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All für alle

Mit der Erkundung des Weltraums kam der Gedanke auf, diesen aus den irdischen Konflikten herauszuhalten. Der Weltraumvertrag, der vor 40 Jahren unterzeichnet wurde, erklärte das All zur waffenfreien Zone und unterstellte seine Nutzung dem Wohl der gesamten Menschheit.

Von Matthias Rumpf | 27.01.2007
    4. Oktober 1957: Der sowjetische Satellit Sputnik sendet die ersten Funksignale aus dem All zur Erde. Die USA sind schockiert über die technischen Fähigkeiten der Sowjets und reagieren mit einem gigantischen Technologieprogramm für den Weltraum, das die Überlegenheit des kapitalistischen Systems unter Beweis stellen soll.

    Doch es geht nicht nur um Prestige. In Washington und Moskau erwägen die Militärs bereits die Stationierung von Atomwaffen in der Erdumlaufbahn. Auch hart gesottenen Kalten Kriegern kommen da Zweifel. Bereits kurz nach dem Start von Sputnik gibt es deshalb die ersten Anläufe, ein Wettrüsten im All zu verhindern.

    "Ich schlage vor, dass wir uns darauf verständigen, dass der Weltraum nur für friedliche Zwecke genutzt werden soll. Wir stehen vor einem historischen Wendepunkt in dieser Frage. Sowohl die Sowjetunion als auch die Vereinigten Staaten nutzen derzeit den Weltraum um Raketen für militärische Zwecke zu erproben. Jetzt ist die Zeit, damit Schluss zu machen","

    schreibt US-Präsident Dwight D. Eisenhower im Januar 1958 an den sowjetischen Regierungschef Nikolai Bulganin. Drei Monate später antwortet Moskau mit einem Vertragsentwurf, der die Stationierung von Atomwaffen im Weltraum grundsätzlich verbieten soll. Bei den Vereinten Nationen beginnen die Verhandlungen. Doch zu einem Vertrag kommt es vorerst nicht. Moskau will die Entmilitarisierung des Weltraums mit einer Schließung von US-Militärbasen für Kurzstreckenraketen verbinden. Die USA wiederum wollen das Stationierungsverbot aus taktischen Gründen zunächst nur für Himmelskörper nicht aber für das All und die Erdumlaufbahn gelten lassen. Am Ziel eines entmilitarisierten Weltraums halten beide Seiten jedoch fest. US-Präsident John F. Kennedy 1962:

    ""Ich bin überzeugt, dass der Weltraum erforscht und beherrscht werden kann, ohne dass Feuer des Krieges anzuheizen, ohne die Fehler zu wiederholen, die der Mensch bei der Eroberung unserer Erde gemacht hat. Es gibt bislang keinen Unfrieden, keine Vorurteile und keine nationalen Konflikte im Weltraum."

    Zu einem Durchbruch kommt es, als sich Moskau und Washington 1963 auf ein Verbot für Atomwaffentests in der Atmosphäre und im Weltraum einigen. Moskau will nun auch ohne weitere Bedingungen über die friedliche Nutzung des Weltraums verhandeln. Am 27. Januar 1967 wird der Weltraumvertrag in Washington, London und Moskau unterzeichnet.

    "Artikel 1 - Die Erforschung und Nutzung des Weltraums, einschließlich des Mondes und anderer Himmelskörper, soll zum Nutzen und im Interesse aller Länder erfolgen, unabhängig vom Stand ihrer wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklung und soll im Namen der gesamten Menschheit geschehen."

    Trotz der hehren Worte wollen die Militärs nicht ganz auf den Weltraum als Aufmarschgebiet verzichten. So verbietet der Vertrag zwar die Stationierung von Nuklearwaffen im All und die Nutzung des Mondes und anderer Himmelskörper für militärische Zwecke. Doch es bleiben viele Lücken. Wo der Luftraum endet und der Weltraum beginnt, wird nicht hinreichend bestimmt. Militärische Aufklärungssatelliten oder der Flug von Interkontinentalraketen durch den Weltraum werden erst gar nicht verboten. 15 Jahre später wollen die USA auch die wenigen Beschränkungen des Vertrags für die Weltraumrüstung nicht mehr gelten lassen. Im März 1983 wendet sich US-Präsident Ronald Reagan an das amerikanische Volk.

    "Meine amerikanischen Mitbürger, heute Nacht treffen wir einen Entschluss, der die Geschichte der Menschheit sehr wohl ändern kann. Es wird Risiken geben, und es wird Zeit kosten, ehe wir zu guten Ergebnissen kommen. Aber es wird möglich sein. Wir tun diesen Schritt und wir brauchen dazu Ihr Gebet und Ihre Unterstützung."

    Reagan verkündet die Strategic Defence Initiative, kurz SDI. Mit Abwehrraketen und Laserkanonen, die auch im Weltraum stationiert werden sollen, will er die USA vor einem möglichen Angriff mit Interkontinentalraketen aus der Sowjetunion schützen. SDI wäre ein Bruch des Weltraumvertrags und anderer Abrüstungsabkommen. Doch so weit kommt es erst einmal nicht. Das Programm wird in den 90er Jahren wegen technischer Probleme eingestellt. Doch unter George W. Bush leben die alten Pläne wieder auf. Heute arbeiten die USA wieder an einer Raketenabwehr und der Stationierung von Waffen im Weltraum. Sie sollen zur Verteidigung gegen so genannte Schurkenstaaten dienen.