Mittwoch, 24. April 2024

Archiv


Allergie in medizinischen Dosen

Ist eine Allergie erkannt, können im Rahmen einer Desensibilisierung die Symptome gelindert oder ganz beseitigt werden. Das dauert in der Regel mehrere Jahre, in denen der Körper langsam an den allergieauslösenden Stoff gewöhnt wird.

Von Renate Rutta | 27.11.2012
    "Ich habe eine Milbenallergie, Hausstauballergie und Gräserallergie."

    Freitagvormittag, Joelle sitzt im Wartezimmer der Klinik am Ring in Köln.

    "Es gibt fünf verschiedene Milben und ich bin leider allergisch gegen alle fünf. Und diese Allergie ist rund um das Jahr also von Januar bis Dezember. Und ich mache die Desensibilisierung seit 2011 und ich habe genau Halbzeit."

    Dr. Thomas Schaefer, Facharzt für Dermatologie und Allergologie bittet sie in sein Sprechzimmer:

    "Schönen guten Morgen, Frau G., wie geht es Ihnen, alles gut vertragen beim letzten Mal?

    "Sehr gut vertragen, keine Beschwerden"

    "Gut, dann schau ich mal. Der Abstand ist jetzt fünf Wochen knapp, das ist genau richtig. Die Dosis wird auch nicht weiter gesteigert, okay. Sie bekommen die Spritze immer in den rechten Arm, ist das richtig?"

    "Ja, der rechte Arm meistens."

    "Okay, der Extrakt stimmt auch, dann würde ich Sie bitten, die Stelle am Arm einmal freizumachen, so, ich desinfiziere das mal. Jetzt gibt es einen kleinen Pieks, gut. Sie wissen, dass Sie noch 20 Minuten hier bleiben müssen? Ja, danach dürfen Sie gerne die Praxis verlassen"

    "Ja, gut, danke."

    "Das hat angefangen mit Bindehautentzündungen, es ist Heuschnupfen. Und die Jahre gingen vorbei und da hat ein Arzt gesagt, Sie müssen jede Woche eine Spritze bekommen. Und das fand ich – allein der Gedanke – nicht schön. Und dann irgendwann dachte ich, es reicht. Und dann hab ich mich doch entschieden, ich mache eine Desensibilisierung."

    Joelle hat mehrere Allergien. Das hat der Hautarzt bei einem Allergietest herausgefunden. Die Desensibilisierung wird bei ihr aber nur gegen die Hausstaubmilben durchgeführt, sagt Dr. Schaefer:

    "Weil bei den ganzjährigen Allergenen – und dazu zählen die Hausstaubmilben – ist das Asthmarisiko mit 60 Prozent deutlich höher als bei saisonalen Allergenen, wo es rein statistisch gesehen 40 Prozent ist."

    "Es gibt verschiedene Formen der spezifischen Immuntherapie. Man kann das machen in Form von Spritzen, man kann das bei einigen Allergenen machen in Form von Tropfen und bei einigen Allergenen auch in Form von Tabletten."

    Joelle bekommt eine spezifische Immuntherapie, die unter die Haut gespritzt wird.

    "Da gibt es zunächst eine Steigerungsphase, in der die Dosis quasi bei jeder Spritze ein bisschen erhöht wird, bis man dann die volle Dosis erreicht. Wenn die volle Dosis erreicht ist, sprechen wir von der Erhaltungsphase und dann werden die Spritzen nur noch alle 4 bis 6 Wochen gegeben, etwa 3 bis 5 Jahre lang."

    Nach der Behandlung setzt sich Joelle noch 20 Minuten ins Wartezimmer, sie liest dort oder strickt.

    Dazu Dr. Schaefer:"Das ist eine Sicherheitsmaßnahme. Sie bekommt ja schließlich das Allergen gespritzt, auf das sie auch reagieren und diese Reaktion könnte ja überschießend sein. Damit man direkt ärztlich intervenieren kann, ist eine Wartezeit in der Praxis vorgesehen."

    Joelle ist zufrieden:"Zusammengefasst, Besserung chronologische Reihenfolge: Juckreiz im Rücken und Pusteln weg, Nieserei morgens weg und dann als dritte Phase, die Juckerei im Gesicht, das heißt Augen. Im Rachen gibt es das auch, das kennen Leute, wenn die Heuschnupfen haben, das hat sich sehr verbessert und das lohnt sich. Für diejenigen, die absolut keine Spritze mögen: diese Nadel ist nur 2 cm lang und generell das Gefühl ist wie bei der Akupunktur, man merkt es gar nicht, es ist ganz schnell vorbei."