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Anheuser Busch Inbev
Weltgrößter Bierbrauer kauft SAB Miller

Für 96 Milliarden Euro geht die britische Brauerei SAB Miller an den Weltmarktführer Anheuser Busch Inbev. Damit kommt künftig jedes dritte Bier weltweit von ein und demselben Konzern.

Von Friedbert Meurer | 13.10.2015
    Es ist ein Milliarden-schwerer Deal einiger der reichsten Familien der Welt: 100 Milliarden Euro umgerechnet zahlt der weltgrößte Bierbrauer für die Nummer Zwei. Monatelang gab es einen Poker um die Höhe des Verkaufspreises, dann einigte man sich auf umgerechnet knapp 62 Euro pro Aktie - für die Aktionäre des in London notierten Bierbrauers SAB Miller ist das ein gutes Geschäft. Kaum kam die Nachricht über die Einigung, schoss die SAB Miller-Aktie nach oben.
    Zusammen wird der künftige Konzern ein Drittel des weltweiten Biermarkts beherrschen - jedes dritte Glas Bier weltweit wird künftig vom Weltmarktführer gebraucht werden. Einige weitere Zahlen: Das Imperium wird 225.000 Mitarbeiter beschäftigen, 90 Milliarden Euro jährlichen Umsatz erzielen - und hängt die Konkurrenten Heineken und Carlsberg jetzt um noch mehr Längen ab als schon zuvor.
    Zu SAB Millers Marken zählen neben vielen anderen Grolsch, Miller und Pilsner Urquell. Anheuser Busch Inbev braut Stella Artois, Becks und Budweiser.
    When you say bud - das war einst der Werbesong für Budweiser, das Bier für den Kumpel. In ihrer heutigen Werbung ist kein Bier mehr zu sehen, sondern glückliches Landleben mit Pferden und Hunden. Nicht im Vordergrund zu sehen sind auch die schwerreichen Eigentümer von Anheuser Busch Inbev: mehrere brasilianische und belgische Milliardärsfamilien. An der Spitze des Imperiums, das bisher schon die Nummer Eins der Bierbrauer weltweit war, steht Jorge Paulo Lemann – der 75 jährige ist ein ehemaliger Weltklasse-Tennisspieler und der reichste Mensch in Brasilien. Das Private Equity-Unternehmen der brasilianischen Dynastien kontrolliert auch die Weltkonzerne Burger King und Heinz.
    2004 kamen die brasilianischen und die belgischen Buddies zusammen, Interbrew mit den Marken Becks und Stella Artois. 2008 folgte die Übernahme von Anheuser Busch und der Marke Budweiser. Auch auf belgischer Seite stehen drei Milliardärsfamilien – die sich dem Vernehmen nach aus dem operativen Geschäft eher heraushalten und es den brasilianischen Clans überlassen.
    Ein dritter Kumpel zögerte eine Weile, ins Geschäft einzusteigen: SAB Miller wird unter anderem von einem Milliardär aus Kolumbien kontrolliert: Alejandro Santo Domingo, ein 38- jähriger Erbe, der mit 14 Milliarden Euro an SAB Miller beteiligt ist. Er soll bis zuletzt den Verkaufspreis von SAB Miller in die Höhe getrieben haben. Im Juli sorgte Domingo für Schlagzeilen, als er die Verlobung mit einer britischen Aristokratin feierte, mit der Tochter des Herzogs von Wellington.
    Anheuser Busch Inbev will mit der Übernahme vor allem Marktanteile in Afrika gewinnen. SAB Miller ist ein Zusammenschluss des südafrikanischen Brauers SAB und des in London notierten US-Unternehmens Miller. Ausgerechnet Afrika gilt als ein interessanter Biermarkt, der Umsatzverluste in den USA wettmachen könnte. Einwände von Seiten der Kartellwächter sind nur begrenzt zu erwarten.