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Alt und ausgedient

Im letzten Teil Flughafen-Serie gehen wir der Frage nach: Was passiert eigentlich mit dem Flughafen Berlin-Tegel? Denn Anfang Juni nimmt der neue Berliner Großflughafen "Berlin Brandenburg" in Schönefeld den Betrieb auf.

Von Günter Hellmich | 13.04.2012
    "Wir haben die fantastische Chance, die bisherigen Flughafengelände in Tempelhof und Tegel modellhaft zu entwickeln."

    "Wir denken viel darüber nach, was wir aus Tegel machen können."

    "Wir setzen dort auf Forschung, neue urbane Technologien und regenerative Energien, um Arbeitsplätze mit Zukunft zu schaffen."

    Berlins rot-schwarze Landesregierung hat Pläne, die nicht anders ausgesehen hätten, wäre es nach der Wahl im Herbst zu einer politisch anders gefärbten Koalition gekommen.

    Bis zum 2. Juni starten in Tegel noch die Flieger mit Urlaubern und Geschäftsreisenden. Aber im alten Verwaltungsgebäude der Flughafengesellschaft mit Blick auf die Startbahn plant man bereits die Zukunft ohne Luftverkehr.

    Den Flughafen Tegel gibt’s übrigens erst seit der Blockade Die französische Besatzungsmacht erhielt auf einem alten Übungsgelände das vorher für Luftschiffe und als Raketenschießplatz genutzt wurde einen eigenen Flughafen.

    Seit 1960 zivil genutzt, bekam er 1974 sein heutiges Gesicht. Und das damals vom Architektenbüro von Gerkan entworfene Terminalgebäude wird als Hülle erhalten bleiben. Aber der Inhalt ändert sich: Urbane Technologie oder – man ist ja international aufgestellt "Urban Tech" heißt die neue Zweckbestimmung, erklärt von Chefplaner Hardy Schmitz derzeit noch mit Blick auf die 200m weiter parkenden Flugzeuge.

    "Wir sehen dort eine sehr, sehr bunte Landschaft entstehen. Also, Landschaft von Firmen und Forschern, die sich über modernen Transport, die sich um moderne Kreislaufwirtschaft, die sich um moderne Informationssysteme in der Stadt, die sich über neue Wassersysteme, Energiesysteme in der Stadt kümmern und das ist, wird breit aufgestellt sein, also es wird kein, wenn Sie so wollen, Mono-Standort sein, sondern es wird eine breite Aufstellung geben, die sich eben um das faszinierende Thema: Wie werden wir in der Stadt von morgen leben? herum ansiedeln."

    Nukleus des Projekts soll die Beuth-Hochschule werden, die von bisher 5 Standorten auf zwei konzentriert wird´. Einer davon mit den für die Entwicklung urbaner Technologien einschlägigen Fachbereichen hier in Tegel.

    "Einerseits wird das Gründerzentrum hier entstehen, es werden einige wichtige, für die Stadt der Zukunft wichtige Forschungsbereiche und Ausbildungsbereiche hier angesiedelt, und das sind Labore, das sind Freiflächenexperimente, das sind Hörsäle, das sind Lehrlabore und alles das, was zu einer Hochschule gehört. Das wird ein richtiger Hochschulstandort."

    Zusätzlich wird mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen verhandelt. Und natürlich mit potenziellen Unternehmensgründern. Das charakteristische Terminalgebäude mit seinen Gates lässt sich nach entsprechender Herrichtung sehr gut für moderne Unternehmen nutzen. "Rent a Gate" soll dann die Devise lauten. Auch andere bestehende Gebäude des Flughafens sollen verwertet werden. Erweiterungsbauten sind in einem Neubauriegel gegenüber dem Terminal denkbar – wo jetzt noch die Flugzeuge rollen.

    Zukunftsmusik – einstweilen kann die Fläche von den Ansiedlern als Testgelände genutzt werden. Ein Standortvorteil gegenüber jeder Berliner Innenstadtlage. Was für die mäßige Verkehrsanbindung ohne U- und S-Bahn nicht gilt. Und der nächste Flughafen ist ja dann auch ganz woanders. Planungschef Schmitz, der mit der landeseigenen WISTA schon den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Adlershof am anderen Ende der Stadt erfolgreich entwickelt hat, denkt auch an angemessene neue Lösungen, nicht aber an ein Transrapidrevival
    "Nein, Magnetschwebebahnen sind im Moment nicht in der Diskussion, aber durchaus originelle andere Formen. Kurz: Wir sehen, dass das natürlich potenziell eine Schwäche ist."

    Startschuss für die Metamorphose des Tegeler Flughafens ist der 1. September. Dann wird die Flughafengesellschaft das Grundstück mehr oder weniger besenrein an die Besitzer Bund und Land Berlin übergeben. Danach können die nötigen Umbauten beginnen, schon nächstes Jahr könnten die ersten neuen Nutzer einziehen.