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ADAC-Hauptversammlung
Suche nach Wegen aus der Krise

Die Liste der Vorwürfe gegen den Automobilclub ADAC ist lang: Manipulationen beim Autopreis "Gelber Engel", undurchsichtige Vermögensverhältnisse und angeblich sogar die schlechtere Behandlung der eigenen Mitglieder bei der Pannenhilfe. In Saarbrücken, auf der Mitgliederversammlung des Vereins, sollen offenbar die Weichen für einen Neuanfang gestellt werden.

Von Tonia Koch | 09.05.2014
    ADAC-Autos stehen auf einem Parkplatz
    Bei all den Fehlern, die beim ADAC jetzt ans Tageslicht kommen, muss sich der Automobilclub den Vorwurf gefallen lassen, Vereins- und Wirtschaftsinteressen miteinander vermischt zu haben. (Karl-Josef Hildenbrand dpa / picture-alliance)
    190 ADAC-Delegierte setzen darauf, dass dem Allgemeinen Deutschen Automobilclub ein Neuanfang gelingt.
    "Ich bin hoffnungsvoll, das ist alles auf einem guten Weg. Ich glaube, dass die Lösungen alle gefunden werden, ich glaube, dass wir hier rausgehen und haben eine richtige Strategie."
    Kernthemen: Pannenhilfe, Luftrettung und Ambulanz
    Überwiegend einig sind sich die Vertreter der regionalen Gliederungen auch darüber, welche Organisationsform der nach dem US-amerikanischen Pendant zweitgrößte Automobilclub der Welt künftig haben soll. Der Wunsch besteht, ein Verein zu bleiben.
    "Der Verein soll erhalten bleiben, so einfach. In der Kernthemen: Pannenhilfe, Luftrettung und Ambulanz. Mit den Kernthemen Rechtsschutz, Schutzbrief, das wäre meine Vorstellung. Der ADAC hat Mitglieder und die Entwicklung ist leider in die Richtung gegangen, der ADAC hat Kunden. Er hat aber keine Kunden, und wir wollen uns wieder auf die Mitglieder besinnen. Das Gros, was der ADAC macht, wird ja in den Ortsgruppen gemacht und das geht nur mit einem Verein."
    Dass der Vereinsstatus Tabu ist, bestätigt auch der kommissarisch im Amt befindliche ADAC-Präsident August Markl.
    Das ist auf alle Fälle die Marschrichtung, wir haben ja beschlossen, dass die Mitgliederinteressen weit vor den kommerziellen Interessen kommen, weit vor den Interessen Geschäfte zu machen."
    Vereinsstatus überprüft zurzeit Amtsgericht München
    Ob der ADAC den Vereinsstatus behalten darf, das wird zurzeit vom Amtsgericht München überprüft. Denn in den vergangen Jahren hat der Automobilclub immer mehr wirtschaftliche Interessen entwickelt, die über den eigentlichen Vereinszweck hinausgehen. Dazu zählen neben Versicherungs- und Finanzdienstleistungen zum Beispiel auch Verlagsaktivitäten oder eine gemeinsam mit der Post betriebene Fernbuslinie. Gegen die wirtschaftliche Tätigkeit des ADAC sei nichts einzuwenden, urteilte bereits 1982 der Bundesgerichtshof. Und noch immer ist der ADAC im Grundsatz der Auffassung, dass er Kommerz und Ehrenamt ausreichend trennt. Inzwischen aber erwirtschaftet das Firmengeflecht Umsätze in Milliardenhöhe und die Einsicht wächst, dass es Veränderungen im Rahmen der wirtschaftlichen Tätigkeiten geben muss. August Markl.
    "Wir werden in dem Reformplan alles auf den Prüfstand stellen und wenn wirtschaftliche Interessen nicht vereinbar sind mit Mitgliederinteressen, dann werden wir sie selbstverständlich einstellen."
    Bereits seit Tagen ist die Rede davon, dass die Fernbuslinie aus dem ADAC Imperium herausgelöst werden wird. Das allein aber wäre zu wenig, sagen Kritiker wie der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer.
    " Dann würden die bestehenden Strukturen weiter in der Zukunft bestehen bleiben, dann wäre das wirklich die Richtung, die dem ADAC am meisten schaden würde, dann würde er nie aus dem Schlamassel heraus finden."
    Der ADAC wird auch darauf verzichten, morgen einen neuen Präsidenten zu wählen, zunächst soll die Reform auf den Weg gebracht werden.