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Annette Pehnt
"Wo ist mein Platz in der Welt?"

Sie versuche für die Gefühle ihrer Kindheit, die sie damals nicht ausdrücken konnte, eine Sprache zu finden, sagte die Schriftstellerin Annette Pehnt im DLF. Der Bärbeiß zum Beispiel ist eine Figur, die ihre schlechte Laune hemmungslos ausleben darf. Zu ihren zentralen Themen gehören auch Fragen nach Zugehörigkeit und Alleingelassen werden.

Annette Pehnt im Gespräch mit Ute Wegmann | 23.04.2016
    Farbfoto einer jungen Frau, deren Portrait gespiegelt wird in einem Glasfenster, Annette Pehnt, Schriftstellerin
    Die Schriftstellerin Annette Pehnt auf der Frankfurter Buchmesse (imago/teutopress)
    Wegmann: Es geht heute um Geschichten für erste Leser, Geschichten, die nicht didaktisch ausgelotet den Konjunktiv vermeiden und in Adjektiv überhäuften Kurzsätzen daherkommen. Schon Rose Lagercrantz hat in einem Interview hier im Deutschlandfunk gesagt, dass auch Grundschulkinder ein Recht auf einen Roman haben. Deshalb schrieb sie die kleine Reihe über das Mädchen Dune. "Mein glückliches Leben".
    Nichts gegen kurze Sätze, da zeigt uns Bart Moeyaert in seinen Kinderbüchern "Mut für Drei" wie sie klingen können. Für den Konjunktiv ist Andreas Steinhöfel in "Dirk und ich" zuständig. Und für besondere Verrücktheiten mit sprechenden Tieren und eigenwilligen Kinderfiguren der Leipziger Albert Wendt und der Österreicher Michael Roher. Natürlich darf auch Ulrich Hub mit seiner Fabel "An der Arche um Acht" nicht vergessen werden. Oder oder ...
    Oder Annette Pehnt. Sie ist heute Gast im Büchermarkt.
    Wegmann: Annette Pehnt, Sie sind eine sehr geachtete Schriftstellerin, mit vielen Preisen und Stipendien ausgestattet. Haben zahlreiche Romane veröffentlicht: Mobbing, Insel 34, Lexikon der Angst, Briefe an Charley – um nur ein paar wenige Titel zu nennen. Was macht für Sie ein gutes Kinderbuch aus?
    Pehnt: Ich glaube vor allem die Sprache. Mir fehlt das selber oft sehr, dass ich eine Sorgfalt vermisse, eine Klarheit und Präzision und eine interessante Form im Kinderbuch. Und das finde ich wichtig und das versuche ich selber deswegen zu machen.
    Wegmann: Wer waren die Helden Ihrer Kindheit?
    Pehnt: Ich hab die Mumin-Bücher unglaublich geliebt. Sie sind zwar von der Rollenverteilung sehr traditionell, aber die Figuren sind wunderschön und die ganze Welt, die da aufgebaut wird, das Mumintal mit seinen eigenen Spielregeln, das fand ich wunderbar und die Mumin-Mutter und der Mumin haben mich auch Fantasiegestalten sehr lange begleitet.
    "Ich hab da ein Kind im Kopf, dem ich die Geschichte vorlese"
    Wegmann: Inwiefern ändert sich Ihre Haltung beim Schreiben, ob Sie einen belletristischen Roman schreiben oder ein Kinderbuch?
    Pehnt: Ich empfinde es so, dass ein Schalter umgelegt wird, weil ich mir bei den Kinderbüchern immer einen ganz konkreten Adressaten vorstelle. Ich hab da ein Kind im Kopf, nicht unbedingt mein eigenes, aber ein Kind, das mir gegenüber sitzt, dem ich die Geschichte vorlese. Und bei den Erwachsenenbüchern arbeite ich vielmehr für mich und erforsche für mich einen Gedankengang, eine Idee. Bei den Kinderbüchern möchte ich den Kindern etwas erzählen und zugleich erlaube ich mir ein bisschen mehr Leichtigkeit und auch eine Komik und einen Blick aufs Leben, der nicht ganz so vertrackt und ambivalent ist wie das, was ich versuche in den Erwachsenenbüchern zu machen.
    Wegmann: Wenn Sie nun sagen, Sie möchten den Kindern was erzählen, meinen Sie damit eine Botschaft zu übermitteln?
    Pehnt: Nee, Botschaft gar nicht. Ich bin allergisch gegen Botschaften. Aber ich versuche, Fragen aufzuwerfen, Gedanken in Gang zu bringen, und natürlich von Menschen zu erzählen. Wie leben wir miteinander? Was heißt das, miteinander aufzuwachsen? Was gibt es für Abenteuer, die wir bestehen müssen? Welche Schwierigkeiten stellen sich? All diese Fragen, die Kinder genauso bewegen wie uns.
    Wegmann: Kurz ein paar Sätze zu Ihrer Vita: 1967 in Köln geboren, leben Sie in Freiburg. Sie haben promoviert über irische Literatur, haben auch in Irland gelebt, ebenso in Schottland und in den USA. Sie waren freie Mitarbeitern bei der FAZ und der Badischen Zeitung. Haben aber nun schon seit 2007 eine Dozentur an der PH in Freiburg. Was vermitteln Sie den angehenden Lehrerinnen und Lehrern?
    Pehnt: Freude am Schreiben vermitteln
    Pehnt: Ich versuche vor allem mit ihnen ins Schreiben zu kommen. Wir machen viele Schreibwerkstätten, Schreibübungen, Creative Writing, denn es sind ja alles Leute, die später mal den Kindern Schreibprozesse nahe bringen sollen. Und wenn die selber keine Freude am Schreiben erlebt haben und nicht erfahren haben, dass sie sich durch das Schreiben ausprobieren können, dann wird das ein sehr freudloser Schreibunterricht werden.
    Wegmann: Wie erleben Sie das mit den Studenten: Ist das etwas Spielerisches und Schönes oder ist es eher schwierig, diesen Spaß zu vermitteln?
    Pehnt: Sie denken sehr anwendungsbezogen und wollen erst mal konkret wissen: Was kann ich damit im Klassenzimmer anfangen? Wie kann ich das didaktisch aufbereiten? Ich versuche aber eine Art Lust in ihnen zu erzeugen, das mal selber zu machen, am eigenen Leibe mit Sprache zu experimentieren. Das ist ein langer Weg, aber sie lassen sich dann drauf ein und meistens ist es ja auch spannend, zu sehen, was passiert, wenn man mit Sprache mal genauer arbeitet.
    Wegmann: Auf Ihrer Webseite sammeln Sie Zitate von Künstlern und Schriftstellern, nennen sie Findlinge oder Wegzehrung, Lebensweisheiten, Erkenntnisse - von John Cage, Italo Svevo oder Alice Munro. Können solche literarischen Schnipsel und die Literatur eine Art Lebenshilfe sein?
    Pehnt: Also das mit der Lebenshilfe ist so schwierig wie mit den Botschaften. Das sind ja alles keine Ratgeber, sondern für mich sind das Gedankenblitze, kleine Scherben, und die lassen sich nie ganz zusammenfügen zu einem Mosaik, das mir erklärt wie das Leben geht. Vielleicht kann ich aber einen schrägeren Blick entdecken oder eine etwas andere Perspektive oder einfach nur mal andere Wörter hören. Und das reicht mir eigentlich schon. Ich glaube nicht, dass man so was wie Lebensgestaltung über Literatur machen kann, aber man kann Gedankenräume öffnen und das ist eigentlich auch schon ganz schön viel.
    Pehnt: Eine Sprache für die Gefühle eines Kindes zu finden
    Wegmann: Dem Lexikon der Angst haben Sie einen Spruch der wunderbaren Louise Bourgeois (frz.-amerikan. Bildhauerin) vorangestellt: "Meine Arbeiten sind eine Serie von Exorzismen". Welche eigenen Dämonen haben Sie mit der Kinderliteratur ausgetrieben?
    Pehnt: Ich glaube, die ganzen komplizierten Gefühle, die ich als Kind hatte und nie so richtig ausdrücken konnte, die stecken noch in mir und für die versuche ich jetzt eine Sprache zu finden. Alleingelassen werden; Ungerechtigkeit empfinden, aber nichts machen können; in der Gruppe zurechtkommen, wie geht das denn bloß?. Wo ist mein Platz? Vor allem diese Frage: Wo ist mein Platz in der Welt? Das war mir als Kind nicht selbstverständlich klar, da hab ich gesucht, ohne es zu wissen. Und das ist sicherlich ein Thema, das ich versuche zu beschreiben. Für die Kinder. Aus der eigenen Erinnerung heraus.
    Wegmann: Rabea und Marili, Annika, Bärbeiß und Tingeli, Anuka und Philip, - Namen Ihrer Kinderfiguren. Fast alle mit Buntstiften ins Bild gesetzt von der Illustratorin Jutta Bauer.
    Es sind auch bei Ihnen gut beobachtete, sensibel erzählte Alltagsgeschichten zum Beispiel auch über Freundschaft oder Vorurteile, Geschwisterbeziehungen usw.
    Es gibt sprechende Kinder ebenso wie sprechende Tiere.
    Haben Sie beim Schreiben für die jüngere Zielgruppe jemals darüber nachgedacht, irgendetwas stilistisch zu vermeiden?
    Pehnt: Schwierige Frage. Das klingt nach Schreibprogramm und programmatisch setz ich mir das gar nicht, da arbeite ich schon eher intuitiv und auch ähnlich wie in den Erwachsenenbüchern. Für mich ist immer ein Ideal Genauigkeit, ich versuche, Wischiwaschi-Gerede zu vermeiden. Und was ich auch schlimm finde, ist süßliches Kindergeplauder. Und eine Erzählhaltung, die versucht, sich dem Kind anzudienen oder anzubiedern. Also ich versuche, Kinder als Zuhörer und als Leser genauso ernst zu nehmen wie erwachsene Leser und dafür auch eine klare Sprache zu finden.
    Wegmann: Die Schriftstellerin Annette Pehnt ist heute Gast im Büchermarkt und wir sprechen über Ihre Kinderbücher, erschienen im Carlsen und im Hanser Verlag.
    Der Bärbeiß, ein Miesepeter, ist eine Figur, auf die Sie eine Geschichtensammlung aufgebaut haben. Ein bunt gemischtes Figurenensemble mit Königspinguinen, Graureihern, Hasen, einem Mädchen und der überaus wichtigen zarten Tingeli, einem feenähnlichen Wesen, das sich um den Bärbeiß kümmert und immer wieder versucht, gute Laune in sein Leben zu bringen.
    Angesiedelt in Timbuktu. Timbuktu, eine Oasenstadt im westafrikanischen Mali, am südlichen Rand der Sahara oder Timbuktu ein Bild für ganz weit weg?
    Pehnt: Genau, es ist ein Bild für ganz weit weg. Ich würde das inzwischen auch anders nennen. Als ich angefangen habe mit den Bärbeiß-Geschichten war das politisch noch nicht so belastet. Ich würde heute versuchen, einen noch märchenhafteren Namen dafür zu finden. Aber jetzt heißt es so und die leben da. Und es ist ein Ort, der für sich steht und von dem man nicht genau weiß, wie er zur Welt der Menschen steht. Es ist eben woanders.
    Der Bärbeiß lebt seine schlechte Laune aus
    Wegmann: Unterschiedliche Protagonisten sind ein beliebtes Motiv in der Literatur oder im Film. Oft sind es die unterschiedlichen Sichtweisen auf das Leben, die zu Spannungsmomenten führen. Woher kommen Ihre beiden Protagonisten?
    Pehnt: Der Bärbeiß hat ein klares Vorbild. Das ist aus Pu der Bär, der I-Aah, der in seiner Distelecke steht und nie mit sich und der Welt zufrieden ist und immer nur jammert und alles grau in grau sieht. Und ich fand das eigentlich toll, eine Figur zu haben, die eine Grundstimmung, eine Befindlichkeit ganz und gar auslebt. Und wirklich nur so ist. Das fand ich wunderbar und wollte mir das mit der schlechten Laune gönnen, indem ich den Bärbeiß erfunden habe. Der brauchte natürlich ein Gegenüber, ein Wesen das ihn ausgleichen kann, das das auffangen kann, wo auch Spannung entstehen kann, und da hab ich mir was Zartes ausgedacht, was Bewegliches, was Lebendiges und das war dann das Tingeli.
    Wegmann: Jutta Bauer hat die Figuren in ihrer ganz eigenen Weise inszeniert. Den brummigen, grau behaarten bär-ähnlichen Bärbeiß und das mausgesichtige, blondlockige, immer fröhlich-freundliche Fräulein Tingeli.
    Betrachtet man die Interpretation Jutta Bauers, drängt sich ja schon fast die Frage auf, ob das Tingeli so heißt weil es so feingliedrig, spirrelig, bunt und zart ist wie die Figuren Jean Tinguelys, des großen Schweizer Bildhauers.
    Pehnt: Es ist eine hübsche Idee, aber es ist mir passiert, das Tingeli und im Nachhinein passt das auch gut zusammen, aber es war nicht intendiert.
    Wegmann: Vielleicht hatte Jutta Bauer die Assoziation ...
    Pehnt: ... Das könnte sein!
    Wegmann: "Herrlich miese Tage" heißt der neue, der zweite Band, der gleichzeitig auch ein Marsch durch die Jahreszeiten ist. Wir hören einen Auszug:
    Pehnt: LESUNG: Der Bärbeiß. Herrlich miese Tage.
    Wegmann: Die Schriftstellerin Annette Pehnt ist heute Gast im Büchermarkt.
    Pehnt: Schlechte Laune in Kinderbüchern gleich wegtherapiert
    Annette Pehnt, nun haben Sie eben gesagt, Sie wollten mal eine Figur schaffen, die von der Stimmung her durchgezogen ist, wie es beim Bärbeiß der Fall ist. Mir würde allerdings so ein Tingeli auch mal mächtig auf den Keks gehen mit der immer guten Laune. Ist das Buch auch ein Plädoyer für die Freiheit der schlechten Laune. Gegen unsere "Alles ist super strahle Gesellschaft"?
    Pehnt: Schon ein bisschen. Ich finde, dass schlechte Laune in Kinderbüchern nicht oft vorkommt, und wenn muss sie gleich bearbeitet oder wegtherapiert werden, weil wir müssen eben gut drauf sein. So wurde mein Buch sogar beworben, dass die gute Laune zum Schluss siegt. Sie ist ja da, die gute Laune, aber die schlechte eben auch. Und die hat auch ihren Platz und all das Negative und Düstere, das der Bärbeiß verkörpert, kann auch nicht immer weggeredet und weggezwitschert werden. Und man muss dazu sagen, auch das Tingeli hat manchmal Wutanfälle und ist auch mal enttäuscht. Also die Figuren werden schon nach und nach schattiert und nuanciert. Es sind zwar auch Archetypen, aber sie haben auch ihre Schattierungen.
    Wegmann: Im Bärbeiß treffen zwei extreme Figuren aufeinander. In "Alle für ANUKA" zwei extreme Welten.
    Philip macht mit seinen Eltern Urlaub in einem Club, wo Kinder für kleines Geld unter größtem Druck Arbeiten verrichten. "Schönmacherinnen", "Lächlerinnen" werden sie genannt, sind eigentlich "Funktionierende".Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven. Ist Ihr Hauptthema Kinderarbeit oder das Aufeinanderprallen der beiden Wirklichkeiten?
    Pehnt: Ich glaube beides. Wenn Wirklichkeiten aufeinanderprallen, auch wenn es kindliche sind, zeigen sich die Unterschiede an bestimmten Gegebenheiten. Und hier ist es, was dem Jungen aus dem Westen sofort ins Auge springt, alles, was anders ist als Zuhause. Da gibt es Kinder, die gehen nicht zur Schule, sondern sie müssen wohl arbeiten. Und daran entzündet sich seine Aufmerksamkeit. Für mich ist das eigentliche Thema des Buches Gerechtigkeit. Da liegt was im Argen und Kinder haben dafür ein feines Gespür, auch die Touristenkinder, die nur den Blick von außen darauf richten. Und dann geht es auch weiter, man kann, wenn man etwas Ungerechtes sieht, darauf reagieren, man kann was machen. Und das wollte ich erzählen.
    Wegmann: Wir wissen nicht, wo die Geschichte spielt, außer Palmenclub. Es ist eine Clubwelt, die man irgendwie kennt, vielleicht auch nur aus dem Fernsehen. Ich hätte mir ein wenig mehr Lokalkolorit der einheimischen Bevölkerung gewünscht von der Welt, die außerhalb des Clubs liegt. Denn Sie erzählen ja auch aus zwei Perspektiven. Haben Sie das mit Absicht vermieden, damit es nicht eingeordnet werden kann?
    Pehnt: Genau, ich wollte nicht, dass ein Ländername vorkommt. Ich wollte, dass es an verschiedenen Schauplätzen spielen könnte. Ich wollte etwas Verallgemeinerbares da drin haben und die Welt der Kinder vor Ort versuche ich schon zu beschreiben, aber ich versuche sie nicht als exotisch zu beschreiben. Die leben natürlich unter anderen Bedingungen und sie müssen sich durchschlagen und es ist alles erschwert und auch sehr viel ärmer und weniger versorgt, aber es ist letztendlich auch wiedererkennbar. Kindliche Leser aus unserer Welt können sich das vorstellen. Es ist nicht ganz fremd und das war mir wichtig.
    Wegmann: ANUKA, die für ihren kranken Bruder sorgen muss, steht beispielhaft für alle Kinder und Jugendlichen, die im Club arbeiten und auf das Geld angewiesen sind, um ihre Familien mitzufinanzieren. Als zwei Kinder entlassen werden sollen, verbünden sich alle gegen die sogenannte Kontrolleurin und Philip wird ihr Sprachrohr. Soll die Geschichte auch zeigen, dass es eine Verständigung gibt über die Sprachbarriere hinaus?
    Pehnt: Auf einmal hat er seinen Platz gefunden
    Pehnt: Sie brauchen eigentlich immer jemanden, der dolmetscht, das ist eigentlich eine riesige Mauer, aber vielmehr steht noch zwischen ihnen, dass sie unterschiedlich ausgestattet sind. Der reiche Junge und das arme Mädchen. Das Kind, das arbeiten muss und das Kind, das Urlaub macht. Unterschiedlicher geht es eigentlich nicht. Und es gibt keine Wahrscheinlichkeit, dass die beiden etwas miteinander zu tun bekommen. Aber hier gibt es den Angelpunkt, die Ungerechtigkeit, und die bringt etwas in Gang und sie bringt alle in Bewegung. Die Kinder, die arbeiten, suchen, wie können wir uns wehren. Und der kleine Philip, der nur Urlaub macht, gerät in Bewegung, weil er merkt, dass er gefragt ist, dass er eine Aufgabe bekommt, eine Wichtigkeit bekommt. Er ist nämlich ein Junge, der sich sonst nicht so einbringt, auch nicht weiß, wo sein Platz ist. Wieder das Thema. Und da hat er auf einmal einen Platz gefunden, wo er gebraucht wird und er etwas bewirken kann. Und außerdem gefällt ihm die Anuka auch sehr gut. Die mögen sich.
    Wegmann: Wir hören jetzt mal hinein in die Geschichte. Annette Pehnt liest aus
    Pehnt: LESUNG Alle für ANUKA!
    Wegmann: Annette Pehnt las aus ihrem neuen Kinderroman ANUKA. Was wir nicht vergessen dürfen, auch hier Jutta Bauers Illustrationen zu erwähnen. Sie hat sich hier etwas Besonderes ausgedacht. Sie arbeitet zwar mit Buntstiften, aber, sie hat eine Art Banderole erfunden, bestehend aus kleinen aneinandergesetzten Bilder. Am oberen Rand der Seiten läuft die Banderole durch das ganze Buch. Sehr schöne Ausschnitte, sehr farbenfroh, aus einer Welt, die dort im Palmenclub spielt.
    Annette Pehnt. Auf Ihrer Webseite findet man folgendes Gedicht:
    Es geht immer bergauf
    Jemand trägt den Rucksack
    Vielleicht gibt es einen Pfad
    Dann nehmen wir ihn
    Ein Bild für die Mühsal des Lebens? Ein Bild für die Hoffnung auf ein mitmenschliches Miteinander? Nun kennen wir von Ihnen vor allem Romane, ist da so etwas mit Gedichten, das wir noch nicht wissen, das in Ihrer Schublade schlummert?
    Pehnt: Ich mache das gerne. Ich schreib ja ohnehin gern kurze Texte und schätze die kurze Form sehr. Und da sind ja Gedichte die Königsform. Aber es ist trotzdem eine eigene Welt mit eigenen Regeln und einer eigenen Sprachlichkeit. Ich fühle mich da nicht kompetent genug, aber ich probier das immer wieder gerne aus. Das schon.
    Wegmann: Es fehlt ein wenig die Lyrik in den Kinderzimmern. Können Sie sich auch vorstellen, Lyrik für Kinder zu schreiben?
    Pehnt: Hab ich noch nicht drüber nachgedacht. Das könnte ich aber mal machen.
    Wegmann: Unsere Zeit ist leider zu Ende. Annette Pehnt, vielen Dank für das Gespräch.
    Wir sprachen über:
    Der Bärbeiß und Der Bärbeiß. Herrlich miese Tage, 96 und 87 Seiten, € 10,-
    Alle für Anuka, 141 Seiten, € 12,90 Bilder von Jutta Bauer Beide Bücher im Hanser Verlag
    Weitere Bücher der Autorin:
    Hörbuch: Der Bärbeiß gelesen von Katharina Thalbach. Silberfisch, Hamburg 2013
    Rabea und Marili, Carlsen Verlag. Brennesselsommer, Carlsen Verlag
    Arnika und die geheimnisvollen Freunde, Carlsen Verlag Insel 34. Roman. Piper, München 2003
    Haus der Schildkröten. Roman. Piper, München 2006, Mobbing. Roman. Piper, München 2007
    Man kann sich auch wortlos aneinander gewöhnen das muss gar nicht lange dauern. Erzählungen. Piper, München 2010
    Hier kommt Michelle. Ein Campusroman, Bd.1. Roman. josfritz, Freiburg 2010
    Chronik der Nähe. Roman. Piper, München 2012, Lexikon der Angst. Piper, München 2013
    Die Bibliothek der ungeschriebenen Bücher. (Hrsg., zusammen mit Friedemann Holder, Michael Staiger) Piper, München 2014
    Briefe an Charley. (Briefroman) Piper, München 2015