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Anklage und DAX-Abstieg
Kali-Riese K+S unter Druck

Abstieg aus dem Leitindex DAX nach sieben Jahren, gegen den deutschen Vorstandschef Norbert Steiner wird ermittelt und Übernahmeversuche durch die Konkurrenz: Der Salz- und Düngemittel-Riese K+S hat derzeit an vielen Fronten zu kämpfen. Dennoch blickt die Konzernspitze positiv in die Zukunft.

Von Michael Braun | 10.03.2016
    Zu sehen ist das Logo des Salz- und Düngemittelherstellers K+S am Firmensitz in Kassel.
    Das Logo des Salz- und Düngemittelherstellers K+S am Firmensitz in Kassel. (picture-alliance / dpa / Uwe Zucchi)
    Der Umsatz dieses Jahr wird moderat sinken, das operative Ergebnis deutlich. Also wird das Sparprogramm fortgesetzt. Und der Vorstandschef des Salz- und Düngemittelkonzerns K+S Norbert Steiner findet es erwähnenswert, dass er bei sich anfängt, "dass wir dann sogar das Taxi gespart haben und vom Bahnhof zu Fuß hierhergegangen sind."
    Nach einem guten Kilometer Fußweg durch Frankfurts Sonne fielen dann die Schatten staatsanwaltlicher Ermittlungen auf K+S. Die thüringische Gemeinde Gerstungen wirft dem Unternehmen vor, in der Gerstunger Mulde illegal Abwässer aus der Kaliproduktion entsorgt und Trinkwasser gefährdet zu haben. Zwar habe eine Genehmigung vorgelegen. Die könnte aber unter falschen Vorzeichen erteilt worden sein. Steiner sagte, die Ermittlungen beschäftigten ihn zwar, beeinträchtigten das Geschäft aber nicht. Es gelinge, "das Unternehmen durch durchaus nicht so ganz einfache Marktsituationen zu steuern."
    Ausweitung der Ermittlungen
    Auch auf das Zahlenwerk wirkten sich die Ermittlungen nicht aus. Eine externe Kanzlei habe ihm bestätigt, Anhaltspunkte für strafbares Verhalten lägen nicht vor: "Wir sind unverändert der Überzeugung, dass die erteilte Genehmigung zur Versenkung von Salzabwässern in der Gerstunger Mulde in Thüringen in den Jahren 1999 bis 2007 rechtmäßig war und ist. Das Unternehmen sieht vor diesem Hintergrund keine Notwendigkeit, finanzielle Vorsorge – beispielsweise in Form von Rückstellungen - zu treffen."
    Unterdessen weiten sich die Ermittlungen aus. Nach Recherchen des Hessen-Korrespondenten des Deutschlandfunks prüft die Staatsanwaltschaft Kassel, ob es einen Anfangsverdacht wegen Verstrickung auch hessischer Behörden in den Fall gibt. Hat Steiner genug von allem? Er wolle nächstes Jahr in den Ruhestand gehen, den Vorstandsvertrag nicht verlängern, kündigte er heute an.
    Auch andere Baustellen
    Das Unternehmen hatte zuletzt noch andere Baustellen. Der kanadische Konkurrent Potash hatte vergeblich versucht, den Kasseler Konzern zu übernehmen. Ob sich das wiederholen könne, wurde Steiner gefragt. Potenzielle Interessenten hätten öffentlich versichert, solche Pläne nicht zu hegen, sagte Steiner. Aber: "Wir wissen es nicht."
    Erst kürzlich musste K+S nach gut sieben Jahren aus dem DAX absteigen. Die Bonität habe das aber nicht beeinträchtigt, berichtete der Finanzvorstand. Er brauchte Geld, um das riesige Kali-Werk in Kanada zu Ende zu bauen. Auch dieses Jahr werde dort noch einmal viel investiert. Ende des Jahres soll dort aber die erste Tonne Kali hergestellt werden. Und dann sei K+S der weltweit einzige Kalianbieter, der auf zwei Kontinenten produziere, ein, so K+S, unschätzbarere Vorteil, um neue Kunden zu gewinnen.