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Anti-Doping-Forschung
Auch der Kampf gegen Doping leidet unter Corona

Geschlossene Doping-Kontroll-Labore, weniger Kontrollen - der Anti-Dopingkampf leidet unter der Corona-Pandemie. Auch die Forschung nach neuen Nachweismethoden ist zeitweise gestoppt oder verzögert worden.

Von Heinz Peter Kreuzer | 28.11.2020
Eine Laborantin dekantiert am 16.02.2004 im Institut für Biochemie in der Sporthochschule in Köln eine Urin-Dopingprobe.
Da viele Doping-Kontroll-Labore wegen der Corona-Pandemie vorübergehend geschlossen wurden, ist auch die Forschung nach neuen Nachweismethoden ins Stocken geraten. (dpa)
Am Geld scheitert es nicht und trotzdem ist die Forschung nach neuen Nachweismethoden im Anti-Doping-Kampf ins Stocken geraten.
"COVID-19 hat die Arbeit des PCC in erster Linie durch seine Auswirkungen auf die Laboratorien beeinflusst. Einige Laboratorien sind vorübergehend geschlossen worden", erklärt David Kombruch. Er arbeitet für die PCC, die Partnership for Clean Competition, die vom Olympischen und Paralympischen Komitee der Vereinigten Staaten gemeinsam mit der US-Anti-Doping-Agentur sowie einigen Profiligen gegründet wurde.
"Wir haben eng mit Forschenden zusammengearbeitet", so Kombruch, "um sicherzustellen, dass unsere Finanzierung flexibel genug ist, um ihnen die Unterstützung zu geben, die sie brauchen, wenn sie sie brauchen."
Es liegt nicht am Geld
Jährlich steckt die PCC rund drei Millionen US-Dollar in die Anti-Doping-Forschung und unterstützt damit Projekte in über 20 Ländern. "Mehr als 100 Projekte sind abgeschlossen worden", berichtet Kombruch", fast 80 Prozent sind publiziert worden und 47 Prozent führten zu neuen zugelassenen Nachweismethoden oder neuen Ansätzen."
Im Jahr 2020 hat PCC vier Millionen US-Dollar im Budget, und damit etwas mehr als der zweite große Player in der Anti-Doping-Forschung: die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA. Deren wissenschaftlicher Direktor Olivier Rabin erklärt: "Derzeit haben wir aus unserem Budget zwei Millionen US-Dollar für die Anti-Doping-Forschung 2020 vorgesehen. Aber wir haben zusätzliche Gelder vom IOC und verschiedenen Regierungen. So konnten wir in diesem Jahr 3,5 Millionen US-Dollar für Forschung ausgeben."
Obwohl also die finanzielle Unterstützung gesichert ist, hat die Pandemie auch spürbare Auswirkungen auf die Forschung. Das liegt an den geschlossenen Laboren, aber nicht nur: "Außerhalb der Dopinglabore gibt es drei, vier Projekte, die uns eine Verzögerung meldeten, die wir auch akzeptiert haben. Entweder, weil ihre Institutionen geschlossen oder keine Probanden gefunden wurden."
Aufgeschoben - nicht aufgehoben
Auch das Kölner Zentrum für präventive Dopingforschung ist von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Aufgeschoben, nicht aufgehoben, meint aber Mario Thevis, der Leiter des Zentrums: "In der Tat ist es so, dass einige der Forschungsgeldgeber sehr entgegenkommend gewesen sind in dem Sinne, dass die Laufzeiten der ursprünglich geplanten Projekte verlängert werden konnten, so dass die praktische Arbeit auf einen späteren Zeitpunkt verlegt werden konnte."
Denn in der Realität müssen die Wissenschaftler improvisieren. Restriktionen und Einschränkungen haben dazu geführt, dass manch ein Forschungsvorhaben schwieriger durchzuführen war. Im Labor musste beispielsweise das Personal reduziert werden und viele Arbeiten konnten so nicht in der vorgesehenen Zeit erledigt werden. Zum anderen ist laut Thevis die Befürwortung oder Ablehnung gestellter Forschungsanträge verschoben worden, "so dass wir 2020 und wahrscheinlich auch noch 2021 mit Einschränkungen und Zurückstellungen von Forschungsvorhaben im Anti-Doping-Bereich zu kämpfen haben."
Im Klartext bedeutet das, dass Forschungsergebnisse erst später kommen und "entsprechend auch die Implementierung, der Einsatz von neuen Testmöglichkeiten oder die Bewertung von vorliegenden Testergebnissen in Anbetracht neuer Forschungsergebnisse erst zukünftig und nicht schon heute zur Verfügung stehen", erklärt Mario Thevis.
Engagement in der Corona-Forschung
Da bleibt nur die Hoffnung auf die Langzeitlagerung vieler Dopingproben. Damit die neuen Methoden auch bei den Proben zurückliegender Sportereignisse angewendet werden können.
Die PCC hat sich in der Pandemie-Zeit auch in der Corona-Forschung engagiert. Laut David Kumbroch förderte die Organisation die umfangreichste Studie zu Vorbeugemaßnahmen, unterstützt und finanziert von der Major League Baseball, durchgeführt vom Doping-Kontroll-Labor in Salt Lake City.
"Das Labor betreibt Anti-Dopingforschung", so Kumbroch, "und führt Dopingkontrollen für den internationalen Sport durch. Dieses Jahr hat das Labor sein Programm ausgebreitet und auch Coronatests für Sportligen durchgeführt."
Unter den WADA-akkreditierten Labors ein Alleinstellungsmerkmal.