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Afrika
Ebola-Impfstoff für frei lebende Gorillas

Das Ebola-Virus ist nicht nur für den Menschen gefährlich, sondern auch für unsere nächsten Verwandten: etwa Gorillas und Schimpansen. Sie bekommen Fieberanfälle und innere Blutungen. Der Vorschlag von Forschern aus Großbritannien und den USA, die Tiere zu impfen, ist jedoch umstritten.

Von Katrin Zöfel | 27.05.2014
    Wenn es um Schutz für Gorillas und Schimpansen in freier Wildbahn geht, ist es zentral, ihre Lebensräume zu erhalten und sie vor Wilderei zu schützen. Und es gibt noch einen weiteren wichtigen Punkt.
    "Both chimpanzees and gorillas are extremely endangered in Africa and one of the big threats is disease."
    Eine große Gefahr für die Tiere seien ansteckende Krankheiten, wie Masern, Grippe oder Ebola, sagt Peter Walsh von der Universität von Cambridge in Großbritannien. Für die Menschenaffen gibt es bisher keine eigenen zugelassenen Impfstoffe. Der Tierökologe hat nun zusammen mit einer kleinen US-Pharma-Firma und Forschern aus den USA einen Impfstoff gegen das Ebola-Virus entwickelt.
    "Wir haben den Impfstoff direkt an Schimpansen getestet, und zwar an sechs Tieren im New Iberia Research Center in Louisiana. Wir haben zwar nicht geprüft, was passiert, wenn wir die geimpften Tiere direkt mit Ebola-Viren in Kontakt bringen. Aber wir impften sie, und dann nahmen wir regelmäßig Blutproben, sodass wir ihre Immunreaktion überwachen konnten."
    Die Immunantwort der Versuchstiere sei so stark gewesen, dass sie eine Ebola-Infektion im Ernstfall abwehren könnten, so die Einschätzung des Forschers.
    Forscher: Der Impfstoff ist sicher
    Der Impfstoff besteht aus Fragmenten der äußeren Hülle des Virus. Diese Fragmente reichen aus, um das Immunsystem der Tiere auf die Abwehr der Viren zu trainieren. Gleichzeitig seien sie als Impfstoff-Grundlage weniger gefährlich als abgeschwächte oder abgetötete ganze Viren.
    "Es sind keine kompletten Viren-Kopien, also können sie auch keine Infektion auslösen. Dadurch fallen viele der Probleme, die es sonst bei Impfungen geben kann, einfach weg. Wir haben das sehr ausführlich getestet, und das Ergebnis ist: Dieser Impfstoff ist für die Tiere sicher."
    Vorbehalte sind groß
    Peter Walsh will den neuen Impfstoff einsetzen, um wilde Populationen in Afrika vor Ebola zu schützen. Doch die Vorbehalte gegen solche Impfungen sind groß.
    "Dafür gibt es zwei Gründe. Viele Artenschützer zögern, in das natürliche Gleichgewicht vor Ort einzugreifen. Dabei gibt es dieses natürliche Gleichgewicht in Afrika eigentlich längst nicht mehr. Zum anderen fürchten sie, solche Impfungen wären für die Tiere gefährlich. Und das ist zumindest für unseren Impfstoff einfach nicht wahr."
    Artenschutz als vorrangiges Ziel
    Peter Walsh setzt sich vehement dafür ein, dass der neu entwickelte Impfstoff bald vor Ort eingesetzt wird. Sein vorrangiges Ziel sei der Artenschutz. Doch die Entwicklung des Ebola-Impfstoffes für Menschenaffen könnte auch dem Menschen nutzen. Für Menschen gibt es bisher keinen Ebola-Impfstoff, ihn zu entwickeln lohnt sich für die Pharma-Industrie nicht, es ist zu teuer und die Zahl der Infektionen zu gering. Was beim Menschenaffen funktioniert, lasse sich natürlich nicht direkt übertragen, sagt die Medizinerin Beatrice Hahn von der University of Pennsylvania. Aber beide Felder könnten einander nutzen.
    "Was wir in der Arbeit an frei lebenden Menschenaffen lernen, bringt uns auch in der Arbeit für den Menschen weiter. Wir sollten beides "zusammen" denken, nicht getrennt."
    Biomedizinische Versuche mit Menschenaffen nur in USA
    Die USA sind zur Zeit der einzige Ort weltweit, wo noch biomedizinische Versuche mit Menschenaffen durchgeführt werden. Beatrice Hahn hat an einem Bericht der US-amerikanischen National Academy of Sciences mitgeschrieben, der deutlich strengere Regeln für diese Versuche vorschlägt. Dennoch plädiert sie dafür, dass Versuche wie die von Peter Walsh, die dem Artenschutz dienen, weiterhin möglich sein sollen.