Archiv


Angst vor der Zerstörung

Nicht nur die Menschen im Irak, auch die Kultur kann schnell zum Opfer werden, wenn sich tonnenschwere Stahlkolosse auf Bagdad zu bewegen. Eine lange Tradition hat die Suche nach historischen Städten an der Universität Chicago. Schon seit 1936 wird Material über Kulturgüter im ehemaligen Mesopotamien gesammelt. Diese Daten haben Studierende jetzt zusammen gefasst und dem Pentagon als Computerdatei übergeben. Die damit verbundene Bitte: die Militärs sollten bei ihrer Kriegsplanung Kenntnis über die circa 5.000 Kulturgüter haben und diese möglichst verschonen. Auf Seiten des Pentagons habe die Arbeit große Zustimmung gewonnen, so die Einschätzung der leitenden Professors. Dennoch bleibt fraglich, ob die Streitkräfte bei ihrem Vormarsch deshalb einen großen Bogen um die vielen Kreuze auf der Landkarte, um Museen und Ausgrabungsstätten machen werden. Denkbar ist aber auch, dass Saddam Hussein militärische Stellungen gerade an historischen Orten aufbaut.

    Studierende und wissenschaftliche Mitarbeiter haben noch nie eine Fuß auf irakisches Gebiet gesetzt. Denn US-Forschern ist dies seit Jahren verwehrt. Behelfen müssen sich die Studierenden deshalb mit alten Satellitenaufnahmen, die teilweise noch aus den 60er Jahren stammen. Diese Informationen werden abgeglichen mit Berichten über durchgeführte Oberflächenbegehungen. Vorteil dieser Herangehensweise: es wurden mehr Fundstätten aufgelistet, als bei einer Begehung hätten gefunden werden können. Die Studierenden hoffen nun, dass ihre mühselige Fundortrecherche etwas bewirkt. Immerhin gibt es auch eine internationale Konvention zum Schutz von bekannten Kulturstätten im Kriegsfall.

    Links zum Thema:

    In der Sendung 'Fazit' lief am 23.3.2003 ein Beitrag über die Gefahr für die 'Wiege der Menschheit'

    University of Chicago hat eine Landkarte mit Kulturstätten zusammen getragen