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Annäherung
Georgien strebt Freihandelsabkommen an

Georgien sucht wirtschaftlich die Annäherung an die Europäische Union. Noch in diesem Jahr wird die Unterzeichnung eines Freihandelsabkommens angestrebt. Die Wirtschaft des Landes könnte so ein Abkommen gut gebrauchen, denn derzeit liegt sie am Boden, hat aber durchaus Potenzial, zum Beispiel in der Textilbranche.

Von Thomas Franke | 14.02.2014
    Eine Näherei im Zentrum der georgischen Hauptstadt Tiflis. Aus edlen schwarzen und roten Stoffen, werden ausgefallenen Kleider und Mäntel. Bis zu 40 Leute arbeiten hier.
    Zurab Mgaloblishvili, der Geschäftsführer, zeigt auf die Nähmaschinen. Sie hätten zwei verschiedene Produktlinien.
    "Hier ist unsere erste Linie und dort unsere zweite."
    Die erste ist teurer als die zweite. Die zweite haben für Georgier gemacht. Die gibt es auch in den Einkaufszentren hier zu kaufen. Das hier sind alles Einzelstücke und ein wenig teuer.
    Internationale Finanzorganisationen glauben, dass die Textilwirtschaft in Georgien großes Potenzial habe. Das hilft denen, die derzeit Arbeit suchen nicht, sagt Nino Kurishvili, Dozentin für Textildesign.
    "Früher hatten wir in Georgien viele Fabriken, Baumwolle und Seide, jetzt haben wir nichts mehr. Und das ist das Problem. Wenn junge Leute die Ausbildung beenden, wissen sie nicht, wo sie Arbeit finden können und machen sich deshalb selbstständig."
    Zur Zeit gibt es ungefähr 200 solcher Betriebe. Erfolgreich sind die wenigsten damit. Denn die Kaufkraft ist äußerst gering. Zurab Mgaloblishvili, der Geschäftsführer des Designerlabels:
    "Wir haben viele Kunden aus Russland, aus der Ukraine aus den europäischen Ländern. Und wir verkaufen unsere Produkte in zwölf Länder der Welt. Wir haben Bestellungen aus der Ukraine, Russland, Frankreich, Italien, England, Qatar Kuwait, Saudi-Arabien, Kasachstan, Aserbaidschan."
    In den letzten Jahren hat Georgien vor allem auf die EU gesetzt. Und das nicht immer erfolgreich. Auch für die Dozentin Nino Kurishvili ist Westeuropa nur eine Alternative.
    "Ich habe einige Verbindungen mit Chinesen. Deren große Textilindustrien sind oft inspiriert von georgischer Kunst. Ich habe ihnen einige meiner Arbeiten geschickt und jetzt wollen wir zusammen arbeiten. Das ist gut."
    Westeuropa ist für viele Produzenten aus Schwellenländer unattraktiv, weil die Märkte dort oft bereits aufgeteilt sind. Zurab Mgaloblishvili:
    "Asiatische Länder sind für uns wichtiger und die ehemaligen Sowjetstaaten. Denn in Europa ist eine Krise. Und die Leute in diesen Ländern geben ihr Geld leichter aus, als in Europa oder anderen Ländern."
    Diese Leute haben heute ein größeres Interesse modern zu sein. Früher waren sie abgeschnitten, jetzt öffnen sie ihr Bewusstsein für Mode und ihr Portemonnaie.
    Seit einem guten halben Jahr ist das Handelsembargo Russlands für georgische Produkte aufgehoben. In der gebeutelten georgischen Industrie sorgte das für Aufatmen. Mgaloblishvili:
    "Wir warten auf neue Wege, um in Russland verkaufen zu können. Vor zehn Jahren konnten wir noch an der Moskauer Fashionweek teilnehmen. In den letzten Jahren haben wir unsere Produkte nur über Umwege dort verkaufen können. So haben viele unserer russischen Kunden unsere Stücke in Paris gekauft."
    Abgesehen von individueller Fertigung ist Georgien auch attraktiv für die zeitnahe Produktion von Massenware. Derzeit gibt es 15 größere Fabriken mit bis zu 100-150 Mitarbeitern. Meist sind es Fabriken aus der Türkei, die ein Stück weiter nach Osten gezogen sind, weil sie in Georgien kostengünstiger produzieren können. Allein fünf davon sind in Batumi am Schwarzen Meer, nicht weit der Grenze zur Türkei.
    Wer in Georgien produziert, muss das Rohmaterial importieren. Denn auch die Produktion von Stoffen, liegt halbwegs lahm. Dabei hat Georgien eine lange Tradition in der Herstellung von Seide. Nino Kurishvili:
    "Heute gibt es nur noch Wolle. Das ist der letzte Stoff, den die Georgier produzieren."