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Abgas-Manipulationen
Was Dieselfahrer jetzt wissen müssen

Die Abgas-Manipulationen bei VW betreffen nach Aussagen von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt 2,8 Millionen Autos in Deutschland. Auch andere EU-Staaten wollen jetzt Fahrzeuge noch mal testen – und zwar nicht nur die aus dem VW-Konzern, sondern auch die anderen Hersteller.

Von Lisa Weiß | 25.09.2015
    Ein VW Golf in bei einer Abgasuntersuchung in Hörselberg bei Eisenach
    Experten geht davon aus, dass auch andere Fahrzeughersteller tricksen. (imago stock & people)
    Gestern kam der Verdacht auf: Auch BMW könnte manipuliert haben, das hat jedenfalls eine Pressemitteilung der Zeitung "Auto-Bild" nahegelegt. BMW hat die Vorwürfe gleich zurückgewiesen und ganz ausdrücklich gesagt: Bei der BMW Group wird nicht manipuliert, man halte sich in jedem Land an die gesetzlichen Vorgaben. Und mittlerweile ist auch "Auto-Bild" wieder zurückgerudert – es sei alles ein Missverständnis gewesen, in einem Fahrversuch habe ein BMW-Auto zu hohe Abgaswerte gezeigt, aber man habe nicht behaupten wollen, dass BMW manipuliert habe.
    Mehrere EU-Staaten wollen auch andere Hersteller prüfen
    Auch andere Autobauer wie Daimler, Opel oder Fiat haben inzwischen erklärt, sie würden sich strengstens an alle Abgasvorgaben halten. Die deutsche Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation Deutsche Umwelthilfe geht aber davon aus, dass auch andere Fahrzeughersteller tricksen: Dafür habe man sehr konkrete Hinweise oder auch Messprotokolle; nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe liegen die gemessenen Stickoxid-Grenzwerte bis zu 3000 Prozent oberhalb der Grenzwerte. Die Deutsche Umwelthilfe spricht dabei aber immer nur von Indizien – dass da noch was im Argen liegen könnte, das halten aber auch die Regierungen verschiedener EU-Staaten nicht für ausgeschlossen: Italien zum Beispiel, Frankreich, Großbritannien oder auch Deutschland wollen jetzt Fahrzeuge noch mal testen – und zwar nicht nur die aus dem VW-Konzern, sondern auch die anderen Hersteller.
    Könnte es sein, dass Wagen mit manipulierter Motorsoftware ihre Zulassung verlieren?
    Ja, das ist jetzt die Frage - Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hat sich dazu gestern nur sehr vage geäußert: "Wir müssen erst den Schaden weiter untersuchen und beurteilen, bevor man zu irgendeinem Urteil kommt, was ist damit zu tun. Die Möglichkeiten sind vielfältig aber das gilt jetzt erst noch die nächsten Tage abzuwarten, bis wir vollumfänglich mit VW auch den Schadensumfang identifizieren können."
    Die Deutsche Umwelthilfe rät Fahrern, deren Auto eventuell betroffen sein könnte, jetzt erst mal an den Autobauer zu schreiben und sich die Schadstoffwerte für ihr Auto schriftlich bestätigen zu lassen. In dem Schreiben sollte man auch einen Hinweis einbauen, dass man sich rechtliche Schritte vorbehält, wenn falsche Angaben gemacht werden. Und falls da rauskommen sollte, dass Werte über den Vorgaben liegen, sollte man unbedingt gleich eine kostenlose Nachbesserung einfordern.
    Welche Auswirkungen hat das auf die Umwelt?
    Das ist einfach noch nicht absehbar. Der VCD, ein Verkehrsclub der sich für umweltverträgliche Mobilität einsetzt, sagt: Man weiß noch zu wenig, das hängt alles davon ab, wie groß die Abweichungen sind, wie viele Luftschadstoffe also in die Umwelt gepustet wurden und natürlich auch, wie viele Autos betroffen sind.
    Auch der VCD geht davon aus, dass der Skandal, der jetzt bekannt geworden ist, nur die Spitze des Eisbergs ist, dass bei vielen Herstellern irgendwie getrickst wird – nur nachweisbar sei es eben nicht. Klar ist auf jeden Fall Stickoxide können Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle verursachen, das heißt, auf die leichte Schulter sollte man das nicht nehmen. Und, was laut VCD noch dazu kommt: Wenn ein Auto auf Stickoxide getestet wird, dann wird vereinfacht gesagt, normalerweise auch der CO2- Ausstoß mit getestet. Der VCD hält es also für wahrscheinlich, dass bei den betroffenen Autos auch die CO2-Werte erhöht sind. Und wenn viel CO2 in die Luft geblasen wird, kann das auch Auswirkungen aufs Klima haben.