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Ärger am Fehmarnbelt
Tunnelprojekt wackelt

Schleswig-Holstein will in den nächsten Tagen den Bau des Fehmarnbelt-Tunnels zwischen Deutschland und Dänemark genehmigen. Doch auf dänischer Seite gibt es Probleme. Die Finanzierung des größten Infrastrukturprojekts im Ostseeraum steht in Frage.

Von Björn Dake | 27.12.2018
    Eine Hand mit ausgestrecktem Finger zeigt auf einer Karte den geplanten Tunnelverlauf von der deutschen Insel Fehmarn zur dänischen Insel Lolland.
    Der Tunnel soll die deutsche Insel Fehmarn mit der dänischen Insel Lolland verbinden. (picture alliance /dpa /Marcus Brandt)
    Der Wind weht Holger Schou Rasmussen ins Gesicht. Der Bürgermeister der Gemeinde Lolland will, dass der Fehmarnbelt-Tunnel gebaut wird. Möglichst bald. "Mit den Fähren gibt es kein Problem. Aber heutzutage, 60 Jahren nachdem die Fährverbindung aufgebaut wurde, ist es doch möglich, eine solide Infrastruktur zu bauen."
    Der Tunnel soll die dänische Insel Lolland mit der deutschen Insel Fehmarn verbinden. 18 Kilometer lang, mit Straße und Schiene. Dafür sollen an Land gebaute Tunnelelemente in der Ostsee versenkt werden.
    Deutlich kürzere Fahrzeiten
    Die Zugfahrt zwischen Kopenhagen und Hamburg soll dadurch deutlich kürzer werden - statt heute fünf Stunden weniger als drei. Statt 45 Minuten auf dem Schiff, zehn Minuten im Auto.
    Bürgerinitiativen und Umweltschützer vor allem in Deutschland wollen den Tunnelbau verhindern. Sie befürchten, dass die Natur leidet. Und sie sagen, für einen Tunnel dieser Größe gebe es keinen Bedarf.
    Momentan pendeln zwischen Puttgarden und Rödby die Fähren der Reederei Scandlines. Der Tunnel könnte das Aus bedeuten für die Verbindung. Reederei-Chef Sören Poulsgaard Jensen hat deshalb vor dem Europäischen Gerichtshof geklagt.
    Jensen: "Wenn der Tunnel eines Tages fertig ist, sind wir Wettbewerber. Da brauchen wir gleiche und faire Bedingungen."
    Die sieht Poulsgaard Jensen nicht. Denn Dänemark und die EU geben Milliarden Euro für das Tunnelprojekt.
    Näher ranrücken an die Mitte Europas
    Nach jetzigem Stand soll der Bau etwa 7,4 Milliarden Euro kosten. 1,4 Milliarden kommen von der EU. Dänemark steht gerade für Kredite in Milliardenhöhe. Denn das Land soll durch den Tunnel näher heranrücken an die Mitte Europas.
    Doch der Europäische Gerichtshof hat dem Finanzierungsmodell vor einigen Tagen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Luxemburger Richter haben entschieden, dass es für die staatlichen Zusagen ein förmliches Prüfverfahren hätte geben müssen - mit Beteiligung der Reedereien.
    Das gab es aber nicht und muss deshalb jetzt wahrscheinlich nachgeholt werden. Das könnte den Zeitplan des Tunnelbaus deutlich verzögern.
    Doch die staatliche dänische Projektfirma Femern A/S hält an ihren Plänen fest, sagt Pressesprecherin Tine Lund-Bretlau dem dänischen Fernsehen. "Wir erwarten nicht, dass die EU-Kommission eine andere Entscheidung trifft als letztes Mal. Wenn es so kommt, müssen wir dann darüber reden. Jetzt machen wir erstmal so weiter."
    Die Firma verfüge über die nötigen Mittel, das Projekt während einer neuen Prüfung weiter vorantreiben zu können.
    Der dänische Verkehrsminister Ole Birk Olesen rief die EU-Kommission auf, so schnell wie möglich eine neue Prüfung einzuleiten. Er weist darauf hin, dass die Richter in Luxemburg das Projekt nicht grundsätzlich in Frage stellen.
    Lollands Bürgermeister Schou Rasmussen hofft, dass sich durch das Urteil des Europäischen Gerichtshofs nicht viel ändert – und der Tunnel kommt.
    "Wir erwarten, dass wir den Zeitplan einhalten können: Baubeginn 2020 und der Tunnel ist 2028 fertig. Daran ändert sich nach meiner Einschätzung nichts. Wir sind schon lange bereit und wollen jetzt loslegen.