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Am Schluss kommt die Rechnung

Nachdem Südafrika die WM organisatorisch passabel gemeistert hat, kommt nun die Zeit der Rechnungslegungen. Und da sieht es nicht gut aus. Der WM-Etat musste mehrfach aufgestockt werden, immer wieder sprang der Staat mit Steuermitteln ein - und wird wohl auch am Ende für etliche Posten aufkommen.

Von Jens Weinreich | 04.07.2010
    Nach Informationen des Deutschlandfunks hat das lokale WM-Organisationskomitee akute Finanzprobleme. Zwar leistete der Weltverband FIFA kürzlich einen weiteren Zuschuss vom 100 Millionen Dollar zum WM-Etat, doch das Geld ist aufgebraucht. Wegen der Fehlkalkulation im Ticketgeschäft und der mangelnden Nachfrage ergeben sich neue Finanzlücken, so dass Experten damit rechnen, dass das OK große Rechnungsposten von Subunternehmern nicht begleichen kann.

    Einige Unternehmen haben Rechnungen bereits vorab gestellt und wähnen sich auf der sicheren Seite. Angeblich sollen die ausstehenden Gehälter noch gezahlt werden - und auch der Bonus in Millionenhöhe für Organisationschef Danny Jordaan. Doch viele Firmen bangen um ihr Geld.

    Südafrikas Fußballverband SAFA, der direkt neben dem Endspielstadion residiert, konnte nicht einmal mehr das Trainingslager der Nationalmannschaft in Brasilien bezahlen - der Trip wurde von der Nationalen Lotterie gesponsert. Im SAFA-Hauptquartier mussten sogar die Handwerker, die das undichte Dach reparieren wollen, ihre Gerüste wieder abbauen, als klar wurde, dass kein Geld fließen würde.

    Der reine Organisationsetat für das vierwöchige Turnier beträgt etwas mehr als ein halbe Milliarde Dollar - und umfasst keine Kosten für die Infrastruktur, allein die Stadien haben rund zwei Milliarden Euro gekostet. Wie FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke dem Deutschlandfunk sagte, zahlt die FIFA insgesamt rund 1,3 Milliarden Dollar für diese WM in verschiedene Töpfe, so etwa 420 Millionen Dollar Prämien an die teilnehmenden Verbände.

    Die FIFA hatte dem OK bereits 2008 ein Darlehen gewährt, das mit den Einnahmen aus den Ticketverkäufen verrechnet werden sollte. Da die Ticketeinnahmen aber weit unter den Erwartungen bleiben, kommt das OK zusätzlich in Nöte.

    Südafrikas Finanzministerium hatte im Frühjahr in internen Verhandlungen mehrfach zusätzliche Subventionen zugesagt - wollte aber im Gegenzug Einblick in die Bücher des Organisationskomitees erhalten. Das OK lehnte ab. Experten werten dies als indirektes Eingeständnis skandalöser Vorgänge im OK: So sollen Großaufträge fast ausnahmslos ohne Ausschreibungen vergeben worden sein.