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Affäre um Datenmissbrauch
"Facebook muss seine eigene Rolle definieren"

In der Affäre um illegale Datenauswertungen wächst der Druck auf Facebook. Das US-Unternehmen werde deshalb seine Strategie ändern müssen, sagte SZ-Digitalredakteur Simon Hurtz im Dlf. Und hierfür müsse Facebook klären, wie viel politische Verantwortung es übernehmen will.

Simon Hurtz im Gespräch mit Antje Allroggen | 20.03.2018
    Eine Holzfigur vor dem Logo von Facebook.
    Facebook: Soziales Netzwerk mit Quasimonopol in seinem Geschäftsbereich (picture alliance / Jean-Luc Flémal//dpa)
    Ist Facebook ein Netzwerk mit globaler Verantwortung oder nur eines zur privaten Kommunikation, das jede politische Verantwortung von sich weist? Diese Frage gelte es für die Verantwortlichen um Gründer und Firmenchef Mark Zuckerberg zu beantworten und entsprechend zu kommunizieren, so Hurtz.
    Der politische und öffentliche Druck werde weiter zunehmen und der Ruf nach einer politischer Regulierung lauter werden. Im Fall von Google habe die EU gezeigt, dass sie nicht vor harten Strafen zurückschrecke. Die EU-Kommission hatte vergangenes Jahr Google eine Strafe in Milliardenhöhe auferlegt.
    Besserung mit EU-Datenschutzverordnung
    Der ehemalige Datenschutzbeauftragte der Bundesregierung, Peter Schaar, hatte im Deutschlandfunk gesagt, er blicke der am 25. Mai in Kraft tretenden Datenschutzverordnung der EU positiv entgegen. Dann würden Praktiken wie im jetzigen Fall "sehr viel besser untersucht werden können".
    Auch für Hurtz bedeutet die Datenschutzverordnung einen "Schritt in die richtige Richtung". Es sei gut, Unternehmen zu mehr Transparenz zu verpflichten. Es sei aber "nicht immer wünschenswert, Datenschutz in dem Sinne durchzusetzen, zu sagen, man darf Daten überhaupt nicht mehr teilen". Denn Facebook bleibe auch weiterhin Quasimonopolist in sozialen Netzwerken, wenn User nicht mehr mit ihren Daten zu Konkurrenten umziehen dürften.
    Der Gründer von Facebook, Mark Zuckerberg
    Der Gründer von Facebook, Mark Zuckerberg (picture alliance / Andrej Sokolow/dpa)
    Die aktuelle Affäre folge einer Reihe von Skandalen bei Facebook in der jüngeren Vergangenheit, erinnert Hurtz im Gespräch mit @mediasres. Als Folge davon könnten Werbekunden die Plattform als ungeeignet fürs Schalten von Anzeigen einschätzen. "Das ist ein Hebel, der Facebook gefährlich werden kann." Nicht erst in diesem Fall, aber in diesem "ganz besonders" lege der Digitalkonzern eine "beeindruckend schlechte" Krisenkommunikation an den Tag.
    Untersuchungen laufen an
    Weltweit wurden inzwischen Untersuchungen des Falls angekündigt. Die US-Verbraucherschutzbehörde FTC will einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge klären, ob Facebook der Datenanalysefirma Cambridge Analytica erlaubt hat, an Nutzerinformationen zu gelangen, obwohl dies gegen die Richtlinien verstößt.
    Die Datenschutzbehörde ICO erklärte in London, man gehe unter anderem der Frage nach, ob Facebook nach dem Verlust der Daten entschlossen gehandelt und rechtzeitig informiert habe. Außerdem wolle man einen Durchsuchungsbefehl in den USA gegen Cambridge Analytica erreichen. Bereits gestern hatten sowohl das Europäische Parlament als auch der US-Senat in Washington Untersuchungen zu dem Fall angekündigt.
    Facebook soll laut Medienberichten im Jahr 2014 Zugriff auf Daten von mehr als 50 Millionen Nutzern erhalten haben, ohne dass diese davon wussten. Die Informationen seien unter anderem dafür verwendet worden, dem damaligen Präsidentschaftsbewerber Trump Wahlwerbung zu ermöglichen.