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Affäre beim Deutschen Fußball-Bund
Wofür erhielt Medienberater Diekmann 372.000 Euro?

Es wird eng für einige Spitzenfunktionäre des Deutschen Fußball-Bundes. Neu aufgetauchte Dokumente zeigen, dass sie im Zusammenhang mit den Beschäftigungen des Medienberaters Kurt Diekmann beim DFB gegenüber eigenen Funktionären, Prüfgremien und der Öffentlichkeit die Unwahrheit gesagt haben.

Von Thomas Kistner | 14.10.2021
DFB-Zentrale am 12.03.2020 in der Commerzbank-Arena in Frankfurt.
Medienberater Kurt Diekmann steht seit längerem im Zentrum der erbitterten Machtkämpfe im DFB (www.imago-images.de)
Ab April 2019 soll Nachrichtenhändler Kurt Diekmann für den Deutschen Fußball-Bund tätig gewesen sein – das zumindest behauptete die DFB-Spitze um Interimspräsident Rainer Koch bisher. Wie neue Akten jetzt belegen, war Diekmann aber bereits zwei Monate vorher in die Bearbeitung von heiklen Medien-Anfragen beim DFB involviert.

Im Zentrum erbitterter Machtkämpfe im DFB

In einer internen Aufstellung, die Diekmann im Februar 2019 zu Einnahmen und offenen Forderungen seiner Agentur verfasst hatte, taucht der DFB mit 16.000 Euro auf. Dazu wird vermerkt, dass diese Forderung "noch nicht verschickt" worden sei.
Der Medienberater steht seit längerem im Zentrum der erbitterten Machtkämpfe im DFB. Sogar interne und externe Prüfer mussten auf seine Tätigkeit angesetzt werden. Aber auch sie konnten nicht feststellen, welche Dienstleistungen genau der Agent für insgesamt 372.000 Euro dem gemeinnützigen Verband erbracht hat.
Gaby Papenburg, TV-Moderatorin, unterlag bei der Wahl zum Präsidenten des Berliner Fußball-Verbandes. 
Suche nach DFB-Präsident "Habe nicht damit gerechnet, dass die Strukturen so hartnäckig sind"
Gaby Papenburg wollte im August Präsidentin des Berliner Fußballverbandes werden, unterlag am Ende aber dem Amtsinhaber Bernd Schultz. Der Berliner Fußballverband sei grundsätzlich noch nicht bereit für Veränderungen, sagte die TV-Moderatorin im Dlf. Viele Verbände würden von "alten, weißen Männern" dominiert.
Laut Interimspräsident Koch, Schatzmeister Stephan Osnabrügge und dem damaligen Generalsekretär Friedrich Curtius soll Diekmann für die projektbezogene, mediale Begleitung zweier Untersuchungen der Forensikerfirma Esecon zuständig gewesen sein.

DFB schweigt zu neuen Vorwürfen

Damit hatte Diekmanns Tätigkeit Anfang 2019 aber nichts zu tun. Hier ging es um eine Anfrage des Nachrichtenmagazins "Spiegel" zu teuren Funktionärsreisen, Festen und Steuerproblemen. Besonders brisant: Diekmann war zum Zeitpunkt, als er die "Spiegel"-Anfrage für den DFB bearbeitete, selbst bezahlter Informant des "Spiegel". Und: Er spielte dem Magazin vertrauliches Material gegen den damaligen Präsidenten Reinhard Grindel zu.
Der DFB schweigt zu den neuen Vorwürfen. In einer Mitteilung heißt es nur, das Thema Diekmann sei laut hauseigener Compliance "ordnungsgemäß abgewickelt" worden.
Diekmann teilte mit, er äußere sich prinzipiell nicht "zu geschäftlichen Vorgängen, Vertragspartnern, Abläufen und Forderungen".
Ex-Präsident Grindel reagierte dagegen "fassungslos" auf die neuen Erkenntnisse. Als DFB-Präsident habe er nie erfahren, dass der Agent, der maßgeblich an seiner Demontage mitgewirkt habe, schon während seiner Amtszeit ganz diskret im DFB tätig gewesen sei. Peter Peters, derzeit mit Rainer Koch Interimspräsident des DFB, kündigte an, "die Angelegenheit erneut im DFB-Präsidium zu thematisieren".