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Allianz verdoppelt Gewinn

Nach dem Krisenjahr 2011 sollten die Zahlen für 2012 besser werden. Und in der Tat: Die Allianz-Aktionäre können hohe Dividenden erwarten. Dabei bleibt aber gerade der niedrige Zins weiterhin ein unerfreuliches Thema für die Versicherungsgesellschaft.

Von Michael Watzke | 21.02.2013
    Siemens, so spotten manche Analysten, sei eine Bank mit angeschlossener Elektroabteilung. Analog dazu kann man seit heute sagen: Die Allianz ist eine Fondsgesellschaft mit angeschlossener Versicherungsabteilung. Denn zum ersten Mal in seiner Geschichte erwirtschaftet die Münchner Allianz-Gruppe mehr Geld mit ihrem Anlagenmanagement als mit Lebens-, Kranken- oder Unfallversicherungen. Konzernchef Diekmann lobt vor allem die amerikanische Asset-Management-Tochter PIMCO und die konzerneigenen "Allianz Global Investors".

    "Die Kapitalanlagen für Dritte wuchsen um über 150 Milliarden Euro auf mehr als 1,5 Billionen Euro. Und das operative Rekordergebnis beträgt knapp über drei Milliarden Euro."

    Ein Vergleich: Im Versicherungsgeschäft der Allianz liegt die sogenannte Schaden-Kostenquote bei etwa 96 Prozent. Das bedeutet: Von 100 Euro, die die Allianz an Prämien einnimmt, bleiben ihr nach Abzug aller Kosten vier Euro als Gewinn. Im Asset-Management von PIMCO dagegen bleiben der Allianz von 100 Euro Prämie fast 45 Euro übrig. Ein extrem lukratives, aber risikoreiches Geschäft. Nicht nur, weil das Asset-Management irgendwann kippen könnte. Sondern auch, weil die Allianz von den PIMCO-Einnahmen mittlerweile abhängig ist. Denn mit diesen Milliarden kompensiert der Konzern die Probleme bei den Lebensversicherungen. Dort ist der Umsatz rückläufig – vor allem wegen der extrem niedrigen Zinsen auf Staatsanleihen. Staatsanleihen aber machen im Portfolio der Allianz zusammen mit Pfandbriefen und Unternehmensanleihen fast 91 Prozent aus.

    "Das überragende Geschäftsthema im Jahr 2013 wird und bleibt die Steuerung der Allianz im Niedrigzinsszenario, weil die derzeitige künstliche Niedrigzinsphase den Sparern einen ganz deutlichen Preis abverlangt. So müssen Sparer viel höhere Beiträge zur Schließung der Altersvorsorgelücke zurücklegen, wenn die Zinsen dauerhaft so niedrig blieben wie im letzten Jahr. Nach unseren Berechnungen müsste man im Schnitt Monat für Monat etwa ein Drittel mehr sparen, um den gleichen Effekt zu erzielen, wie in einem normalen Zinsumfeld."

    Allianz-Chef Diekmann will deshalb, dass die Kunden von Lebensversicherungen – und damit auch die Allianz – weniger stark belastet werden. Er fordert die Politik auf,

    "dass zum Beispiel die geplante Finanzmarkttransaktionssteuer nicht auf solche Finanzgeschäfte angewandt wird, die dem Aufbau der Altersvorsorge dienen."

    Ein solcher Schritt würde natürlich auch die Allianz entlasten. Die hat derzeit sowieso das Gefühl, zu viel Steuern zu zahlen. Zwar sank die Steuerquote im vergangenen Jahr von rund 42 auf 36 Prozent, aber der Münchner Konzern sieht eine Quote von 32 Prozent als gerecht an. Freuen können sich dagegen die Aktionäre:

    "Wir werden der Hauptversammlung im Mai vorschlagen, eine Dividende von 4,50 Euro pro Aktie auszuschütten."

    Damit schüttet die Allianz 40 Prozent ihres Gewinns nach Steuern an die Anteilseigner aus. Deutlich mehr als im vergangenen Jahr.