Donnerstag, 28. März 2024

Aktenvernichtungen
"Überall flogen diese verbrannten Papierschnipsel"

4. Dezember 1989. Ein Angehöriger des Amtes für Nationale Sicherheit berichtet im Ost-Berliner Rundfunk über illegale Aktenvernichtungen.

04.12.2014
    Säcke mit vorvernichteten Akten der ehemaligen Stasi liegen im Keller der Außenstelle in Frankfurt (Oder) des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik
    Säcke mit vorvernichteten Akten der ehemaligen Stasi liegen im Keller der Außenstelle in Frankfurt (Oder) des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (picture alliance / dpa-Zentralbild, Patrick Pleul)
    "Es geht mir darum, dass Akten oder Unterlagen oder Papiere, verbrannt werden, vernichtet werden, durch den Ofen gehen und da der Markus Wolf in seinem Aufruf geäußert hat, dass ehemaligen Mitgliedern des Politbüros und auch Abteilungsleitern des ZK kein Zugang zu Panzerschränken und Unterlagen und EDV-Anlagen gewährt werden soll, dass ich der Meinung bin, dass solche Verbrennungen von Unterlagen auf keinen Fall irgendeiner Vertrauensbildung dienlich sein können."

    Reporterfrage: "Sie haben das selbst miterlebt, dass Unterlagen in Ihrer Dienststelle verbrannt wurden, ja?"

    MfS-Mitarbeiter: "Ich habe es nicht selbst miterlebt. Ich habe gesehen, dass mein direkter Leiter die Unterlagen genommen hat, damit ins Heizhaus gegangen ist, und wahrscheinlich, meiner Meinung nach, verbrannt wurden, da eben überall diese verbrannten Papierschnipsel flogen."

    Reporterfrage: "Gab es da Fragen im Objekt, vielleicht auch an diesen Genossen, warum er das getan hat?"

    MfS-Mitarbeiter: "Über diese Frage, dass er das tut, wird mit ihm an sich nicht gesprochen. Aber im Kollektiv natürlich wird gelästert darüber: 'Jetzt bringt er wieder seine Unterlagen weg, damit ihm keiner auf die Füße treten kann.'"