Freitag, 19. April 2024

Archiv


Alles andere als fulminant

Europas größter Gabelstapler-Hersteller Kion, der vormals zum Linde-Konzern gehörte, hat den Schritt aufs Börsen-Parkett gewagt. Doch noch hält sich die Begeisterung der Anleger in Grenzen, obwohl Kion zu den grundsoliden deutschen Maschinenbauern zählt.

Von Michael Braun | 28.06.2013
    Die Börse hat bei Neuemissionen ihre Traditionen: Der Makler ruft den ersten Kurs aus, der Chef des Börsenneulings darf die alte Börsenglocke läuten, dann gibt es als Geschenk der Börse ein Brettchen mit den zwei Symboltieren der Börse drauf: Bulle und Bär. Der Bulle hatte heute bei Kion nichts zu tun, der Bär, das Symboltier für die fallenden Kurse, der schon. Für 24 Euro war die Aktie gestern angeboten worden. Der erste Kurs lag mit 24,19 Euro knapp darüber. Dann ging es abwärts. Bis auf 23,52 Euro, zwei Prozent unter dem Emissionspreis. Marktbeobachter waren nicht begeistert:

    "Das ist natürlich nicht sehr prickelnd."

    So Christoph Schmidt von NMF Wertpapierhaus. Der Vorstandsvorsitzende von Kion, Gordon Riske, gab sich aber gelassen:

    "Wir sind sehr zufrieden mit dem Börsengang. Es war, wie Sie wissen, ein sehr schweres Marktumfeld der letzten zwei Wochen. Wir freuen uns der großen Nachfrage der Investoren. Und wir haben jetzt diesen Börsengang hinter uns und freuen uns auf zukünftig wachsende Kurse."

    Kion baut Gabelstapler. Das unter den hierzulande bekannten Marken "Still" und "Linde", im Ausland unter vier weiteren Marken. Mit dem Börsengang fließen dem Unternehmen nun gut 700 Millionen Euro zu. Damit sollen vor allem die Schulden getilgt werden. 1,8 Milliarden Euro Schulden hatte der Konzern Ende vorigen Jahres. Die werden nun weniger. Es wird also wieder Geld frei für weiteres Wachstum. Dabei setzt Kion auf seinen chinesischen Großaktionär, das Maschinenbau-Konglomerat Weichai Power. Angst, Know How aus Deutschland nach China abfließen zu sehen, hat Kion-Chef Riske nicht. Im Gegenteil:

    "China ist 25 Prozent des gesamten Weltmarktes, schon heute, 2013. Und mit der Zusammenarbeit mit Weichai Power – das wird uns auf jeden Fall den Marktzugang erleichtern."

    Wann sich das in Kursen niederschlägt, ist offen. Der Spezialchemiekonzern Evonik hatte vor zwei Monaten einen ersten Kurs von 33 Euro erreicht. Jetzt steht die Aktie bei gut 27 Euro. Der Immobilienkonzern LEG hatte Anfang Februar einen ersten Kurs von 44,50 Euro gesehen. Heute notierte das Papier zeitweise unter 40 Euro. Kein gutes Omen für den Börsengang des größten deutschen Immobilienunternehmens, der Deutschen Annington, in der nächsten Woche. Dennoch sagt Vermögensverwalter Christoph Schmidt, die Zeit für Börsengänge sei durchaus gut:

    "Das Börsenklima ist gut. Es gibt jede Menge Geld da draußen, was Anlagen sucht, es nicht findet zu den niedrigen Zinsen, die wir aktuell haben. Und natürlich immer so eine gewisse Inflationsangst im Markt herrscht auf Grund der Geldpolitik der Notenbanken, dass man dann doch denkt: Na ja, ich kaufe mir lieber ein Anlagegut, was mir vielleicht einen gewissen Inflationsschutz bietet. Und das bieten Aktien noch eher als Anleihen."

    Aber die bisherigen Neuemissionen zeigen: Selbstläufer sind sie nicht.