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And the winner is ...

In Sachen finanzieller Hochschul-Förderung hat der Bereich Forschung gegenüber dem der Lehre deutlich die Nase vorn. Doch nun hat der Stifterverband Unis und FHs auch für ihre Lehre ausgezeichnet.

Von Philip Banse | 19.10.2009
    "Bei den Fachhochschulen sind die Sieger die Fachhochschule Bremerhafen, die Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg, die Fachhochschule Köln und die Fachhochschule Potsdam. Bei den Universitäten, die zukünftig gefördert werden, in alphabetischer Reihenfolge der Städte: die RWTH Aachen, die Universität Bielefeld, die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, die TU Kaiserlautern, dann noch eine Technische Universität, diesmal aus München und die Universität Potsdam."

    Diese Fachhochschulen und Universitäten teilen sich zehn Millionen Euro – im Vergleich der Exzellenzinitiative für die Forschung ein Klacks – aber in der Lehre sei mit rund einer Million Euro Preisgeld schon viel zu bewegen, sagen Stifterverband und Kultusministerkonferenz. Die Lehre verbessert – das beginnt bei der Berufung der Professoren. Hier habe die Universität München überzeugt. Dort ist es nicht mit einer Probevorlesung getan, sagt Prof. Hans Weiler aus Stanford, Mitglied der Jury zur Auswahl der Universitäten. In München müssen Bewerber ein Dossier vorlegen, das detailliert ihre Vorstellungen und Praktiken in der Lehre darlegt. Der Stanford- Professor lobt in München darüber hinaus ausdrücklich:

    "Die Praxis, dass Studierende – durchaus durchgängig inzwischen - an die Universitäten entsandt werden - zum Teil auch ins Ausland - von denen die Kandidaten kommen, um sich deren Lehrveranstaltungen anzuhören, anzusehen, um sich mit Studierenden an den anderen Universitäten zu unterhalten."

    Ob die Meinung der Studierenden dann auch gehört wird, blieb offen. Um Berufsanfänger und Neuberufene eine bessere Lehre zu ermöglichen, geht die prämierte Hamburger Hochschule für angewandte Wissenschaften neue Wege, sagt Winfried Benz, Jury-Mitglied und ehemaliger Generalsekretär des Wissenschaftsrats:

    "Es beginnt damit, dass die Neuberufenen einen Coach bekommen, der sie betreut. Er besucht ihre Lehrveranstaltungen, bespricht mit ihnen, was da zu sagen ist. Diese Hospitation findet einmal im Monat statt. Und dieses Einzel-Coaching ist verpflichtend. Der Aufwand wird durch eine Deputatsermäßigung ausgeglichen."

    Auffällig ist Potsdam. Sowohl Universität als auch Fachhochschule überzeugten mit ihren Lehrkonzepten. Bachelor-Studierende können in einer Sommerakademie an Forschungsprojekten mitarbeiten. Vielversprechend, so Professor Hans Weiler, sei auch alles, was läuft ... :

    "Unter dem Stichwort: Freisemester für die Lehre, also ausdrücklich Freisemester, die nicht für die Forschung, sondern für Arbeiten an der Weiterentwicklung oder Neuentwicklung von Studiengängen oder Lehrveranstaltungen oder Studiengängen eingesetzt werden. Das findet sich auch im Konzept der Universität Potsdam."

    Die Beteiligung am Wettbewerb war gut: 40 Prozent der deutschen Fachhochschulen und 60 Prozent der Universitäten wollten ihre Lehre gefördert haben. Da fällt auf, dass von den neun deutschen Eliteuniversitäten, die exzellente Forschung liefern, auch in der Lehre ganz weit vorn sind. Jury-Mitglied Hans Weiler:

    "Ein sehr deutliches Beispiel dafür, dass Forschung und Lehre sich nicht widersprechen und dass gerade auch in den Zusammenhängen zwischen Forschung Lehre ganz besondere Möglichen liegen."

    Dennoch: Allen ist klar, dass dieser Wettbewerb nur ein Anfang sein kann. Winfried Benz, ehemaliger Generalsekretär des Wissenschaftsrats, betonte, dass zehn Millionen Euro nicht reichen, um die Lehre wirklich zu verbessern:

    "Es geht um ganz andere Geldbeträge in der Lehre. Der Wissenschaftsrat hat 1,1 Milliarden nur für die Universitäten errechnet und er wird jetzt im Herbst auch für die Fachhochschulen eine entsprechende Rechnung aufmachen. Ich bin mir sicher, auch da wird ein ganz starker und deutlicher Bedarf sichtbar werden."

    Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes, machte einen konkreten Vorschlag zur dauerhaften Verbesserung der Lehre:

    Ich glaube, Deutschland braucht so eine Art Deutsche Forschungsgemeinschaft auch für die Lehre. Schon kleine Beiträge – das hat der Wettbewerb gezeigt – viel Gutes an den Hochschulen bewegen.

    Lehr-Projekte gefördert wie Forschungsprojekte – Hamburgs Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach und Vertreterin der Kultusministerkonferenz, findet die Idee gut:

    "Wenn sie Forschungsgelder vergeben, dann ist das Forschungsprojekt abgeschlossen, das ist in der Regel aber nicht übertragbar. Während diese Projekte, die in einer solchen Lehrgemeinschaft vergeben werden können, können ja Dinge entwickeln, die dann auch in anderen Hochschulen eingesetzt werden. Insoweit ist der Ertrag eigentlich doppelt oder dreifach. Und deswegen halte ich es für eine sehr gute Idee, dass man noch mal gemeinsam darüber nachdenkt, wie man zu einer solchen Lehrgemeinschaft kommt, die parallel zur Deutschen Forschungsgemeinschaft auch den zweiten wichtigen Teil der Hochschulen befördert."