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Frischluft

Von wegen Dinosaurier: Die junge Big-Band-Szene in Deutschland ist quicklebendig. Musikalisch regiert darin die Abenteuerlust. Einflüsse aus Techno, Rock oder Minimal Music treffen auf Free Jazz - aber auch der gute alte Swing bekommt seine Chance.

Von Thomas Loewner | 14.05.2020
    Im Vordergrund ist eine Altsaxofon spielende Frau zu sehen. Sie trägt ein schwarzes Oberteil und steht vor einem Notenständer. Im Hintergrund spielt ein Orchester auf verschiedene Blasinstrumenten
    Einen Hans Anselm sucht man in der Hans Anselm Big Band vergeblich. Stattdessen u.a. dabei: Saxofonistin Olga Amelchenko (Jens Hoppe)
    In Berlin macht zurzeit die Hans Anselm Big Band von sich reden. Das Orchester mit dem imaginären Namensgeber ist ein Gemeinschaftsprojekt der Pianistin Anna Wohlfahrt und des Gitarristen Benedikt Schnitzler. Wohlfahrt hat Big Band von der Pike auf gelernt, Schnitzler ist weitgehend Autodidakt auf diesem Gebiet. Gemeinsam ist ihnen die Freude am Experimentieren mit unterschiedlichen Stilrichtungen und den dynamischen Möglichkeiten eines großen Jazzorchesters. Der Kölner Trompeter und Komponist Pascal Klewer lädt für seine Big-Band-Projekte bevorzugt Solisten aus dem Bereich der improvisierten Musik ein, darunter etwa den britischen Saxofonisten Evan Parker oder den Berliner Schlagzeuger Christian Lillinger. Für Klewer besteht der Reiz darin, die Ästhetik dieser ausgeprägten Individualisten mit dem Kollektivgeist seiner Big Band zu kombinieren und dabei immer offen für Überraschungen zu bleiben. Aus München kommt die Jazzrausch Bigband. Ihr Gründer ist der Posaunist und Kulturmanager Roman Sladek. Auf der Suche nach einer geeigneten Spielstätte wurde er vor einiger Zeit bei einem Technoclub fündig. Das blieb nicht ohne Folgen für das Repertoire des Orchesters. Inzwischen ist die Jazzrausch Bigband längst berühmt für ihren Mix aus rein akustisch erzeugten Techno-Beats und Klassik-Einflüssen und sie reist damit um die ganze Welt.