussspat abgebaut. Zum Beispiel in Baden-Württemberg und Sachsen:
    Bergbau ist nach wie vor wichtiger Wirtschaftsfaktor
    "Auch hier haben wir Untertagebeschäftigung mit Zukunft."
    Die Zahl der Deutschlandweit im Bergbau tätigen Betriebe liegt bei über 1.000, die fast 900 Millionen Tonnen an diversen Rohstoffen abbauen:
    "Wenn man mal die Steinkohle herausnimmt, verbleiben immerhin noch zwölf Milliarden Euro Umsatzgröße im deutschen Bergbau, bezogen auf die Umsatzbringer im Stein- und Erdenbereich, im Bereich der keramischen Industrie Kali und Salz, Braunkohle sowie Erdöl und Erdgas."
    Die vorwiegend in Norddeutschland ansässige Erdöl- und Erdgasindustrie deckt immerhin gut zehn Prozent des heimischen Bedarfs ab. Den gesamtwirtschaftlichen Produktionseffekt der Rohstoffwirtschaft beziffert Martin Wedig auf jährlich rund 20 Milliarden Euro. Und da der durchschnittliche Beschäftigungsmultiplikator der direkt im Bergbau tätigen Mitarbeiter bei drei liegt, hängen nach dieser Berechnung etwa 200.000 Arbeitsplätze in der Bundesrepublik vom fortbestehenden Bergbau ab. In den letzten Jahren sind zudem eine ganze Reihe neuer Bergwerke in Betrieb genommen worden. Zum Beispiel im sächsischen Niederschlag, nahe der tschechischen Grenze.
    Neue Bergwerke - auch für Lithium
    "Dort wird Flussspat abgebaut. Derzeit liegt die Jahresförderrate bei etwa 100.000 Tonnen. Klingt zunächst wenig, ist aber eine ganze Menge angesichts einer Weltförderung von nur sieben Millionen Tonnen."
    Im kommenden Jahr nimmt ein weiteres Bergwerk in Sachsen die Förderung auf, und zwar eine Wolframgrube:
    "Wolfram, eben ein begehrtes Veredelungserz. Insofern lohnt sich hier die Rohstoffsicherung in Deutschland, da ansonsten auch aufgrund der hohen internationalen Preise und bestehenden Abhängigkeiten langfristig mit Versorgungsproblemen zu rechnen wäre."
    Im Kontext der voranschreitenden Elektromobilität gewinnt außerdem mit Blick auf leistungsstarke Batterien Lithium zunehmend an Wert, das im kommenden Jahr in der Grube Zinnwald abgebaut wird. Das Kapitel des deutschen Bergbaus ist längst noch nicht abgeschlossen.