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Abgas-Skandal
Porsche-Chef Müller soll VW-Boss werden

Der Nachfolger des zurückgetretenen Volkswagen-Chefs Martin Winterkorn ist offenbar gefunden: Übereinstimmenden Medienberichten zufolge übernimmt der bisherige Porsche-Chef Matthias Müller. Weitere VW-Vorstände sollen abtreten.

24.09.2015
    Der Vorstandsvorsitzende der Porsche AG, Matthias Müller sitzt am 13.03.2015 in Stuttgart (Baden-Württemberg) in einem Porsche 911 Targa 4GTS.
    Porsche-Chef Matthias Müller soll Volkswagen-Chef werden. (picture alliance / dpa / Marijan Murat)
    Am Freitag tritt der VW-Aufsichtsrat zusammen. Mehrere Medien berichten, dass Müller in dem Gremium eine Mehrheit auf seiner Seite habe. Der 62-Jährige führte die Volkswagen-Tochter seit 2010, in dieser Zeit verdoppelten sich Absatz und Mitarbeiterzahl. Den Berichten zufolge wird der Aufsichtsrat außerdem weitere Verantwortliche nennen, die das Unternehmen verlassen müssen. Betroffen seien Audi-Vorstand Ulrich Hackenberg, der von 2007 bis 2013 Entwicklungschef bei Volkswagen war, und Motorenentwickler Wolfgang Hatz, der zurzeit als Vorstand bei Porsche arbeitet. Der "Spiegel" nennt zudem den derzeitigen Entwicklungsvorstand bei Volkswagen, Heinz-Jakob Neußer, als weiteren möglichen Kandidaten.
    Zuvor hatte die Affäre eine neue Dimension erreicht, als Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) verkündete, auch in Europa seien Dieselautos von Volkswagen mit manipulierten Abgaswerten unterwegs. "Es wurde uns mitgeteilt, dass auch in Europa Fahrzeuge mit 1,6 und 2,0-Liter Dieselmotoren betroffen sind von den in Rede stehenden Manipulationen", sagte Dobrindt am Donnerstag. Um wie viele und welche Autos es genau gehe, "wird sich in den nächsten Tagen klären". VW hatte bereits erklärt, dass von dem Manipulationsskandal weltweit rund elf Millionen Autos betroffen seien. Eine Software in den Autos sorgt dafür, dass die Fahrzeuge bei Tests deutlich weniger gesundheitsschädliche Stickoxide ausstießen als tatsächlich auf der Straße. Konzernchef Winterkorn hatte deswegen seinen Rücktritt erklärt.
    Nicht nur VW wird überprüft
    Auch Modellreihen der Tochter Audi werden genauer untersucht. Denn bei Fahrzeugen der Modellreihen A1, A3, A4 und A6 sei ebenfalls der Motor vom Typ EA 189 verbaut worden, sagte ein Audi-Sprecher. Um wie viele Autos es geht und ob sie tatsächlich auch von den Software-Manipulationen betroffen sind, konnte er aber nicht sagen.
    Was mit den betroffenen Autos geschehen soll - ob diese zum Beispiel zurückgerufen werden müssen, ließ Minister Dobrindt offen. Er erklärte aber, dass sich die von ihm angeordneten Abgas-Nachprüfungen nicht nur auf VW beschränken sollten. Ein Bericht der "Auto Bild" über angeblich ebenfalls erhöhte Abgaswerte bei Diesel-Autos von BMW hatte zuvor die Aktie des Konzerns zeitweise um mehr als neun Prozent einbrechen lassen. BMW beteuerte allerdings, bei seinen Fahrzeugen blieben alle Abgassysteme immer aktiv.
    (swe/cc)