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Älteste Darstellung des Sternenhimmels
Die Himmelsscheibe von Nebra

In diesen Tagen vor zwanzig Jahren begann ein astronomischer Krimi, der bis in die Bronzezeit zurückreicht. Zwei Raubgräber entdeckten in der Nähe von Nebra in Sachsen-Anhalt eine mit Gold verzierte Bronzescheibe.

Von Dirk Lorenzen | 05.07.2019
20.09.2018, Berlin: Die Himmelsscheibe von Nebra steht in einer Glasvitrine in der Ausstellung "Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland" im Martin-Gropius-Bau. Gezeigt werden die spektakulärsten Funde der vergangenen 20 Jahre aus ganz Deutschland. Mehr als 1000 Ausstellungsstücke aus allen Bundesländern von der Himmelsscheibe von Nebra bis zur antiken Hafenmauer des römischen Köln werden präsentiert. Foto: Anne Pollmann/dpa | Verwendung weltweit
Die Himmelsscheibe von Nebra wurde am 04. Juli 1999 von zwei Hobbygräbern mit Metalldetektoren entdeckt. (Picture Alliance / dpa / Anne Pollmann)
Anders als gesetzlich vorgeschrieben, haben die beiden Sondengänger die Scheibe nicht den Behörden übergeben, sondern verkauft. Nach weiteren Stationen wurde die Scheibe schließlich Museen angeboten. Bei einem fingierten Kauf stellte die Polizei die archäologische Sensation sicher.
Denn die etwa 3600 Jahre alte Scheibe aus Nebra ist die älteste bekannte Darstellung des Kosmos weltweit. Sie zeigt einen goldenen Kreis, der je nach Interpretation die Sonne oder den Vollmond darstellt, eine Mondsichel und 32 Sterne. Sieben bilden eine kompakte Gruppe, offenbar den Sternhaufen der Plejaden.
Aldebaran folgt am Firmament den Plejaden, einem offenen Sternhaufen im Stier
Die Gruppe von sieben Sternen auf der Himmelsscheibe soll die Plejaden darstellen (NASA) (NASA/DSS)
Die Scheibe diente wohl als Kalender, um zum richtigen Zeitpunkt Schaltmonate in den Mondkalender einzufügen – nur so blieb er mit dem Lauf der Sonne im Takt und damit mit den Jahreszeiten.
Historiker schmerzt, dass in privaten Sammlungen sicher viele weitere bedeutende Stücke schlummern, die einiges über die Frühgeschichte der Himmelskunde verraten könnten. Doch skrupellose Schatzräuber und eigensinnige Besitzer verhindern die wissenschaftliche Auswertung dieser Stücke.
Der Himmelsscheibe von Nebra ist dieses Schicksal erspart geblieben – sie ist im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle an der Saale ausgestellt, als ein grandioses Dokument des astronomischen Wissens vor rund viertausend Jahren.