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Allianz bleibt auf der Überholspur

Trotz der erwarteten Milliardenschäden durch den Hurrikan "Sandy" strebt die Allianz Versicherung in diesem Jahr einen höheren Gewinn an als ursprünglich geplant. Europas größter Versicherer rechnet 2012 mit einem Überschuss von mehr als neun Milliarden Euro.

Von Michael Watzke | 09.11.2012
    Für die Allianz ist 2012 bisher ein glänzendes Jahr. 80,5 Milliarden Euro Umsatz hat der Versicherungs-Konzern in den ersten neun Monaten gemacht. Das Ergebnis vor Steuern steigerten die Münchner sogar um 73 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro. Vor allem dank eines starken dritten Quartals, erklärt Allianz-Finanz-Vorstand Oliver Bäte.

    "Der Umsatz stieg um mehr als 5 Prozent auf 25,4 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis liegt bei 1,2 Milliarden Euro. Begünstigt in diesem Quartal durch geringere Naturkatastrophen-Schäden."

    Denn Sandy, der Wirbelsturm vor der US-Ostküste, wird erst in den folgenden Quartalen seine Spuren in der Bilanz der Versicherungskonzerne hinterlassen. Zwar rechnet Bäte nicht mit extrem hohen Kosten, aber er bezeichnet den Hurrikan als, Zitat, "besonderen Event":

    "… der die Schwierigkeit hat, dass es hier nicht nur um Sturm- und Windschäden geht, sondern vor allem um Flutschäden. Flutschäden sind technisch sehr schwer zu beurteilen."
    Deshalb gibt die Allianz noch keine Schaden-Prognose ab. Spekulationen, die zwischen 10 und 20 Milliarden Euro Kosten für die gesamte Versicherungsbranche pendeln, bezeichnet Bäte als unseriös. Trotzdem ist er besorgt über eine Zunahme extrem teurer Naturkatastrophen in aller Welt. In den USA macht das verrückt spielende Wetter der Allianz besonders zu schaffen, etwa eine anhaltende Dürre in wichtigen Anbauzonen der US-Landwirtschaft:

    "Das führt dazu, dass die Schaden-Kosten-Quote in den USA nicht befriedigend ist. Das ist ein Turn-Around-Fall, und das wird es auch die nächsten ein bis zwei Jahre bleiben."

    Sorgen gibt es in der Versicherungs-Branche genügend. Das ist nicht nur das fragile Klima, sondern auch die Entwicklung der Staatsschulden-Krise in Europa und den USA. Weil die Zinsen für Staatsanleihen immer weiter gegen null tendieren, wird es für die Lebensversicherungsunternehmen immer schwieriger, ihre Renditeversprechen zu halten. Bisher liegt die Durchschnitts-Rendite für Allianz-Lebensversicherungen laut Vorstand Oliver Bäte bei 4,5 Prozent. Auf Dauer wird sich das nicht halten lassen. Ein Geheimpapier des Bundesfinanz-Ministeriums warnt sogar, dass manche Lebensversicherer in eine existenzbedrohende Krise geraten könnten. Bäte schließt das für die Allianz aus, gibt aber zu bedenken:

    "… dass die Sparer faktisch dafür zahlen, dass die Staatshaushalte so belastet sind und die Banken saniert werden müssen. Das ist einfach mal ein Fakt. Und deshalb ist es gut, dass die Presse das Augenmerk auf das Niedrigzins-Umfeld lenkt."

    Die Allianz kann das Niedrigzins-Umfeld bisher dank eines starken Partners abmildern: PIMCO. Der amerikanische Asset-Verwalter, der zur Allianzgruppe gehört, betreut Finanz-Anlagen im Gesamtwert von, Achtung:

    "1,8 Billionen Euro."

    Nochmal zum Mitschreiben: 1,8 Billionen Euro. Zum Vergleich: das gesamte deutsche Bruttosozialprodukt 2011 betrug 2,5 Billionen Euro. PIMCO generierte in den ersten neun Monaten dieses Jahres einen Gewinn vor Steuern von 2,1 Milliarden Euro. Allein im dritten Quartal waren es fast 900 Millionen. Ohne diese Einnahmen sähen die Allianz-Zahlen sehr viel dürftiger aus.