Dienstag, 19. März 2024

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Abstruse Idee von Hanns Hörbiger
Der volle Mond und die leere Lehre vom Welteis

In diesen wunderbaren Nächten rund um Vollmond werden viele begeistert an den Himmel blicken. Das birgt womöglich ungeahnte Gefahren, denn dem österreichischen Ingenieur Hanns Hörbiger kam dabei Anfang des letzten Jahrhunderts "blitzartig", wie er sagte, die Idee der Welteislehre.

Von Dirk Lorenzen | 18.10.2021
Drei Bäume stehen im Nebel. über dem duster ein Vollmond hervorlugt.
Vielleicht inspiriert auch der kommende Vollmond zu kuriosen Ideen (imago / Shotshop)
Demnach bestehen die meisten Objekte im Universum aus Eis oder Metall. Im Sonnensystem ist die Erde die einzige Ausnahme. Ganz am Anfang der Welt gab es nur einen Stern von millionenfacher Sonnenmasse. In ihn krachte ein riesiger Eisplanet mit einem Metallkern. Glut- und Eisteilchen spritzten in die Weiten des Kosmos.
Unser Mond sei von einer dicken Eisschicht bedeckt. Anders lasse sich seine Helligkeit nicht erklären. Zudem stürze er – wie alle Monde – allmählich auf seinen Planeten, abgebremst von durch das All wabernden Eisteilchen.
Der Mondkrater Sabine, aufgenommen von der Mannschaft von Apollo 11
Keine Eisschicht, sondern ganz viel Staub: die Oberfläche des Mondes, hier der Krater Sabine (NASA)
Beim Sturz auf die Erde werde es zur Klimakatastrophe kommen, wie dies bei den Kollisionen mit früheren Erdmonden bereits der Fall war. Davon zeuge die Götterdämmerung nordischer Mythologien.
Nach der Welteislehre nähern sich die Planeten wiederum der Sonne und stürzen hinein. Mehr als zwanzig Planeten seien bereits verschwunden.
Anfangs nahm kaum jemand von diesen – sagen wir: eher ungewöhnlichen – Gedanken Notiz. Erst in den 1920er Jahren und während der NS-Zeit wurde die Welteislehre recht populär, auch wenn sie zahlreichen wissenschaftlichen Befunden widersprach.
Doch Hörbiger und seine Fans ließen sich von Fakten nicht beeindrucken. Die Welteislehre ist eine der absurdesten Irrungen der Pseudowissenschaft.