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Amoklauf an Schule in Texas
Wieder Tote, Verletzte und viele Fragen

Als nach dem Parkland-Massaker junge US-Amerikaner auf die Straße gingen, demonstrierten Schüler der Santa Fe High School mit. Jetzt hat es ihre Schule getroffen. Präsident Donald Trump verspricht Schülern Schutz vor Gewalt. Auf konkrete Schritte warten die Schüler aber bislang vergeblich.

Von Jan Bösche | 19.05.2018
    Der Mann hält die Frau im Arm, die voller Trauer den Kopf an seine Brust schmiegt und eine Kerze in der Hand hält, ihr Arm liegt auf einem runden Tisch. Dahinter weitere Trauernde.
    Menschen im texanischen Santa Fe beim öffentlichen Gebet. Am Freitag begann ein 17-Jähriger an der Santa Fe High School um sich zu schießen - es gab zehn Tote. (Stuart Villanueva/The Galveston County Daily News/AP/dpa)
    Zwei Wochen noch, dann hätte die Santa Fe High School das Ende des Schuljahres gefeiert. Jetzt müssen Schüler, Eltern und Lehrer mit einem Massaker fertig werden, mit Toten und Verletzten.
    Schüler berichteten von Schüssen, wie sie hörten, dass es Tote gibt. Eine Schülerin sagte, es sei ihr tägliches Leben, sie sollte sich nicht so fühlen müssen. Sie habe Angst, wieder zurückzugehen.
    Der 17-jährige Täter war am Freitagmorgen mit einer Pistole und einer Schrotflinte in die Schule gekommen und hatte begonnen, um sich zu schießen. Die Waffen gehören offenbar seinem Vater. Außerdem hatte der Täter Sprengsätze gebaut - sie wurden in der Schule und ihrer Umgebung gefunden.
    "Es ist an der Zeit, dass wir in Texas etwas unternehmen"
    Texas' Gouverneur Greg Abbott sprach von einer verabscheuungswürdigen Tat: "Es ist unmöglich, das Ausmaß des Bösen zu beschreiben von jemandem, der unschuldige Kinder in einer Schule angreift. Eltern sollten ihre Kinder zur Schule schicken können, ohne sich um ihre Sicherheit sorgen zu müssen."
    Die Behörden haben bisher noch nichts zum Motiv des Täters gesagt. Offenbar hatte er das Ganze schon länger geplant. Gouverneur Abbott sagte, der Täter habe sich selbst umbringen wollen. Dann ergab er sich aber und sagte Polizisten, er habe nicht den Mut gehabt, sich das Leben zu nehmen. Die Polizei ermittelt, ob er einen Helfer hatte.
    Der Gouverneur versprach: "Wir müssen mehr tun, als nur für die Opfer und ihre Familien zu beten. Es ist an der Zeit, dass wir in Texas etwas unternehmen. Wir müssen sicherstellen, dass sich so eine Tragödie nicht wiederholt."
    Seine Idee: runde Tische. Er will Schüler und Eltern versammeln, Waffen-Kritiker und Waffen-Lobbisten.
    Erst vor drei Monaten hatte es ein Schul-Massaker gegeben, in Florida. 17 Menschen kamen ums Leben. Die Schüler der betroffenen Schule in Parkland trauerten nicht nur - sie forderten neue Gesetze und zettelten eine nationale Debatte an. Schüler an Schulen im ganzen Land beteiligten sich an Protesten - auch an der Santa Fe High School.
    Eine Schülerin sagte darum, sie sei nicht überrascht, so etwas passiere überall. Sie habe immer gedacht, irgendwann passiert es auch hier.
    Breite Unterstüzung für Änderungen beim Waffenrecht
    Präsident Trump sagte, solche Taten gebe es schon zu lange in diesem Land: "Meine Regierung ist entschlossen, alles zu tun, unsere Schüler und Schulen zu beschützen, Waffen von denen fernzuhalten, die eine Bedrohung für sich und andere sind."
    Wie genau das aussehen könnte, sagte er nicht. Nach dem Schulmassaker in Florida hatte Trump schnelle Konsequenzen versprochen. Das machte Waffengegnern Hoffnung und Waffenrechts-Lobbyisten Sorgen. Am Ende setzte Trump aber nur eine Arbeitsgruppe ein, die Vorschläge machen soll. In diesem Monat erst war er in Texas, bei der Jahresversammlung der Waffenlobby-Gruppe NRA. Dort versprach Trump, das verfassungsgemäße Recht auf eine Waffe nicht anzutasten.
    Der Demokrat Ted Deutsch aus Florida erinnerte bei CNN an Trumps früheres Versprechen: "Er sagte, er wisse nicht, warum kein anderer Präsident etwas getan habe. Er werde es tun - und er hat nichts unternommen. Er könnte einfach sein Versprechen einhalten, vernünftige Schritte gegen Waffengewalt zu unternehmen, die eine breite Unterstützung haben - sofort."
    Da geht es nicht darum, Waffen zu verbieten - eine breite Unterstützung gibt es dafür, Waffenkäufer besser zu überprüfen oder Regeln zu verändern, nach denen Waffen beschlagnahmt werden können. Aber politische Mehrheiten dafür zu finden, ist schwer.