2. Mai
Zum 150. Todestag von Giacomo Meyerbeer IV
Ausschnitte aus "L'Africaine", Grande Opéra in 5 Akten
Die Uraufführung der „Afrikanerin" am 28. April 1865 in der Pariser Oper war ein gesellschaftliches Großereignis, und sowohl der französische Kaiser als auch die städtische High Society huldigten enthusiastisch dem Genie Meyerbeers. Allerdings ruhte der Komponist zu diesem Zeitpunkt bereits fast ein Jahr auf einem jüdischen Berliner Friedhof. Dass das Werk bei Meyerbeers Tod am 2. Mai 1864 noch nicht ganz vollendet war, störte dabei kaum jemanden: „L'Africaine" wurde genauso erfolgreich wie dessen anderen Grand Opéras. Sie steht im Mittelpunkt des letzten Teils unserer kleinen Reihe zu Meyerbeers 150. Todestag.
7. Mai
Wie „Haydn auf Koks"
Die Gesamteinspielung der Klavierkonzerte von Sergej Prokofjew durch Jean-Efflam Bavouzet und BBC Philharmonic
Von Johannes Jansen
Spricht man so über Musik? Jean-Efflam Bavouzet tut es und hat dabei Haydn selbst auf seiner Seite. Denn Humor, auch von der kräftigeren Sorte, hat der nie verschmäht. Mit „Haydn auf Koks" ist freilich ein anderer gemeint: Sergej Prokofjew. In seinen fünf Klavierkonzerten haben Pianisten normalerweise nichts zu lachen, denn Prokofjew war ein phänomenal begabter Pianist „mit Fingern aus Stahl" und hat alles, dessen er fähig war, in diese Werke hineingelegt. Es wieder hervorzuholen, verlangt nicht nur Fingerakrobatik, sondern überlegene Gestaltungskraft. Bavouzet besitzt sie und zeigt Prokofjew, zu dem er ein ganz spezielles Verhältnis pflegt, als einen Komponisten, der neben furioser Fantasie auch echt Haydn'schen Humor besaß.
9. Mai
Beethovenfest Bonn 2013
Béla Bartók
Quartett für zwei Violinen, Viola und Violoncello Nr. 4, Sz 91
György Kurtág
Hommage à Mihály András 12 Mikroludien für zwei Violinen, Viola und Violoncello, op. 13
Cuarteto Casals:
Vera Martinez, Violine
Abel Tomàs, Violine
Jonathan Brown, Viola
Arnau Tomàs, Violoncello
Aufnahme vom 4.10.13 aus dem Beethoven-Haus
Béla Bartók – er war das große Vorbild, die Ikone der neueren ungarischen Musik. Jeder schaute zu ihm auf und ließ sich von ihm inspirieren, auch György Kurtág und György Ligeti. Was verbindet diese drei Komponisten, deren Tonsprache so einzigartig und unverwechselbar ist? Darüber konnte man viel erfahren im Konzert mit dem Quarteto Casals beim Bonner Beethovenfest 2013. Unter dem Titel „metamorphosis" stellte das spanische Ensemble ein anspruchsvolles Programm mit Werken der drei Komponisten vor, in denen es mannigfaltige Querverbindungen zu entdecken gibt. Und man konnte hören und staunen, welch großartige Musik aus kleinen thematischen Keimzellen entstehen kann. (2. Teil des Konzertes im „Musikforum" am 16.5.14)
14. Mai
Neue Produktionen aus dem Deutschlandfunk Kammermusiksaal
a fuoco lento
Ensemblemusik von Karin Haußmann
e-mex Ensemble
Aufnahme vom März 2013
Ausgangspunkt von Karin Haußmanns Komponieren ist der Klang: Seine sinnliche Präsenz wie seine analysierbare Struktur. Die Analyse bestimmter Klänge und ihre Synthese zu einem komponierten Neuen bedingen einander und laufen stets parallel. War in den früheren Kompositionen das Prinzip von Schnitt und Kontrast vorherrschend, geht es heute um Übergänge, um Verläufe und formale Einheit. Schlüsselwerk dieser Entwicklung sind die „Zwei Sätze für Klavier und Ensemble", die das e-mex Ensemble 2008 im Rahmen des Kölner Festivals Klang.Körper uraufgeführt hat. Von hier aus entfaltet sich ein Komponieren, welches das e-mex Ensemble auf seiner neuen, im Deutschlandfunk Kammermusiksaal koproduzierten, beim Label Coviello frisch erschienenen CD eindrucksvoll präsentiert. Karin Haußmann, ansässig in Essen, ist Schülerin von Nicolaus A. Huber. Mit ihm verbindet sie bis heute, die Frage nach der gesellschaftlichen Rolle der Kunst immer neu zu formulieren, die Grenze zwischen individueller Position und privatistischer Isolation jedoch nie zu überschreiten.
16. Mai
Beethovenfest Bonn 2013
György Ligeti
Métamorphoses nocturnes.
Quartett für zwei Violinen, Viola und Violoncello Nr. 1
Cuarteto Casals:
Vera Martinez, Violine
Abel Tomàs, Violine
Jonathan Brown, Viola
Arnau Tomàs, Violoncello
Aufnahme vom 4.10.13 aus dem Beethoven-Haus
21. Mai
Beethovenfest Bonn 2013
Ludwig van Beethoven
Quartett für zwei Violinen, Viola und Violoncello Nr. 12 Es-Dur, op. 127
Borodin Quartett:
Ruben Aharonian, Violine
Sergey Lomovsky, Violine
Igor Naidin, Viola
Vladimir Balshin, Violoncello
Aufnahme vom 30.9.13 aus La Redoute in Bonn-Bad Godesberg
Das Kammermusikpublikum im Rheinland ist begeistert! Drei Jahre hintereinander ist das weltberühmte Borodin Quartett als „quartet in residence" zu Gast beim Bonner Beethovenfest. Die russische Quartettformation, die im nächsten Jahr ihr 70-jähriges Bestehen feiern wird, hat somit vielfach Gelegenheit, sich den Konzertbesuchern in Bonn von ganz unterschiedlichen Seiten zu präsentieren: immer wieder natürlich mit russischem Repertoire – damit hat sich das Borodin Quartett schließlich einen Namen gemacht. Doch beim Beethovenfest gilt es selbstverständlich auch, die Streichquartette des Festivalpatrons zu spielen. Am 30. September des vergangenen Jahres hat das Borodin Quartett in der Godesberger Redoute Beethovens Es-Dur-Quartett, op. 127, aufgeführt. In gewisser Weise ist es auch ein russisches Quartett, hat es Ludwig van Beethoven doch auf Bitten von Fürst Nikolaus Galitzin aus Petersburg komponiert!
23. Mai
Neue Produktionen aus dem Deutschlandfunk Kammermusiksaal
Jean Philippe Rameau
Pièces de clavecin
Ketil Haugsand, Cembalo
Aufnahme vom März 2011
28. Mai
Entdeckungen
Schlagmusik u.a. von José Manuel Lopez, Toshi Ichiyanagi, Paul Smadbeck und Markus Bongartz
Sabrina Ma, Perkussion
Aufnahme vom 31.1.14 aus der Landesvertretung Sachsen-Anhalt in Berlin
„Entdeckungen" lautet der Titel einer Berliner Veranstaltungsreihe, die in enger Verbindung zum Dessauer Kurt Weill Fest steht und mit Vorträgen, Diskussionsrunden und flankierenden Konzerten einen intensiven Vorgeschmack darauf bietet. "Spielfeld der Medien" lautete das Motto der 12. Ausgabe der „Entdeckungen", beleuchtet wurde Kurt Weills Verhältnis zu den neuen Medien seiner Zeit. Eine Entdeckung war auch die junge Schlagzeugerin Sabrina Ma, die klangvoll über „Das Fremde ist das Eigene" reflektierte und ihr Solokonzert als „Liederabend" mit Marimbafon und Vibrafon charakterisierte. In ihrem Programm gab es Originalwerke und Bearbeitungen ganz unterschiedlicher Komponisten vom Frühbarock bis zur Gegenwart zu entdecken.
29. Mai
Der unbekannte Richard Strauss I
„Des Esels Schatten"
Schuloper von Richard Strauss nach Texten von Christoph Martin Wieland
Mitglieder des Rundfunkchores Berlin
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Karl Anton Rickenbacher
Eigentlich hatte er gar nicht mehr komponieren wollen. Sein künstlerisches Lebenswerk war für ihn, wie er immer wieder betonte, mit der Komposition des „Capriccio" abgeschlossen. Das hatte sich Richard Strauss jedenfalls vorgenommen. Doch sein jüngster Enkel Christian Strauss machte ihm einen Strich durch die Rechnung: Der war Schüler in Kloster Ettal, und dieses berühmte Benediktinergymnasium in den bayerischen Alpen brauchte eine Schuloper. Und wenn schon ein Strauss unter den Schülern saß, warum sollte der Großvater nicht noch einmal etwas komponieren? Den Gefallen konnte Richard Strauss offenbar nicht abschlagen. Er aktivierte noch einmal seine alten Beziehungen zu Librettisten und versuchte zu einer Erzählung aus Christoph Martin Wielands „Abderiten", genauer: zum „Prozess um des Esels Schatten" eine kleine Schuloper zu machen. Ab 1948 begann Strauss, die 18 vorgesehenen Musiknummern zu skizzieren, aber nur die Ouvertüre und sieben Nummern entstanden. Der Nachlass enthält noch Skizzen und Entwürfe. Der Pater des Klosters Ettal, Stephan Schaler, der die Schuloper angeregt hatte, straffte das Ganze auf sechs Bilder, der Kapellmeister Karl Haussner führte es musikalisch aus. Diese Fassung wurde erst lange nach dem Tod von Richard Strauss, am 7. Juni 1964 in Ettal aufgeführt. Nur wenige öffentliche Aufführungen folgten. Dass mit „Des Esels Schatten" aber eine Pretiose entstanden ist, die voll von kompositorischen Schönheiten und aktuellem Witz ist, soll diese Sendung zeigen. Wir stellen eine Neueinspielung vor, die im Oktober 1995 mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und Mitgliedern des Rundfunkchores Berlin unter der Leitung von Karl Anton Rickenbacher entstanden ist. Zugleich startet mit dieser Rarität eine kleine Reihe über den ‚unbekannten' Richard Strauss zu dessen 150. Geburtstag am 11. Juni.
30. Mai
Der unbekannte Richard Strauss II
Strauss und das Tenorfach
Von Klaus Gehrke
Von den verschiedenen Stimmlagen liebte Richard Strauss besonders den Sopran – was auch nicht verwundert, denn seine Ehefrau Pauline de Ahna war eine bekannte Sopranistin. Für sie schrieb er zahlreiche Lieder. So viele herausragende Sängerinnenpartien es in Strauss' Opern gibt, so wenig scheint der Komponist sich für die Tenorlage interessiert zu haben. Viele dieser Partien gelten als schwierig und eher undankbar. Strauss' zwiespältige Beziehung zu den Tenören steht im Mittelpunkt des zweiten Teils unserer Reihe über den „unbekannten" Komponisten.