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Ab Montag kann in den die Meldeämter nur noch der neue Personalausweis beantragt werden. Mit Chipkarte und vielen neuen Funktionen, die eine große Hilfe sein können, wenn man im Internet unterwegs ist. Was man über den neuen Ausweis wissen sollte.

Von Philip Banse | 27.10.2010
    Der neue Personalausweis ist mehr als dreimal so teuer wie der alte: Für Menschen unter 24 Jahren kostet er 22,80 Euro, für alle anderen 28,80 Euro. "Bedürftige" Menschen können weniger oder gar nichts zahlen – wer allerdings bedürftig ist und wie viel dann gezahlt werden muss, entscheidet der Sachbearbeiter im Bürgeramt, sagt Andreas Reisen vom Bundesinnenministerium:

    "Das ist eine Einzelfallentscheidung. Da gibt es auch keine Vorgaben. Das muss der Sachbearbeiter im Bürgeramt aufgrund der Situation und beigebrachten Unterlagen im Einzelfall entscheiden und die Gebühr erlassen, wenn es sich um eine bedürftige Person handelt. Das gilt für Erwachsene wie Kinder gleichermaßen."

    Billiger wird der Ausweis dagegen nicht, wenn Bürger auf die neuen Zusatzfunktionen verzichtet. So kann etwa ein Fingerabdruck im Ausweis gespeichert werden. Das soll die Sicherheit bei Diebstahl erhöhen, sagt das Innenministerium. Der Chaos Computer Club spricht von Scheinsicherheit, und rät davon ab. Ein nachträgliches Speichern des Fingerabdrucks ist nicht möglich. Wenn Bürger ihren neuen Ausweis abholen, können sie entscheiden, ob die neue Online-Ausweisfunktion aktivieren werden soll oder nicht. Dieser Internetausweis kann jedoch auch später im Bürgeramt eingeschaltet werden – gegen eine Gebühr von sechs Euro. Wer die Online-Ausweisfunktion später deaktivieren lässt, zahlt dagegen nichts. Mit der Ausweisfunktion sollen sich Bürger nicht nur auf der Straße, sondern auch im Internet ausweisen können – Voraussetzung: Man kauft einen Kartenleser für den Computer, der 30 bis 150 Euro kostet. Constanze Kurz vom Chaos Computer Club moniert, dass die meisten privaten Rechner nicht gegen Viren geschützt seien, was billige Kartenleser ohne eigenes Tastenfeld zu einem Risiko mache:

    "Die einfachen Lesegeräte, die wir getestet haben, sind eine Gefahr für den Bürger. Aber er hat gar nicht die Möglichkeit auszuweichen, denn es gibt diese beschriebenen teureren Lesegeräte in Deutschland noch gar nicht. Denn die benötigen in Deutschland eine Zertifizierung, die ist noch nicht erteilt worden."

    Doch nur wer die Online-Ausweisfunktion aktiviert hat und einen rund 150 Euro teuren Kartenleser mit eigenem Tastenfeld besitzt, kann auch einen weiteren Service des neuen Ausweises nutzen: die digitale Signatur. Damit sollen sich Bürger im Internet nicht nur ausweisen, sondern auch unterschreiben können. Diese Signatur gibt es nicht im Bürgeramt, sondern nur bei privaten Anbietern wie der Post. Bisher muss man sich die Signatur in einer Filiale besorgen. Später soll es möglich sein, sich die Signatur mit dem Kartenleser selber auf den Ausweis zu spielen. In jedem Fall muss man die Signatur bezahlen. Kosten: 20 bis 50 Euro pro Jahr. Wer alle neuen Funktionen nutzt, bekommt zwei neue sechsstellige PIN zugeschickt: eine die Ausweisfunktion, eine für die Signatur. Beide PIN muss der Bürger selbst bestimmen. Der Chaos Computer Club ermahnt, schwer erratende PIN zu wählen:

    "Wir wissen, dass die Bürger eben sehr häufig solche Zahlenkombinationen wählen wie 123456 oder ihr Geburtsdatum nehmen. Das heißt, dem Bürger das freizustellen, ist gerade unter Sicherheitsgesichtspunkten keine gute Idee und ist gerade ein Unterschied zur EC-Karte."

    Die neuen Ausweise gelten zehn Jahre, nur wer jünger als 24 ist, muss seinen Ausweis nach sechs Jahren verlängern. Es gibt keine Pflicht, sich einen neuen Ausweis zu besorgen. Allerdings: Ab dem 1. November ist es jederzeit möglich, seinen alten gegen einen neuen Ausweis auszutauschen. Ansonsten gilt: Die alten Ausweise bleiben bis zum Ablaufdatum gültig. Wer möglichst lange ohne diesen neuen elektronischen Personalausweis leben möchte, kann noch bis Freitag ins Bürgeramt gehen und einen alten Ausweis beantragen. Vorausgesetzt: Der Alte wurde gestohlen oder ging verloren.