Dienstag, 23. April 2024

Archiv

ADAC-Test
Die teuersten Kindersitze müssen nicht die besten sein

Sicherheit, Bedienungsfreundlichkeit und Ergonomie sind wichtige Kriterien beim Kauf eines Autokindersitzes. Der ADAC hat 37 Modelle getestet. Nicht alle Sitze konnten überzeugen. Grundsätzlich gilt, dass ein teurer Sitz nicht besser sein muss.

Von Tobias Krone | 22.05.2017
    Ein Junge sitzt am 08.09.2016 in Köln (Nordrhein-Westfalen) in dem Kindersitz BeSafe iZi Modular.
    Jeder Sitz geht auch durch die Schadstoffprüfung. (dpa/ picture alliance/ Oliver Berg)
    Insgesamt 37 Modelle von Kindersitzen hat der in seinem neuesten Check unter die Lupe genommen. Am Wichtigsten dabei natürlich der Sicherheitstest. Johannes Boos vom ADAC erläutert das Verfahren.
    "Wir messen die Sicherheit bei einem Frontaufprall mit 64 Stundenkilometer, messen wir da, bei einem Seitenaufprall mit 50 Kilometer pro Stunde, also im Stadtverkehr – und gucken eben auch, wie verläuft zum Beispiel der Gurt, also schneidet der Gurt tief in den Bauchraum ein? Oder ist der Sitz auch so konstruiert, dass er sich sicher und standfest im Auto verankern lässt."
    Zwei Modelle zeigten Schwächen beim Aufpralltest
    Zwei der 37 Modelle haben diesen Test nicht bestanden.
    "Zwei Modelle hatten Schwächen beim Frontaufpralltest: Das war einmal der LCP Kids Saturn iFix, da hat der Beckengurt tatsächlich beim Aufprall tief in den Bauchraum eingeschnitten, das ist immer tatsächlich ein großes Verletzungsrisiko, das da entsprechend besteht. Und beim zweiten Sitz – das war der Casualplay Multipolaris X hat sich der Dummy beim Aufprall aus der Führung des Sitzes gelöst. Auch da hätte es – falls es sich um einen echten Unfall gehandelt hätte - ein erhöhtes Verletzungsrisiko gegeben."
    Weitere Kategorien des Kindersitz-Tests waren Bedienungsfreundlichkeit und Ergonomie. Zudem musste jeder Sitz durch die Schadstoffprüfung.
    "Wir haben jetzt im aktuellen Test beispielsweise gesehen, dass auch da zwei Sitze aufgrund des Schadstoffgehalts durchgefallen sind. Das war das Modell Jools iZi Go Modular, und dann noch einmal ein baugleiches Modell mit der Isofix-Befestigung. Da hatten wir einfach zu hohe Belastungen mit dem Flammenschutzmittel TCPP – das gilt ja als krebserregend. Die Sitze entsprechend abgewertet und mangelhaft bei uns im Test."
    "Ein teurer Sitz muss nicht immer besser sein"
    Insgesamt bekamen 22 der 37 Modelle gute Noten. Auch Zusatz-Eigenschaften wie eine Isofix-Befestigung, also ein standardisiertes System, mit dem man in Autos Kindersitze ohne Verwendung des Sitzgurtes befestigen kann, können beim Kauf hilfreich sein – spielten allerdings bei der Testbewertung keine Rolle. Beim Kauf eines Kindersitzes sollte man neben den Ergebnissen vor allem den Preis beachten, so Johannes Boos.
    "Grundsätzlich gilt: Ein teurer Sitz muss nicht immer besser sein. Genauso gut ist ein günstiger Sitz nicht zwangsläufig schlechter in der Verarbeitung und schlechter in der Qualität."
    Sitze für klein bis ganz groß
    Bei einer Preisspanne zwischen 100 und knapp 600 Euro für einen Kindersitz lohnt es sich also, vor dem Kauf auch das Testergebnis zu berücksichtigen. Ebenfalls eine immer beliebtere Alternative für Sparsame sind sogenannte Allrounder, also Sitze, die sich vom Säuglingsalter bis ins höhere Kindesalter verwenden lassen.
    "Da haben wir gesehen, bei diesen Modellen gab’s deutliche Qualitätsunterschiede. Zwei dieser Allrounder haben von den Testern ein Gut bekommen, eins nur befriedigend. Ein Modell war hingegen nur 'ausreichend', da war das Manko, dass der Sitz sich unter anderem nicht stabil im Auto verankern ließ."
    So praktisch das Angebot eines einzigen Kindersitzes vom Babyalter bis zu zwölf Jahren klingen mag, in puncto Bedienungsfreundlichkeit bestätigt der ADAC diesen Allroundsitzen manche Schwäche.