Donnerstag, 28. März 2024

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Absage der Leipziger Buchmesse
"Wir hätten vor verwaisten Messehallen gestanden"

Die Angst vor dem Coronavirus sei größer als das Coronavirus selbst, sagte Jörg Sundermeier vom Verbrecher Verlag zur Absage der Leipziger Buchmesse. Selbst wenn die Verantwortlichen gesagt hätten, die Messe fände statt - gekommen wäre dann kaum jemand.

Jörg Sundermeier im Gespräch mit Jan Drees | 03.03.2020
Die menschenleere Glashalle der Leipziger Buchmesse
Dieses Jahr werden die Hallen der Leipziger Buchmesse leer bleiben (Deutschlandradio / Jelina Berzkalns)
Jörg Sundermeier vom Verbrecher Verlag bedauert die Absage der Leipziger Buchmesse: "Die Auftrittsmöglichkeiten für unsere Autorinnen und Autoren fallen weg", sagte er im Dlf. "Gerade bei jungen Talenten muss natürlich die Sichtbarkeit enorm erhöht werden, damit sie überhaupt wahrgenommen werden und damit sie eine Chance haben, gegen etablierte Kräfte anzukommen. Und das ist jetzt leider nicht mehr möglich." So existiere nun für die Debütantin Alexandra Riedel kein Forum mehr, etwa auf dem blauen Sofa oder durch die zahlreichen vereinbarten Interviews.
Er sei sehr betrübt über die Absage, sagte Hubert Winkels im Dlf . Was werde aus den "Sichtbarkeitsbeförderen" wie dem Europäischen Literaturpreis oder dem Leipziger Buchpreis, fragt er: ohne die große Veranstaltung vor Ort mit dem damit verbundenen Echo. "Es ist aus der Perspektive der Literatur natürlich deplorable."
Gerade die Leipziger Messe mache eine wunderbare Arbeit, arbeite sehr eng mit den Verlagen zusammen und habe ganz sicher sehr genau abgewogen, was sie machen könne. Man müsse sich aber auch immer vor Augen führen, dass es dabei um Millionenbeträge gehe. Sundermeier kann die Entscheidung der Messe zur Absage dennoch nachvollziehen: Wenn die Messe stattgefunden hätte und es hätte nur wenige Erkrankungen, womöglich einen Todesfall gegeben, hätte man "eventuell tatsächlich 100.000 Menschen unter Quarantäne setzen müssen". Er beneide die Messeleitung, den Oberbürgermeister und den Stadtrat Leipzigs nicht um die aktuelle Diskussion.
Das komplette Gespräch können Sie in der Audiothek nachhören.