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Aktieneinbruch bei der Kali und Salz AG

Hinter dem unscheinbaren Namen Kali und Salz AG verbirgt sich einer der weltweit wichtigsten Hersteller von Düngemittel. Um dramatische 25 Prozent war der Aktienkurs in der vergangenen Woche eingebrochen. Jetzt droht dem Konzern sogar der Verlust der Mitgliedschaft im DAX.

Von Maike Brathge | 05.08.2013
    Ein dickes Minus prangt vor dem K+S Aktienkurs. Auf dem Fernseher im Foyer des Kasseler Unternehmens sind die schlechten Nachrichten abzulesen, doch die Mitarbeiter senken lieber den Blick und hasten vorbei. Die Stimmung ist seit vergangener Woche gedrückt, wie Rainer Krisch, Betriebsratsvorsitzender in Kassel erzählt.

    "Die Stimmung ist schon etwas niedergeschlagen. Denn man empfindet das als Mitarbeiter schon so als eine Art Angriff auf das Unternehmen und das führt natürlich vermehrt zu Sorgen und auch Ängsten. Aber in der Vergangenheit haben wir solche Situationen auch schon gehabt und die Belegschaft hat diese Unsicherheiten erlebt und überstanden. Das kommt vor auf den Finanzmärkten, wenn da die kleinste Information kommt, dass dann also rasante Reaktionen die Folge sind."

    Und diese Reaktionen werden die Mitarbeiter auch bei ihrem Gehalt merken, dann nämlich, wenn K+S weniger Gewinn macht.

    "Weil wir eine Beteiligung am Unternehmenserfolg vereinbart haben und das wird jeden Einzelnen persönlich dann auch treffen, wenn nämlich dann der Erfolg ausbleibt, gibt es halt weniger."

    Der DAX-Konzern produziert Kali und Salz und hat Standorte auf der ganzen Welt mit über 14.000 Angestellten. Deren Arbeitsplatz sei aber trotz des Kursabfalls sicher, sagt Unternehmenssprecher Ulrich Göbel.

    "Der Vorstandvorsitzende Herr Steiner hat in einem Brief an die Mitarbeiter deutlich gemacht, dass K+S als zuverlässiger und auch als wertschätzender Arbeitgeber nach wie vor zu den Mitarbeitern steht. Es gibt genauso wenig wie es hektische, andere Reaktionen gibt, Pläne, die auf Personalreduzierung herauslaufen. Das sind alles Dinge, die zunächst mal in einer klaren Analyse betrachtet werden müssen und aus der Analyse heraus werden entsprechende Gegenmaßnahmen entwickelt. Und all das steht im Moment überhaupt nicht zur Diskussion."

    Im Hauptsitz in Kassel beobachten die Mitarbeiter die Preise auf dem Kalimarkt nun ganz genau. Der Chef von Uralkali, Vladislav Baumgertner, hatte einen Einbruch der Preise auf 300 Dollar pro Tonne vorausgesagt. Einige Analysten glauben, dass K+S da nicht mithalten könne. Die Förderkosten liegen bei dem nordhessischen Unternehmen im Durchschnitt nur knapp unterhalb der 300 Dollar Marke. Ein niedriger Kalipreis hieße also weniger Umsatz für K+S. Aber Unternehmenssprecher Ulrich Göbel teilt diese Zweifel nicht. K+S habe einige Spezialdünger im Angebot, mit denen man weitaus höhere Gewinne erzielen könne, als mit dem russischen Standarddünger.

    "Unsere Stärke liegt eindeutig bei den Spezialdüngemitteln. Also bei Produkten, die neben dem Kaliumchlorid auch weitere Nährstoffkomponenten nämlich Magnesium und schwefelhaltige Salze enthalten. Und die von anderen Produzenten in der Form nicht hergestellt werden können, weil deren Lagerstätten diese Minerale nicht enthalten, im Gegensatz zu unseren deutschen Lagerstätten."

    Außerdem will K+S seine Produktion ausweiten. Vor zwei Jahren wurde beschlossen, das Projekt Legacy in Kanada zu starten. Dort soll für 3 Milliarden Euro eine neue Mine entstehen, die in drei Jahren in Betrieb gehen soll. Branchenexperten zweifeln mittlerweile an dem Projekt. Denn nur bei den aktuellen Kalipreisen würde sich die Investition rechnen. Das Unternehmen hält aber an seinen Expansionsplänen fest.

    "Das Projekt Legacy ist eine wichtige Investition fürs Unternehmen, als solches ist sie gerade auch im letzten Quartal von Herrn Steiner noch mal deutlich als Stärkung für das Unternehmen bezeichnet worden. Daran hat sich in der Einschätzung überhaupt nichts geändert. Es wird natürlich auch unter Rentabilitätsgesichtspunkten dort investiert. Aber zum jetzigen Zeitpunkt gibt es dort keinen Bedarf sich neu zu orientieren."