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Abschied von Mandela
"Gigant der Geschichte"

Mit einer bewegenden Trauerfeier haben Staatschefs und Wegbegleiter Abschied von Nelson Mandela genommen. US-Präsident Obama nannte ihn einen "Giganten der Geschichte". Die Stimmung war ausgelassen und erinnerte an die Fußball-WM.

10.12.2013
    Das FNB-Stadion in Johannesburg, auch als Soccer City bekannt, stand zuletzt am 10. Juli 2010 im Fokus der Weltöffentlichkeit. Im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika trafen Spanien und die Niederlande aufeinander, noch vor dem Anpfiff war Nelson Mandela bei der Schlussfeier erschienen. Es war der letzte große öffentliche und umjubelte Auftritt des Friedensnobelpreisträgers und südafrikanischen Volkshelden.
    Dreieinhalb Jahre später war das Stadion wegen des strömenden Regens nicht so gut gefüllt. Dennoch sangen und tanzten die Menschen wieder. Nelson Mandela war diesmal nicht da, sein Leichnam soll von Mittwochmorgen an drei Tage lang vor dem Regierungskomplex in Pretoria aufgebahrt werden. Gekommen waren die Menschen dennoch nur für ihn: um Abschied zu nehmen.
    "Er baute unsere Nation auf"

    In einer emotionalen Rede würdigte US-Präsident Barack Obama Nelson Mandela als "letzten großen Befreier des 20. Jahrhunderts" und "Giganten der Geschichte". "Mandela bewirkte auch, dass ich ein besserer Mensch werden wollte", sagte Obama. Er verglich die politische Leistung Mandelas mit dem Lebenswerk des indischen Pazifisten Mahatma Gandhi, des US-Präsidenten Abraham Lincoln und des Bürgerrechtlers Martin Luther King. Mandelas Kampf gegen Unterdrückung und sein Einsatz für Freiheit und Demokratie stellten ihn in eine Reihe mit diesen historischen Größen. Er sei bereit gewesen, für seine Ideale zu sterben.
    Nelson Mandela
    Nelson Mandela (dpa / pa / )
    Während Obama mit Jubelrufen begrüßt wurde, erhielt der umstrittene Präsident Südafrikas, Jacob Zuma, bei seiner Ansprache Pfiffe und Buh-Rufe. Zuma nannte Mandela eine einzigartige Persönlichkeit und den größten Sohn Afrikas. Man könne unendlich stolz sein, Mitbürger des ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewesen zu sein, sagte er.
    Gauck unter den Trauergästen
    Auch zahlreiche andere Staatschefs zollten dem Friedensnobelpreisträger Respekt, darunter die von Indien, Brasilien und Kuba. Angereist waren auch Bundespräsident Joachim Gauck, der französische Präsident François Hollande und der britische Premierminister David Cameron.
    Chinas Vizepräsident Li Yuanchao hob hervor, Mandela habe sein Leben der Entwicklung und dem Fortschritt des gesamten Kontinents gewidmet. UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon nannte Mandela ein Leuchtfeuer der Hoffnung und der Menschenrechte. Die Welt habe einen geliebten Freund und Mentor verloren.
    Mandela war am Donnerstag im Alter von 95 Jahren gestorben. Die zentrale Trauerfeier begann wegen des strömenden Regens mit einstündiger Verspätung mit dem Singen der südafrikanischen Nationalhymne und einem interreligiösen Gebet. Danach kamen Angehörige Mandelas zu Wort kommen. Unter den Teilnehmern befanden sich nach Regierungsangaben rund 90 amtierende und ehemalige Staats- und Regierungschefs. Auch Mandelas Witwe Graça Machel trat erstmals wieder öffentlich auf.
    Singend und tanzend ins Stadion

    Seit den frühen Morgenstunden waren Zehntausende Menschen in Johannesburg zu der Feier geströmt, sagte am frühen Morgen im Deutschlandfunk Christian Echle von der Konrad-Adenauer-Stiftung in Johannesburg. Sie zogen singend und tanzend ins Stadion, trugen südafrikanische Fahnen und Bilder Mandelas.