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Adieu Beagle 2

Raumfahrt. - Große Erwartungen hatten Europäische Wissenschaftler an die Sonde "Beagle 2" geknüpft, die am 1. Weihnachtstag auf dem Mars landen und erste Bilder senden sollte. Doch daraus wurde nichts - von "Beagle 2" fehlt seither jede Spur. Zwar kreist die Esa-Sonde "Mars Express" weiter um den roten Planeten und liefert sensationelle Bilder und Datensätze, doch die britischen Väter des Landers tröstet das nicht. Mit wenig Optimismus schauen die Forscher einem letzten Termin für eine weitere Kontaktaufnahme zu "Beagle 2" entgegen.

26.01.2004
    In London informierte am Montag das Team um Professor Colin Pillinger die Öffentlichkeit über den aktuellen Stand bei der Suche nach dem verschollenen Fahrzeug "Beagle 2". Doch die Pressekonferenz glich eher einem Abgesang als der Bekundung weiterer Zuversicht, dass der Lander sich möglicherweise doch noch melden werde. Trotzdem wolle man das Vehikel noch nicht völlig aufgeben, denn immerhin bestehe am 3. Februar noch eine allerletzte Möglichkeit, dass die Sonden Mars Express und Mars Odyssee Kontakt zu der verloren gegangenen Kapsel herstellen können. Das aber, so wissen auch die Experten, sei nur ein hauchdünner Strohhalm, an den sich wohl nur größte Optimisten klammern dürften.

    Seit dem Zeitpunkt der errechneten Landung auf Mars hatten die britischen Ingenieure alles nur Erdenkliche unternommen, um Beagle zu aktivieren oder auch nur ausfindig zu machen. So war die Hoffnung zuletzt gewesen, dass das Gefährt nach einer zehntägigen Funkstille automatisch seinen Notsender einschalten und so bemerkbar machen könnte – doch auch dies blieb aus. Während die Hoffnung mit jeder Minute weiter schrumpft, wächst die Liste möglicher Ursachen, die zu dem Verlust des Landers geführt haben könnte. So könnte bereits ein einziges ausgefallenes Bremselement, vom Fallschirm bis zu den Lufkissenpolstern, bei der ruppigen Landung eine fatale Bruchlandung nach sich gezogen haben. Möglicherweise sei Beagle aber auch unglücklicherweise in einen tiefen Krater gefallen, dessen Wände jeden Funkverkehr unmöglich machten. Vielleicht habe es aber auch bereits bei der Abkoppelung von Mars Express Probleme gegeben, die das Landegerät in eine ganz andere Landezone manövrierten und eine erfolgreiche Landung von vornherein unmöglich machten. Untersuchungskommissionen sowohl der britischen Raumfahrtverantwortlichen als auch der Europäischen Weltraumagentur ESA sollen – soweit dies aus der Distanz der Erde möglich ist – alle möglichen Ursachen untersuchen und so eine Analyse der wahrscheinlichen Ursachen des Desasters liefern. Aufklärung tut Not, gingen doch bei der Unternehmung auch 85 Millionen Euro mit einem Schlag verloren.

    Trost spendet in dieser Situation allerdings die verbliebene Sonde "Mars Express", die in den vergangenen Wochen Bilder der Marsoberfläche in nie da gewesener Qualität ablieferte und sogar in den USA, die derzeit im Triumph ihrer beiden Marsroboter schwelgen, für Furore sorgte. Dennoch hatten die Techniker und Ingenieure um das Beagle-Kontrollzentrum im britischen Leicester gehofft, mit einer erfolgreichen "Beagle"-Mission das eigene Können unter Beweis zu stellen und der Konkurrenz zu demonstrieren, wie mit einer Mischung aus Genius, Einfallsreichtum, Improvisationskunst und nicht zuletzt Sparsamkeit ebenfalls ein ambitioniertes Ziel wie die Marseroberung erreicht werden könne. Schwer trifft der wahrscheinliche Verlust von Beagle überdies, weil dessen Bohreinheit weitaus tiefer in den Untergrund hätte vordringen und Hinweise auf die Zusammensetzung des Planeten sowie auf Wasservorkommen liefern können, als dies "Opportunity" und "Spirit" vermögen. Trotz aller Bitterkeit will Colin Pillinger das Projekt "Beagle" nicht als gescheitert gelten lassen. Vielmehr gelte es, die entwickelte Technik zu bewahren und bei zukünftigen Marsmissionen – dann möglicherweise bei mehreren gleichzeitig entsandten Kapseln – erneut zu verwenden.

    [Quelle: Jürgen Krönig]