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"Aller Erdkreis ist Österreich untertan"

Am 22. März 1459 erblickte ein zukünftiger Kaiser des Heiligen Römischen Reiches das Licht der Welt: Maximilian I.. Wie alle Kaiser des österreichischen Herrschergeschlechts der Habsburger verfocht auch Maximilian ein Ziel: als bedeutender Mann unsterblich zu werden und in die Geschichte einzugehen. Dazu wollte er sein Österreich zum Dreh- und Angelpunkt der Welt machen.

Von Klaus Kühnel | 22.03.2009
    "Wer siche in seinem Leben kain Gedachtnus macht, der hat nach seinem Tod kain Gedachtnus und desselben Menschen wird mit dem Glockendon vergessen."

    So steht es in dem Epos "Weißkunig", von dem manche Historiker wissen wollen, Kaiser Maximilian I. habe es selbst verfasst, während andere das entschieden bestreiten. Die Angst, von der Nachwelt einst vergessen zu werden, beherrschte Denken und Handeln des Mannes sein ganzes Leben lang. Diese Einstellung "verdankte" er seinem Vater, Kaiser Friedrich III..

    Der Herrscher des Heiligen Römischen Reiches wohnte in Wiener Neustadt, einem Ort rund 50 Kilometer südlich von Wien gelegen. Dort erblickte am 22. März 1459 Maximilian das Licht der Welt und trug als Neugeborener bereits den Titel Erzherzog von Österreich. Damit war klar: Maximilian würde einmal Kaiser des Heiligen Römischen Reiches werden. Aber ihn sollte ein Leben lang kränken, dass er nicht in der Residenzstadt Wien geboren war. Die Wiener hatten sich nämlich gegen Kaiser Friedrich empört und ihn mit Waffengewalt aus der Stadt getrieben.

    "A E I O U - Austriae est imperare omni universo - Aller Erdkreis ist Österreich untertan."

    Das war der Traum der österreichischen Monarchen: Sie und ihr Land sollten die Welt beherrschen. Auch Kaiser Friedrich war von diesem Ziel besessen. Alles bekritzelte er mit den Buchstaben A E I O U. Dabei war Österreich damals noch unbedeutend und weit entfernt von diesem selbstgesteckten Vorhaben. Die Habsburger herrschten zwar über das Reich, hatten jedoch fast nichts zu sagen, denn jeder Fürst nahm für sich in Anspruch, Souverän seines Landes zu sein. Maximilian war von der fixen Idee seines Vaters begeistert und ließ nichts unversucht, die Hausmacht des Kaisers zu vergrößern. Er folgte dabei der Devise:

    "Kriege führen mögen andere, du glückliches Österreich heirate; denn was Mars anderen verschafft, schenkt Dir die göttliche Venus."

    Mit zwei Hochzeiten wollte Maximilian dazu beitragen, dass alle Welt Österreich untertan werde. Am 19. August 1477 heiratete er deshalb die von seinem Vater bestimmte Frau:

    "Maria, Herzogin von Burgund, Herrscherin über Flandern, Brabant, Luxemburg und Holland."

    Nun war Österreich seinem "A E I O U"-Wunsch ein beträchtliches Stück näher gerückt, denn das Herzogtum Burgund war riesig und sehr einflussreich. Aber das Eheglück währte nur kurz; bereits vier Jahre nach der Hochzeit starb Maria an den Folgen eines Jagdunfalls. Gleichsam als Trost für diesen Verlust wurde Maximilian als Mitregent seines Vaters am
    9. April 1486 in Aachen gekrönt. Nun endlich konnte er nach Herzenswunsch und mit vollen Händen Künstler und Literaten fördern. Albrecht Dürer gewährte er ein hohes Jahrgeld, dem Bildhauer und Erzgießer Peter Vischer gab er schon zu Lebzeiten ein Grabmal für sich und seine Familie in Auftrag, aber er starb, bevor das aufwendige Werk in der Innsbrucker Hofkirche vollendet war. Außerdem hatte Maximilian kurz vor seinem Tod entschieden:

    "Begraben möchte ich in meinem geliebten Wiener Neustadt werden, in der St.-Georgs-Kapelle."

    Der vom Tod seiner Gattin offenbar nicht sehr betroffene Monarch ließ keine lange Zeit verstreichen und wählte sich unter den mächtigen, erbberechtigten Töchtern seiner Nachbarn eine neue Frau:

    "Bianca Maria, Tochter des Galeazzo Sforza, Herzog von Mailand, Herrscher über die Lombardei."

    Natürlich wurde Maximilian auch in Kriege verwickelt, geriet sogar in Gefangenschaft und musste ausgelöst werden. Er modernisierte das Militär, blieb so als "letzter Ritter" und "erster Kanonier" im Gedächtnis der Zeit. Je älter er wurde, desto beschwerlicher empfand er das kaiserliche Amt, weshalb er die beiden erbberechtigten Enkelsöhne zu seinen Nachfolgern bestimmte, sich bei jedermann für durch ihn erlittenes Unrecht entschuldigte, noch einmal beichtete und mit den Worten starb:

    "Ich bin für diese Reise mit Gottes Hilfe gerüstet."