Freitag, 19. April 2024

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Abbruch der Handball-Bundesliga
"Man kann so einen Titel nicht hundertprozentig ernst nehmen"

Handballerin Anna Loerper hat im Dlf die Entscheidung der Bundesliga Frauen verteidigt, nach dem Abbruch keinen Meister gekürt zu haben. Man brauche alle Spiele, um eine Aussagekraft zu haben. Die Diskussion sei nun eher schädlich für das Image des Frauenhandballs.

Anna Loerper im Gespräch mit Astrid Rawohl | 25.04.2020
Anna Loerper spielt bei der SG Bietigheim
Anna Loerper spielt bei der SG Bietigheim (imago)
In den Handball-Bundesligen der Männer und der Frauen sind vor wenigen Tagen die Spielzeiten für beendet erklärt worden. Nach diesem Abbruch steht Tabellenführer THW Kiel bei den Männern als Meister da, Borussia Dortmund dagegen bei den Frauen mit leeren Händen. Obwohl die BVB-Damen auch Tabellenerste waren, hat der Handball-Frauenverband HBF anders entschieden als der Männerverband HBL und keinen Meister gekürt. Von Ungerechtigkeit war danach die Rede, von Benachteiligung, sogar von Anzeichen einer Diskriminierung.
Handballerin Anna Loerper von der SG BBM Bietigheim und Mitglied des HBF-Vorstandes machte im Dlf noch einmal klar, wie es zu dieser Entscheidung gekommen war. "Die Frauenliga entscheidet unabhängig von der HBL oder dem Deutschen Handball Bund. Da hat sich die HBF entschieden, keinen Meister zu küren. Wir hatten Empfehlungen des DHB, an diese haben wir uns auch gehalten."
"Meiner Meinung nach hat die HBL einen Fehler gemacht"
Von einer Entscheidung über eine Meisterschaft sei im Bundesratsbeschluss des Deutschen Handballbundes keine Rede gewesen. Loerper unterstützt die Haltung des DHL-Vorstandes (*). "Wenn man keine Absteiger bestimmt, weil das rechnerisch noch nicht ausgespielt war (…), kann ich es auch verstehen, dass man keinen Meister kürt, der auch rechnerisch noch nicht ausgespielt wurde. Meiner Meinung nach hat die HBL da einen Fehler gemacht, bzw auch der DHB."
Innerhalb des Vorstandes war die Entscheidung, keine Meisterin auszurufen, nicht einstimmig ausgefallen. "Aber mit sehr deutlicher Mehrheit", betont Loerper. Sie könne die Enttäuschung des führenden BVB auch nachvollziehen, aber es gebe mit Blick auf die Zukunft der Liga auch wichtigere Fragen. "Da tue ich mich gerade ein bisschen schwer, diese Meistertitel-Diskussion so hochzuhängen."
Diese sei auch eher schädlich für das Image des Frauenhandballs. Jetzt gehe es darum, wieder Sponsorengelder zu akquirieren - und das werde in Zukunft immer schwieriger. "Da müssen wir den Vereinen auch helfen zu überleben."
(*) Anna Loerper ist eigentlich Mitglied des HBF-Vorstands, hat aber als Spielerin des Tabellenzweiten Bietigheim nicht über den Ausgang der Meisterschaft abgestimmt. An ihrer Stelle hat Spielleiter Uwe Stemberg votiert.