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Allianz mit Opel und staatliche Milliardengarantien

Europas Automarkt ist auf Talfahrt. Vor allem Massenhersteller wie Peugeot-Citroën sind von der Krise betroffen. Eine Allianz mit General Motors soll nun helfen, Kosten zu sparen. Und auch der Staat soll helfen.

Von Ursula Welter | 24.10.2012
    Der Staat mischt sich einmal mehr ein. Die französische Regierung hat der Finanztochter des Autobauers PSA Peugeot Citroën Staatsgarantien für Anleihen bis zu sieben Milliarden Euro zugesagt.

    In der Nacht von Montag auf Dienstag fiel die Entscheidung, heute früh wurde sie vom Unternehmen und von der Regierung offiziell bestätigt.

    PSA, das heute einen Absatzrückgang um 3,9 Prozent auf 12,9 Milliarden Euro im dritten Quartal gemeldet hat, musste mit weiterer Herabstufung an den Finanzmärkten rechnen. Um ein schwarzes Szenario zu verhindern, springt der Staat ein. Die Finanztochter von PSA kann nun, mit staatlicher Unterstützung, den Autokäufern günstige Kredite anbieten, die europäische Konkurrenz wird da nicht tatenlos zusehen. Erste Hinweise darauf kommen aus Wolfsburg, vom Konkurrenten VW:

    Die französische Regierung will nicht nur Garantien geben, vereinbart wurde zudem, dass die Gläubiger des Unternehmens Schulden strecken und dass die Banken dem angeschlagenen Autobauer aus der Kreditklemme helfen sollen.

    Keine Leistung ohne Gegenleistung.

    ""Wir erwarten nun von Monsieur Varin, dem Chef von Peugeot, den ich vor wenigen Tagen noch getroffen habe, dass er Vorschläge macht, wie die Sozialpläne abgemildert werden können","

    sagte Premierminister Jean-Marc Ayrault heute früh im französischen Rundfunk. Im Sommer hatte PSA Werksschließungen angekündigt und den Abbau von 8000 Stellen, der Staatspräsident persönlich hatte dies "inakzeptabel" genannt.

    ""Keine fristlosen Kündigungen, keine Entlassungen ohne Alternativangebote","

    forderte der Premier. Das Unternehmen hielt dagegen, es sei Sache der laufenden Verhandlungen mit den Gewerkschaften, wie die Sozialpläne umgesetzt würden, verteidigte sich PSA. Zwei Wünsche der Regierung wurden jedoch umgehend erfüllt: Im Aufsichtsrat sitzen künftig ein Vertreter des Staates und der Gewerkschaften. Und: PSA verzichtet vorläufig auf Dividenden und Aktienoptionen für die Manager, auch das hatte der Premierminister am Morgen im Radio zur Bedingung gemacht.

    PSA konkretisierte unterdessen, in einer gemeinsamen Erklärung, die strategische Allianz mit der Opel-Mutter GM. Die Zusammenarbeit im Einkauf für vier Fahrzeugmodelle soll binnen fünf Jahren Einsparungen bis zu zwei Milliarden Dollar jährlich bringen. Die Konzerne wollen ferner die Fahrzeuge ihrer Marken Opel, Vauxhall, Peugeot und Citroën auf vier gemeinsamen Plattformen bauen, darunter ein Van und ein emissionsarmer Kleinwagen.

    Hinter den Kulissen heißt es, innerhalb der Familie Peugeot sei die Zusammenarbeit mit GM strittig. Sohn Thierry, schreibt die Zeitung "Libération" unter Berufung auf "gut informierte Kreise" habe PSA-Chef Philippe Varin vor die Tür setzen wollen, weil dieser die Annäherung an den Opel-Mutterkonzern zu weit getrieben habe. Cousin Robert hingegen habe vorgeschlagen, die Familie solle sich aus dem schwierigen Autogeschäft ganz zurückziehen.