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Ägypten
Fahrrad-Eisdiele mit Solarbetrieb

Ägypten setzt auf die Kraft der Sonne und baut die Solarenergie aus. Ein langwieriger Prozess. Doch auch im Kleinen wird die Kraft der Sonne schon genutzt. Ein Architekt hat ein Solarfahrrad gebaut, mit dem er Eis verkauft.

Von Björn Blaschke | 03.08.2018
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    1.500 Euro kostet das solarbetriebene Eisfahrrad - die Kunden stehen Schlange (ARD/Björn Blaschke)
    Auto-, Lkw- und andere Batterien, Messgeräte, Kabelrollen: Mohamad El Tawils Werkstatt befindet sich in einer großen Garage in einem Vorort von Kairo. Der hochgewachsene Mann mit dem graumelierten Haar ist eine Art Daniel Düsentrieb. Stolz steht Mohamed vor einer seiner Kreationen: einer Fahrrad-Eisdiele - betrieben mit Solarkraft.
    Es ist ein buntes Dreirad. Hinten: Sattel und Pedalen. Vorne: eine türkis-weißgestreifte Eistruhe, die bis auf minus 20 Grad runtergeht - und beschirmt von einem Baldachin aus Solarzellen. Mit ihm verbunden: Kabel, ein Umspannkasten, eine Sicherung und eine kleine Musikanlage.
    Eisverkauf mit dem Solarfahrrad verspricht ein gutes Geschäft
    Vor gut dreieinhalb Jahren hat Mohamad den Prototyp entworfen, inzwischen konnte er zehn seiner Fahrrad-Solar-Eisdielen verkaufen. Für jeweils 1.500 Euro. Ein Preis, der sich für Käufer lohne:
    "Das Rad bringt die Investition innerhalb eines Sommers wieder rein. Der Profit mit Eiscreme ist normalerweise extrem groß. An die 30 Prozent, wenn nicht mehr."
    Mohamad - Architekt und Ingenieur - macht das, was die politische Führung seines Landes im Großen versucht: Sonnenenergie nutzen. Bis 2020 will Ägypten 20 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien gewinnen. Dafür wird im Süden des Landes bei Assuan eines der größten Solarkraftwerke der Welt geplant, das eines Tages eine Gesamtleistung von rund 1,5 Gigawatt produzieren soll.
    Ägypten setzt auf Solarstrom - aber noch fehlen Energiespeicher
    In aufwendig produzierten Filmen wird das Projekt beworben: Schon heute glitzern gut 200.000 Solarmodule auf einer Fläche von 50 Fußballfeldern. Und demnächst soll die Anlage noch größer werden. Platz hat Ägypten genug - und Sonne ebenfalls. Die allein reiche aber nicht aus, weiß Mohamad El Tawil, der nicht nur Fahrrad-Eisdielen entwickelt sondern als Architekt auch in Gebäuden wie Schulen Solarenergie zum Einsatz bringt.
    "Der Speicher ist das Problem. Wenn es einen Speicher gäbe, wäre alles klar. Aber bisher gibt es solche Speicher eben nicht. So muss die Energie ins Netz. Und die Spannung steigt. Bis das Netz entlastet wird - durch den Einsatz der Energie. Ansonsten wird das Stromnetz zerstört."
    Im Kleinen ist das Problem zu lösen - durch wieder aufladbare Batterien. Die, die Mohamad in seine Fahrrad-Solar-Eisdiele gebaut hat, kann Energie bis zu 24 Stunden speichern. Große Solar-Parks, wie der, der im Süden Ägyptens gebaut wird, seien - so Mohamad - für die Produktion von Strom weniger wichtig als für die Forschung! Um beispielsweise an der Entwicklung von Speichern zu arbeiten. Für Mohamad El Tawil sind die Großprojekte weniger reizvoll. Er würde gerne seine Fahrrad-Solar-Eisdielen weiterentwickeln, hat aber keine internationalen Investoren.
    "Nicht so richtig. Technisch bin ich sehr gut. Ich habe 35 Jahre Erfahrung. Aber ich bin kein Verkäufer. Weißt Du, um Investoren zu finden, muss ich einen Anzug tragen, gut reden. Aber ich bin eher der Typ, der nachts arbeitet und sich morgens um seine Hunde kümmert."