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AfD-Tagung auf Hambacher Schloss
Protest gegen Symbolkraft

Die AfD-Landtagsfraktion in Rheinland-Pfalz hält an einem symbolträchtigem Ort ihre umstrittene Herbsttagung ab: auf dem Hambacher Schloss, das als Wiege der deutschen Demokratiebewegung gilt. Gegner der rechtspopulistischen Partei empfinden das als Provokation.

Von Anke Petermann | 28.10.2016
    Gegendemonstranten protestieren gegen die AfD-Tagung auf dem Hambacher Schloss.
    Gegendemonstranten protestieren gegen die AfD-Tagung auf dem Hambacher Schloss. (dpa / picture alliance / Uwe Anspach)
    "Fest" nennt die AfD ihre Partei-Veranstaltung auf dem Hambacher Schloss – Symbolort deutscher Demokratie. Auf dem Höhepunkt des historischen Hambacher Festes demonstrierten 1832 Zehntausende von Menschen für eine freie geeinte Nation mit Bürgerrechten für Mann und Frau. Sie flaggten Schwarz-Rot-Gold.
    Heute schwelgen Frauke Petry und Uwe Junge, AfD-Frontleute aus Sachsen und Rheinland-Pfalz, geradezu in diesen Farben und im Bekenntnis zu den Hambacher Freiheitswerten.
    "Der historische Bezug ist einmalig und eindeutig und ist auch der Markenkern der Alternative für Deutschland, denn wir sind die Partei der Realisten, wir wollen die Demokratie in Deutschland stärken", sagt Junge und Parteikollegin Petry ergänzt:
    "Das Hambacher Schluss ist und bleibt nicht die einzige, aber eine ganz wichtige Wiege der Demokratie in Deutschland und des Nationalstaats und damit auch die Wiege der Volkssouveränität und der Volksdemokratie."
    Schmallippige Petry
    Angeblich Herzensangelegenheit der AfD. Sagt jedenfalls die Bundesvorsitzende, der vorgeworfen wird, in Sachsen einen demokratisch gewählten Landtagskandidaten wieder von der Liste gekegelt zu haben. Auf die Frage, ob sie das AfD-Konzept von "Politik fürs Volk", wahlweise "völkische" Politik in die Ideenwelt des Hambacher Schlosses importieren wolle, reagiert Petry schmallippig:
    "Ich weiß gar nicht – haben Sie das Wort vernommen gerade?!"
    Aber gehört "völkisch" nicht zu Ihrem Vokabular?
    "Ja, Sie täuschen sich. Und ich kann Ihnen nur empfehlen, das Originalinterview zu lesen. Dann wissen Sie, was ich gesagt habe."
    Vollmundig stimmt sie sodann ein in eines der Bürgerlieder von 1832:
    "Die Gedanken sind frei…"
    Kritik von Gegendemonstranten
    "Das finde ich anmaßend", sagt der Neustädter Musiklehrer, der eine Gegendemonstration vor dem Schloss mit organisiert hat.
    "Da das ein Lied der Demokratie ist und die AfD meiner Meinung nach eine Ideologie verfolgt, die nicht demokratisch ist – sehr rassistisch, sehr ausländerfeindlich und verlogen. Es riecht sehr nach Propaganda, was die AfD von sich gibt."
    Die AfD-Kritikerin Esther Grün alias Elisabeth Hornig, die 1832 auf dem Hambacher Fest demonstrierte. Esther Grün macht sonst Führungen durchs Hambacher Schloss und besucht die AfD -‎Gegendemo als "Wiedergängerin" der historischen Demonstrantin. 
    Eine kostümierte AfD-Gegnerin vor dem Hambacher Schloss (Anke Petermann / Deutschlandradio)
    Die Gegendemonstration: eher eine Art Volksfest unten vor den Absperrgittern der Polizei. Hier zeigen etwa 200 AfD-Gegner Flagge, darunter Gewerkschafts- und Kirchenleute. Sie kaufen der rechtspopulistischen Partei ihr Bekenntnis zur Demokratie nicht ab.
    "Weil ich generell der Ansicht bin, dass Bekenntnisse, die sich gegen Menschen richten, nichts mit Demokratie nichts zu tun haben können. Es geht hier um ein Miteinander, und wenn man Fremde ausgrenzt, Intoleranz und Rassismus befördert, können die schöne Reden halten wie die wollen, das ist miteinander nicht vereinbar", sagt eine Katholikin.
    Und eine GEW-Gewerkschafterin meint: "Dass die AfD zwar demokratisch gewählt ist, aber eine völlig undemokratische, rassistische Partei ist, mit Inhalten, die keinen Platz haben in dieser Gesellschaft. Und vor allem, weil die ausgerechnet hier an diesem Ort, am Hambacher Schloss, ihre Machtdemonstration machen."
    Die AfD auf dem Hambacher Schloss – die Demokratie hält vieles aus.