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Anti-Läusemittel in Eiern
Niederländische Behörden warnen vor dem Verzehr

Weil ein Anti-Läusemittel mit dem giftigen Insektizid Fipronil offenbar in Millionen Eier gelangt ist, raten niederländische Behörden inzwischen ganz vom Verzehr von Eiern ab. Zumindest vorläufig. 180 Betriebe von Eierproduzenten wurden gesperrt. Auch in Deutschland sind Millionen belastete Eier in den Handel gekommen.

Von Jörg Münchenberg | 02.08.2017
    Aufgeschnittenes hartgekochtes Ei und Eierschalen Freiburg.
    Aufgeschnittenes hartgekochtes Ei und Eierschalen. Die niederländischen Behörden warnen derzeit vor dem Verzehr. (imago / Winfried Rothermel)
    Der Skandal um das giftige Insektizid Fipronil in Eiern weitet sich aus. Deshalb zogen jetzt in den Niederlanden die zuständigen Behörden die Notbremse. So rief die Lebensmittelbehörde NVWA dazu auf, vorläufig keine Eier mehr zu essen. Denn das Insektizid sei in weiteren 17 Geflügelbetrieben gefunden worden, erklärte die Behörde heute in Utrecht. Dem niederländischen Fernsehsender NOS sagte jetzt NVWA-Vizedirektor Frank van Zoeren, es sei besser, auf den Eierkonsum bis zum Sonntag zu verzichten:
    "Dafür kann man sich schon entscheiden. Der Verbraucher muss sich an die Informationen halten, die ich jetzt geben kann. Wenn jemand sagt, ich kann bis Sonntag auch ohne Ei leben, dann rate ich das an."
    180 Geflügelzüchterbetriebe in den Niederlanden gesperrt
    Zuvor hatte die Lebensmittelkontrollbehörde Millionen mit Fipronil belastete Eier aus den Supermärkten zurückrufen lassen. Derzeit sind 180 Geflügelzüchterbetriebe in den Niederlanden gesperrt. Bis zum Sonntag, so hieß es bei NVWA, sollte die Überprüfung dieser Eier vorliegen. Inzwischen ist offenkundig klar, wie das für Lebensmittel verbotene Anti-Läusemittel mit den Tieren in Berührung kommen konnte.
    Demnach war ein auf ätherischen Ölen beruhendes Anti-Läusemittel mit Fipronil vermischt worden. Das dann wiederum von einem niederländischen Reinigungsbetrieb für die Säuberung der Ställe verwendet worden ist. Die Kunden dieses Reinigungsbetriebes werden nun überprüft. Wer jedoch für die fatale Vermischung der beiden Mittel verantwortlich ist, ist derzeit noch unklar.
    Offenbar aber könnte das mit Fibronil versetzte Reinigungsmittel auch in einigen deutschen Ställen zum Einsatz gekommen sein. Hier sei kriminelle Energie im Spiel - den Legehennenhaltern sei kein Vorwurf zu machen, sagte dazu der Vorsitzende des Vereins für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen, Friedrich-Otto Ripke, in einem Zeitungsinterview.
    Für Kinder ein potenzielles Risiko
    Eier mit einer zu hohen Dosis an Fipronil sind auch nach Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gelangt. Zuletzt war von insgesamt 2,9 Millionen Eiern die Rede, allerdings dürften die Zahlen eher noch steigen.
    Fipronil wird als Pflanzenschutzmittel eingesetzt, aber auch in der Veterinärmedizin zum Schutz vor Zecken und Flöhen. Weil es für Honigbienen giftig ist, wurde der Einsatz des Mittels in der Landwirtschaft 2013 von der EU beschränkt.
    Die Fipronilwerte in den nach Deutschland gelangten Eiern waren bislang noch nicht sehr hoch. Für Erwachsene sei der Konsum daher nicht gefährlich, hieß es dazu vom Bundesinstitut für Risikobewertung. Bei Kindern gebe es allerdings ein potenzielles Gesundheitsrisiko.