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Andreas Martin Hofmair
Ein Leben mit der Tuba

Andreas Martin Hofmeir ist Tubist und ein Star an seinem Instrument. Mit der bayrischen Bläsergruppe LaBrassBanda tourte er einige Jahre barfuß durch Deutschland. Über die wundersame Welt der Tieftönerei hat er jetzt ein Buch geschrieben.

Von Achim Hahn | 22.02.2016
    Ein Mann mit blondem Zopf steht Tuba spielend auf einer grün beleuchteten Bühne.
    Der Tubist Andreas Martin Hofmeir. (dpa/picture alliance/Julian Stratenschulte)
    Der Tubist an und für sich ist eigentlich "eine total faule Sau", sagt Solotubist Andreas Martin Hofmeir – zumindest über sich selbst, und das hat vor allem damit zu tun, dass "man mit der Tuba keine besonders aufwendigen Stimmen spielen muss."
    Und deshalb kommt ihm die Neunte von Dvořák, jener Pophit aller befrackten Ernstmusiker, "alle verkleidet als Pinguine" auch gut zu Pass, "denn die Tuba ist tatsächlich ein Instrument für die Leute, die wenig Aufwand betreiben wollen."
    Zumal der zweite Satz nun mal nur sieben Töne hat - für die Tuba – gegenüber 20.000 bei den Streichern.
    "So, das Interessante dabei ist, dass der Geiger und der Tubist dafür genau das gleiche Geld kriegen. Wenn man also jetzt das Pro-Ton-Einkommen berechnet, also sagen wir mal bei einer Abendgage von 300 Euro, dann erhält der Geiger pro Ton 1,5 Cent, ich 22,25 Euro."
    Barfuß und bezopft beim Klassik-ECHO
    Dass er das so sieht, liegt natürlich daran, dass er auch Kabarettist ist, und da "im Endeffekt ja die Faulheit, die gewisse Bequemlichkeit", sein Leben immer begleitet hat, schien ihm "Kein Aufwand" der treffendste Titel zu sein für sein bisher zweiteiliges Soloprogramm mit diesen schrecklich wahren Geschichten aus seinem Leben mit der Tuba, von dem er anfangs nie geglaubt hätte, "dass ich irgendwo steh und um mich herum lauter 20-jährige Frauen komplett ausflippen, weil ich in mein Ding da reinblase."
    War aber so, und:
    "Die Leute sind ausgeflippt, die konnten nicht glauben, dass da ein Tubist mitten auf der Tanzfläche steht, der da in sein Ding reinröhrt wie ein verrückter Hirsch."
    Denn damals spielte er noch bei LaBrassBanda, jener bayrischen Kultkombo, die beinahe sogar den Eurovision Songcontest gerockt hätte.
    Dann aber bekam er – Andreas Martin Hofmeir – als Tubist - weltweit einmalig den Klassik-ECHO verliehen, obwohl er barfuß und bezopft als "einer der schlecht gekleidetsten Solisten im klassischen Betrieb" die Laudatio über sich und sein (Olaf Schubert): "Meter gebogenen Blechs" ergehen ließ – stellvertretend für alle "Bergmänner der Musik, die Fußabtreter des Orchesters", die trotz ihres athletisch blasenden Aufwandes selten mehr herausbringen als "ein klägliches Mölmf" oder "ein Mammutfurz."
    Ein Instrument für Leute ohne Ehrgeiz
    Zumal auch Hofmeir selbst im Grunde ja weiß:
    "Tubist wird man nicht aus hehren Motiven, sondern weil man für ein anspruchsvolles Instrument einfach keinen Ehrgeiz hat."
    Doch wenn er davon erzählt, wird's lustig. Aber auf die niederbayerische Art, etwas untertourig, aber meist saukomisch.
    "Wir Tubisten, wir sind ja quasi die Mitläufer unter den Musikern, wobei das Wort Mitläufer auch wieder täuscht, denn da ist das Wort laufen enthalten, und wir Tubisten, wir sitzen ja lieber, weil jede unnötige Bewegung ist ein Aufwand und einen Aufwand schätzen wir überhaupt nicht."
    Und so berichtet er – meist in epischer Breite, aber auch mal in starkdeutsch-lyrischer Kürze – über Tuba Fanny auf Flugzeugsitzen, furzende Köchinnen auf Opernbühnen oder diese vollbusige Gewerbetreibende, die er im Zug traf. Eine wundersame Welt der Tieftönerei, voller absurder Momente, die alle wahr sein sollen und manchmal auch mit bitteren Erkenntnissen und Wahrheiten,"und überhaupt kostet so eine Tuba eine Stange Geld. Ungefähr 8000 Euro und das ist statistisch gesehen wesentlich mehr als ein Menschenleben in einem Flüchtlingsboot."