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90 Jahre Radio

Von der Dachkammer des Berliner "Vox-Hauses" bis ins Digitalstudio, vom Unterhaltungsrundfunk über ein Propagandainstrument bis hin zum dauerhaften digitalen Abruf: Als erstes elektronisches Massenmedium in Deutschland feiert das Radio dieses Jahr seinen 90. Geburtstag. Bis heute ist es ein Medium mit Zukunft.

Von Marcus Heumann | 30.10.2013
    "Achtung, hier ist die Sendestelle Berlin im Vox-Haus auf Welle 400 Meter. Meine Damen und Herren, wir machen ihnen davon Mitteilung, dass am heutigen Tage der Unterhaltungsrundfunkdienst mit Verbreitung von Musikvorführungen auf drahtlos-telefonischem Wege beginnt. Die Benutzung ist genehmigungspflichtig. Als erste Nummer bringen wir: Cellosolo mit Klavierbegleitung, Andantino von Kreisler. Gespielt von Herrn Kapellmeister Otto Urack."

    Berlin, 29. Oktober 1923, kurz vor 20 Uhr. Aus einer Dachkammer des nach der gleichnamigen Schallplattenfirma benannten "VOX-Hauses" an der Potsdamer Straße nimmt die "Funk Stunde AG", eine Tochterfirma der VOX, ihren Sendebetrieb auf.

    "Am Tag vorher hatten wir schon ein Programm zusammengestellt von einer Stunde, und dieses Programm wurde am 29. vormittags nach dem Abgeordnetenhaus probeweise übertragen. Dort saß unter anderem auch Staatssekretär Dr. Bredow und hörte ab. Nach Beendigung des Konzertes rief Dr. Bredow an und sagte: 'Kinder das hat gut geklungen, wir fangen an.'"

    So erinnerte sich Kapellmeister Otto Urack in einer SFB-Sendung an den ersten Sendetag – und an Hans Bredow, seines Zeichens Rundfunkkommissar im Reichspostministerium, das für die technischen Belange des neuen Mediums zuständig war. Die regionalen Rundfunkgesellschaften, die sich schnell im ganzen Reichsgebiet etablierten, waren hingegen in der Hand privater Betreiber – und ausdrücklich sprach die erste Programmansage von "Unterhaltungsrundfunk."

    "Unterhaltungsrundfunk" soll zerstreuen und bilden
    In den Kindertagen des deutschen Radios blieb die Politik außen vor. Zerstreuung und Bildung war der selbst verordnete Programmauftrag der ersten Betreibergesellschaften. Und doch lag Rundfunkpionier Hans Bredow ganz richtig, als er prophezeite:

    "Hans Bredow: Radio ist in Deutschland gerade in einer Zeit der tiefsten seelischen und wirtschaftlichen Not wie ein befreiendes Wunder begrüßt worden, dessen Auswirkung auf das kulturelle, politische und wirtschaftliche Leben nicht hoch genug angeschlagen werden kann."

    Schon im April 1924 gab es in Deutschland 10.000 angemeldete Rundfunkteilnehmer, die eine monatliche Gebühr von zwei Mark zahlten. Vier Jahre später drückten sich bereits zwei Millionen angemeldete Hörer die Kopfhörer auf die Ohren, um den kratzenden Tönen des Detektors zu lauschen. 1932 waren es vier Millionen geworden. Neben Konzerten, Vorträgen, den ersten Live-Reportagen und Hörspielversuchen war auch Avantgardistisches zu hören, so der Hannoveraner Dadaist Kurt Schwitters:

    "Oh du, Geliebte meiner 27 Sinne, ich liebe dir! Du, deiner, dich, dir, ich, dir, du, mir, wir, das gehört beiläufig in die kalte Glut."

    Oder auch die ersten Werbespots:

    "Für Arm und Reich, für Groß und Klein, zu jeder Jahreszeit steht es für jedermann bereit, weil es gesund und rein. Coca-Cola, Coca-Cola trinkt man auf der ganzen Welt."

    Politik gibt es zunächst nur in den Nachrichtensendungen, die den regionalen Rundfunkgesellschaften zentral von der "Dradag", der staatsnahen "Drahtlosen Dienst AG", zugeliefert werden. Doch seit Ende der 20er-Jahre entwickelt sich der Rundfunk mehr und mehr zu einem Sprachrohr der Reichsregierung. Jeder Minister kann sich einer Sendezeit gewiss sein, wenn er es nur will. Die Opposition bleibt noch außen vor.

    Das Radio als Medium der Nazipropaganda
    Das ändert sich abrupt, als am 30. Mai 1932 die Regierung Brüning zurücktritt und Franz von Papen mit der Bildung einer Regierung der nationalen Konzentration beauftragt wird. Fortan erhalten im nunmehr völlig verstaatlichten Rundfunk alle Parteien eigene Sendezeiten, mit Ausnahme der Kommunisten. So hält auch Adolf Hitlers Stimme Einzug ins Radio, und sein Propagandachef Joseph Goebbels ist sich der Bedeutung des neuen Mediums vollauf bewusst:

    "Vielleicht werden spätere Geschlechter einmal feststellen müssen, dass der Rundfunk für unsere Zeit genauso eine neue Entwicklung der geistigen und seelischen Beeinflussung der Massen eingeleitet hat, wie vor Anbruch der Reformation die Erfindung der Buchdruckerkunst."

    Am 9. Oktober 1932 notiert Goebbels in sein Tagebuch:

    "Wir sind schon dabei, eine neue Personalliste für den Rundfunk aufzustellen für den Fall, dass wir über Nacht an die Macht kommen."

    Die Säuberung des Rundfunks beginnt sofort nach den Reichstagswahlen vom 5. März 1933. Im August werden zahlreiche prominente Rundfunkpioniere der Weimarer Zeit verhaftet und in das Konzentrationslager Oranienburg verschleppt. Die neuen Intendanten der Sender, durchweg Parteigenossen der 1. Stunde, sind willfährige Instrumente für Goebbels Direktiven. Und der Sendeleiter von Radio Stuttgart betätigt sich gar als Rezitator völkischer Gedichte:

    "Wer einmal dem Führer ins Auge gesehen, der weiß: Deutschland, du wirst nicht untergehen."

    Um möglichst viele potenzielle Hörer mit dem Propagandaprogramm erreichen zu können, lässt Goebbels Radioapparate zu Dumpingpreisen auf den Markt bringen: Die Typennummer des Volksempfängers beziehungsweise Deutschen Kleinempfängers - 301 - soll an den 30.01., den Tag der nationalsozialistischen Machtergreifung, erinnern.

    Die politische Vergewaltigung des Rundfunks durch die Nationalsozialisten beschert dem Medium rein technisch gesehen große Fortschritte. Zu den Olympischen Spielen 1936 fahren die Nazis in Berlin ein bis dahin nicht gekanntes Aufgebot an Übertragungstechnik auf. In diesen Tagen nimmt auch der erste Fernsehdienst seinen Betrieb auf, wenig später folgen die Einführung der Magnetbandtechnik und erste Stereoversuchsaufnahmen. Der totalitäre Staat rüstet auch seine Propagandatechnik auf.

    "Heil Hitler! Es war eben fünf Uhr. Der Deutschlandsender beginnt seine Sendefolge."
    (Trompetenfanfare)"

    Von morgens früh bis abends spät rieselt ein Programm aus Märschen, Reden, Jubelreportagen aus den Volksempfängern und ab 1939 die OKW-Fanfare, die die Siegesmeldungen aus dem Oberkommando der Wehrmacht ankündigt.

    Auch beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges spielt der Rundfunk eine zentrale Rolle. In der Nacht zum 1. September 1939 überfallen SS-Leute als polnische Soldaten verkleidet den auf deutschem Gebiet liegenden Sender Gleiwitz in Oberschlesien, verwüsten die Einrichtung und lassen einen Toten zurück. Diese als polnische Provokation getarnte Tat liefert Hitler den äußeren Vorwand für den Überfall auf Polen.

    Mit dem Tag des Kriegsausbruchs tritt im Deutschen Reich ein striktes Abhörverbot für alle ausländischen Rundfunksender in Kraft. Der Empfang von Feindsendern kann fortan den Hörer die Freiheit oder das Leben kosten. Trotzdem hören Millionen im Reich zum Beispiel den deutschen Dienst der Londoner BBC, der in dieser Zeit die verbotenen Gedanken vieler artikuliert.

    Lili-Marleen-Persiflage der BBC:
    ""Der Führer ist ein Schinder, das seh‘n wir hier genau, zu Waisen macht er Kinder, zur Witwe jede Frau. Und wer an allem schuld ist, den will ich an der Laterne seh’n ! Hängt ihn an die Laterne ! Deine Lili Marleen.´"

    "Der Reichssender Frankfurt schaltet wegen der Annäherung feindlicher Flugzeuge ab. Wir bitten unsere Hörer, ihr Empfangsgerät auf einen anderen deutschen Sender einzustellen."

    ...denn die Sendeantennen dienen den alliierten Fliegern als Funkfeuer. Je aussichtsloser der propagierte "Endsieg" wird, umso erbitterter wird auch an der Propagandafront gekämpft. In den letzten Kriegsmonaten wird das Programm immer häufiger durch sowjetische Störsender überlagert - in Moskau hören deutsche Kommunisten das Reichsprogramm ab und sprechen gezielt in die Satzpausen nazifeindliche Gegenpropaganda hinein – so etwa in Hitlers Neujahrsansprache 1945:

    Hitler:"…die Stunde kommt, in der sich der Sieg endgültig dem zuneigen wird, der seiner am würdigsten ist: dem Großdeutschen Reiche."
    Sprecher NKFD Moskau: "Das Jahr 1945 muss das Ende der Hitler-Tyrannei sein!"

    Am 13. Mai 1945 stellt mit dem Reichssender Flensburg die letzte Station des nationalsozialistischen Rundfunks ihren Sendebetrieb ein, erst vier Tage, nachdem über diesen Sender der letzte Wehrmachtsbericht verlesen worden war.

    "Seit Mitternacht schweigen nun an allen Fronten die Waffen. Auf Befehl des Großadmirals hat die Wehrmacht den aussichtslos gewordenen Kampf eingestellt. Es tritt eine Funkstille von drei Minuten ein."

    Eine Familie hört 1933 gemeinsam Radio
    Propagandachef Joseph Goebbels lässt in den 30er-Jahren Radioapparate zu Dumpingpreisen auf den Markt bringen. (AP Archiv)
    Alliierten übernehmen die Reichssender in Deutschland
    Eine Funkstille im deutschen Äther herrscht allerdings auch in der so genannten "Stunde null" nicht, denn an anderen Orten haben zu diesem Zeitpunkt schon die Sender der Alliierten ihr Programm aufgenommen. Bis 1949 entstehen in den Westzonen nach und nach Rundfunksender, dezentral organisiert und unabhängig vom Staat, angelehnt an das Vorbild der britischen BBC. Diese sogenannten öffentlich-rechtlichen Sender schließen sich 1950 zur ARD, der Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands, zusammen.

    In der sowjetischen Besatzungszone und späteren DDR hingegen mutiert der Rundfunk spätestens ab 1948 wieder zum Propagandainstrument einer sich allmächtig wähnenden Staatspartei. Groteskerweise sendet der Ost-Rundfunk bis 1952 aus dem alten Reichsrundfunkgebäude an der Masurenallee im Britischen Sektor Berlins, das 1945 von der Roten Armee okkupiert worden war. Sein direkter Konkurrent sind der RIAS, der Sender der amerikanischen Militärregierung, und später der Sender Freies Berlin. Im Äther tobt der deutsch-deutsche Rundfunkkrieg. Ab 1952 setzt die DDR dabei Störsender ein, um den Westempfang zu behindern.

    In West und Ost erlebt der deutsche Rundfunk Anfang der 50er-Jahre eine neue technische Revolution, die Einführung der Ultra-Kurzwelle. Nachdem der neue Kopenhagener Wellenplan Deutschland fast sämtliche angestammten Mittel- und Langwellen genommen hat, tut Abhilfe dringend not. Das Ergebnis: eine bis dahin noch nie gehörte Übertragungsqualität.

    "Wir hören die Ultra-Kurzwelle West. (Klassische Musik) Nun – der Klang verblüfft geradezu, und er ist recht gut für ein kleines Gerät, das zudem noch im Bakelitgehäuse angebracht ist."

    Hörer: "Ja, das gesprochene Wort, das ist so klar, also es ist einem so nah, es ist so persönlich!"

    Nur selten sind die ARD-Programme der 50er-Jahre provokant. "Die Capri-Fischer" und "Maria aus Bahia" verdrängen im Äther die Auseinandersetzung mit dem gerade Geschehenen und den heraufziehenden neuen Bedrohungen des Kalten Krieges. In stilistisch neuer Weise thematisiert werden sie in Günter Eichs Hörspiel "Träume" von 1951:

    "Am 1. Juni 1949 wurde in Dortmund ein Kind mit zwei Köpfen und drei Armen geboren. Bei diesem Anlass wurde die Behauptung aufgestellt, die Missgeburten bei Menschen und Tieren hätten seit den Abwürfen von Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki und seit dem Atomversuch von Bikini zugenommen."

    Protestanrufe beim NWDR: "Leiter vom Dienst… ?" - "Ja, wir haben da eben Ihr Hörspiel gehört von dem Eick." - LVD: "Eich!" - "Kann man den Mann nicht einsperren?" - LVD: "Das müssten Sie beantragen, nicht?" - "Das ist ja so trostlos! Die Zeiten sind so, dass die Bevölkerung ja hier eigentlich nervös genug ist! Ich kann Ihnen versichern, wir werden entsprechende Schritte unternehmen, dass so ein Kram vorher zensiert wird!"

    RIAS
    Der RIAS, der Sender der amerikanischen Militärregierung, ist direkter Konkurrent des Ost-Rundfunks. (Deutschlandradio / Bettina Straub)
    Anfang der 50er-Jahre erreicht das Radio fast jede Familie
    Noch während der Erstausstrahlung hagelt es Protestanrufe in der Telefonzentrale des NWDR. Denn solche Sendungen erreichen Anfang der 50er-Jahre noch fast jede Familie. Radiohören ist die Feierabendbeschäftigung, die Konkurrenz des Fernsehens noch unbedeutend. Und fast alle Sendungen, die später TV-Bestseller werden, haben zuvor ihre Premiere im Rundfunk erlebt, nebst ihren Protagonisten, wie Hans Rosenthal, Hans-Joachim Kulenkampff oder Peter Frankenfeld.

    Peter Frankenfeld: "Mit dieser Ouvertüre haben wir also unseren heutigen Nachmittag begehen können und beginnen können, 'Au, du lieber Ogus...' – das hätte ich mir aufschreiben sollen – 'Oh, du lieber Augustin'. Also, weil wir gerade von Namen sprechen, mein Name ist Frankenfeld, also das wird immer falsch ausgesprochen, wie Krankengeld, nur nicht so dick."

    "Hier ist das deutsche Fernsehen mit der 'Tagesschau'."

    Mitte der 50er-Jahre zählt man 84.000 Fernsehgeräte in deutschen Wohnzimmern. Schon zehn Jahre später sind daraus acht Millionen geworden. Die goldenen Jahre des Rundfunks sind vorbei. Mehr oder weniger ratlos stehen die Radiomacher erdrutschartigen Hörerverlusten gegenüber. Das Gegenmittel heißt Diversifizierung: In den 60er-Jahren wird das Radio vom einstigen Feierabendunterhalter mehr und mehr zum Begleiter durch den Tag.

    Magazinsendung, Beatmusik, Hörspiele: Das Radio spezialisiert sich
    Mit einer Auffächerung auf mehrere Programme pro Bundesland bedient der Rundfunk nun auch verstärkt spezielle Hörergruppen, von den sogenannten Gastarbeitern bis zur bisher arg vernachlässigten Jugend. Magazinsendungen, Beatmusik und unkonventionelle Moderationen halten Einzug ins Programm. Die Einführung der Stereofonie im Rundfunk schafft in jenen Jahren zudem auch neue Experimentierfelder in der Funkdramaturgie. Ab etwa 1970 etabliert sich mehr und mehr das experimentelle Hörspiel, in dem auch schon mal das eigene Medium auf die Schippe genommen wird:

    "Ja, meine Damen und Herren, weiter geht es. So, meine Damen und Herren. - Ich muss eines sagen, meine Damen und Herren, ... - Meine Damen und Herren, wir wollen hören, wie es weitergegangen ist, ja, meine Damen und Herren, und jetzt wird es knapp, noch knapp zwei Minuten. - Ja, es ist ein wenig später geworden als gedacht, meine Damen und Herren, aber daran sind wir nicht schuld. - Ja, meine Damen und Herren, gemach, gemach, liebe Freunde vom Bebraberg - Ja nun, das war schon lange nicht mehr da, da muss man lange zurückblättern. - Diese Tatsache, die spricht Bände - Ja! - Nein! - Ja, meine Damen und Herren. - Und wie, meine Damen und Herren! - So, meine Damen und Herren. - Das kann ich Ihnen, verehrter Hörer, ..."

    Mitte der 80er-Jahre existieren in der Bundesrepublik 44 Hörfunkprogramme. 1992 sind daraus schon 230 geworden, eine Folge der staatlich sanktionierten Zulassung von Privatsendern. Seit der zweiten Hälfte der 90er-Jahre erlebt das Medium Rundfunk in Form der Digitalisierung Herausforderung und Chance zugleich. Das gilt sowohl für seine Produktions- wie auch seine Verbreitungsmöglichkeiten.

    Im Zeitalter von Internet und Audio on Demand ist das "nichtlineare", also zeitversetzte Hören von Sendungen ebenso möglich geworden wie der Empfang abertausender Sender aus allen Teilen der Welt in bester Qualität. Der digitale UKW-Rundfunk DAB+ ermöglicht zudem - gerade auch unterwegs beim mobilen Empfang - Möglichkeiten, die zu Zeiten der analogen Übertragung kaum vorstellbar waren. Deutschlandradio-Intendant Willi Steul:

    "Das heißt, Sie drücken auf einen Knopf auf diesem Gerät, und dann haben Sie von Deutschlandradio, während Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur, DRadio Wissen laufen, haben Sie zusätzlich die Möglichkeit, Verkehrsfunk noch einmal zu haben, Sie haben Wetter, wir werden möglicherweise dieses Wetter auch regional splitten können. Das heißt, über diese DAB-Technologie sind sogenannte zusätzliche Informationen, sogenannte Datendienste lieferbar, oder Bilder zum Beispiel auch. Also, jede Menge von Zusatzinformationen. Und das macht die gesamte Qualität des Rundfunks zu einem anderen Ding.

    Hören, wann Zeit ist: Radio im Zeitalter des Internets
    Gerade solche Zusatzdienste der gebührenfinanzierten Öffentlich-Rechtlichen werden von den privaten Rundfunkanbietern in letzter Zeit immer wieder juristisch torpediert - mit dem Argument, hiermit würde der Rundfunkbeitrag zweckentfremdet. Zudem stellen sich in Internetzeiten viele rechtliche Fragen aus neuer Perspektive, denn eine weltweite und keinen festen Sendezeiten unterworfene Verbreitung von Musik wie Wort erfordert auch neue Urheberrechts- und Leistungsschutz-Lösungen.

    Mehr denn je ist Radio also heute "Work in Progress", zumal sich die Hörgewohnheiten und Ansprüche immer mehr diversifizieren - auch wenn der akustische Einheitsbrei mancher, insbesondere privater Sender vordergründig das Gegenteil nahelegt. Doch Rundfunk als reines Berieselungsinstrument zu begreifen heißt, seine Möglichkeiten zu unterschätzen.

    Das Manko des Radios gegenüber dem Fernsehen kann ebenso gut als sein Vorzug begriffen werden: dass es keine Bilder liefert in einer Zeit der optischen Reizüberflutung, als Appell an die Fantasie und Konzentrationskraft des Hörers. So verstanden bleibt der Rundfunk auch im betagten Alter von 90 Jahren ein Medium mit Zukunft. In diesem Sinne: Auf Wieder-Hören!
    Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
    Bei der IFA 2012 werden am Stand von Deutschlandradio verschiedene Digitalradios präsentiert. (Deutschlandradio - Bettina Straub)