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Action Medeor
Schnelle Medikamentenlieferung für Krisenländer

Ob ganz aktuell für den Irak, nach Gaza, Syrien oder in die von Ebola heimgesuchten afrikanischen Ländern: Die deutsche Hilfsorganisation "action medeor" liefert seit 50 Jahren medizinische Ausrüstung in Krisengebiete - auch dann noch, wenn die Journalisten längst zum nächsten Konflikt weitergezogen sind.

Von Peter Kolakowski | 16.08.2014
    Ein MItarbeiter packt am 17.10.2001 in einer Lagerhalle des Vereins Action Medeor (German Medical Aid Organization) in Tönisvorst bei Krefeld ein Paket mit medizinischen Hilfsgütern für afghanische Flüchtlinge.
    Action Medeor hilft mit medizinischen Gütern in Krisenländern. (dpa / picture-alliance / Rolf Vennenbernd)
    - "Wann können wir die Isolierstationen bekommen?"
    - "Die Stationen sind vorrätig, das ist das Schöne, das heißt, wir brauchen nur den Frachtraum buchen und dann können die sofort los!"
    - "Wäre ja gut, wenn wir möglichst schnell die Mittel dafür bekommen."
    - "Ja, daran hängt es."
    Schnellen Schrittes hasten Pressesprecherin Susanne Haacker und Apotheker Christoph Bonsmann durch die Flure. Jetzt zählt jede Sekunde. Wieder mal. Denn vor wenigen Minuten hat Bonsmann einen dringenden Hilferuf aus Liberia bekommen. Ebola!
    - "Frau Gieratz-Nimene, ich habe jetzt die Zahlen zusammen, was die Isolierstationen kosten. Neben mir steht ein Journalist vom Deutschlandfunk, darf er kurz mitschneiden, wenn wir miteinander sprechen?"
    - "Sie können sich die Situation hier nicht vorstellen, die Stadt ist fast leer. Die Geschäfte sind geschlossen."
    Am anderen Ende die Leiterin eines Krankenhauses in Monrowia Margret Gieratz-Nimene:
    "Keine Aktivitäten finden statt, weil die Bevölkerung Angst hat und es gibt noch immer keine andere Anlaufstelle als Isolierstationen!"
    Team arbeitet weltweit in Krisengebieten
    Es ist Freitag Nachmittag kurz nach 5. An Pause, an Feierabend, ist hier in den Büros und dem Medikamentenlager von Action Medeor nicht zu denken. Das Team: international. Das Engagement: beispielhaft, freut sich auch Bernd Pastors, Vorstandssprecher von Action Medeor:
    "Alles wird ja letztlich aus Spenden finanziert. Aber aus den aktuellen Anfragen, die aktuellen Katastrophen, die wir jetzt vorliegen haben, wird deutlich: Wir brauchen mehr Spenden. Also wir bekommen natürlich ganz viel Anerkennung und Besuche vor Wahlkämpfen oder in Wahlkämpfen. Trotzdem ist es so, wir haben eine hohe Anerkennung bei allen politischen Parteien von lokal bis national für unserer Arbeit. Wir arbeiten nach internationalen Standards, das heißt, wir auditieren alle Herstellungsbetriebe, die für uns die Medikamente in Europa oder auch weltweit zum Bespiel auch in Asien produzieren. Internationale Qualitätsstandards werden bei uns aufrechterhalten. Es wird alles dokumentiert, es ist sehr transparent. Wir können gute Qualität immer garantieren."
    Action Medeor arbeitet seit 50 Jahren
    Action Medeor verwaltet und vermittelt die medizinischen Hilfsmittel nicht nur, es verschickt sie auch in alle Teile der Welt. Und das seit nunmehr 50 Jahren. Auch dann noch, wenn die Journalisten längst abgezogen sind - zum nächsten Krisenherd, betont Katharina Wilkin, die für Asien zuständig ist und unter anderem auch Pakistan versorgt.
    - "Ist das nicht bedauerlich, wenn Katastrophen sind wie in Pakistan die Flutkatastrophe, ist ja nicht so lange her. Das kommt dann und verschwindet wieder aus den Medien, aber Sie kämpfen weiter an der Front."
    - "Ja wir sind seit dem Hochwasser 2010 immer noch in Pakistan tätig, es gibt immer auch noch viel zu tun. Es verschwindet schnell, es kommen aber auch schnell neue Herausforderungen. Und wir versuchen, möglichst lange in den Ländern zu bleiben."
    Pillen, Zäpfchen, Messgeräte, Stethoskope: Im riesigen Medikamentenlager stapeln sich Tabletten und anderes medizinische Gerät, die in den Katastrophengebieten so dringend gebraucht wird. Emsig und konzentriert laufen die Lageristen zwischen den knapp zehn Meter hohen Regalen, sortieren, kontrollieren, sammeln und packen ein, beschreibt Lagerleiter Ralf Deutzkens die Arbeit:
    - "Zur Zeit sind wir gerade dabei, ein Emergency Health Kit zu packen für den Irak."
    - "Können wir mal reingucken?"
    - "Ja natürlich. Hier sieht man also Verbandsmaterial, Einwegspritzen, Wasserentkeimungstabletten, also das, was in einem Notfall vor Ort dringend benötigt wird, Medikamente wie auch medizinisches Equipment. Wir hatten vorherige Woche eine Sendung gepackt für den Gaza, aber im Moment sind wir damit beschäftigt, Dinge für den Irak zu packen."
    Zusammenstellen von Notfalleinheiten
    Zwischendurch wieder und wieder Telefonate auf dem Mobiltelefon. Mit dem Hinweis, wo welche Lieferung gerade steckt. Oder was noch wo dringend gebraucht wird. Hunderte Pakete verlassen täglich das Lager von Action Medeor. Darunter auch sogenannte Notfalleinheiten. Das reicht für die medizinische Erstversorgung von 30.000 Menschen für einen Monat. Die Kosten sind im Vergleich dazu gering, etwa 10.000 Euro. Schon stehen die nächsten leeren Kartons bereit. Mit dem Klemmbrett in der Hand begibt sich Lagerleiter Deutzkens zu den Regalen. Zuvor erhält er noch die freudige Nachricht, dass die Lieferungen endlich eintreffen sollen. Apotheker Bonsmann hat das Gespräch mit Margret Gieratz Nimene jetzt beendet.
    - "Wir haben ausgeschrieben nicht nur die Schutzanzüge, sondern auch die Handschuhe und Mundschutz."
    - "Also wir haben noch Mundschutz, hatten Sie uns letztens ja freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Wir haben noch Kappen. Was noch wichtig ist, sind lange Handschuhe."
    Die Isolierstationen seien bald unterwegs, wenn auch das Ministerium in Deutschland die Mittel bereitstellt. Hoffentlich schon übermorgen.
    - "Ohne diese Schutzanzüge lasse ich keinen meiner Mitarbeiter mehr arbeiten, weil eben drei meiner Mitarbeiter verstorben sind. Ich danke Ihnen und allen, die an dieser Arbeit beschäftigt sind."
    - "Alles klar. Frau Gieratz-Niemene, vielen, vielen Dank. Wir bleiben in Kontakt, bis später."
    - "Grüße an alle und auf Wiederhören!"