Den Kindesmissbrauch verglich der Papst mit heidnischen Menschenopfern und versprach, die Kirche werde Kinder künftig beschützen. Kein Missbrauch dürfe jemals vertuscht werden, so wie es in der Vergangenheit üblich gwesen sei. Die Kirche müsse lernen, sich die Schuld zu geben. Er versicherte, dass die Kirche künftig jedem Vorwurf gegen Priester nachgehen werde. Jeder Fall werde mit einem "Maximum an Ernsthaftigkeit" behandelt.
In seiner Grundsatzrede verteidigte Franziskus die Kirche auch gegen Kritik und nannte Missbrauch ein "übergreifendes Problem", das überall vorkomme, aber vor allem Familien, Sportlehrer und Erzieher betreffe. Sexueller Missbrauch durch Geistliche der katholischen Kirche wiege aber schwerer als in anderen Bereichen der Gesellschaft.
Opferverbände enttäuscht
Seit Jahren versucht die Kirche, eine Antwort auf die schweren Missbrauchsskandale zu finden, die mehrere Länder seit langem erschüttern. Dass Franziskus ein Spitzentreffen zu dem Problem einberief, war von vielen begrüßt worden. Opfervertreter hatten sich allerdings schon im Laufe der Gipfeltage enttäuscht und sogar wütend gezeigt.
Der Unmut entlud sich direkt nach der Rede des Papstes. Die Rede sei der schamlose Versuch, sich an die Spitze der Bewegung zu setzen, ohne sich der Schuld und dem Versagen zu stellen und wirkliche Veränderung anzugehen, twitterte Matthias Katsch vom deutschen Opferschutzverband Eckiger Tisch.
Der Unmut entlud sich direkt nach der Rede des Papstes. Die Rede sei der schamlose Versuch, sich an die Spitze der Bewegung zu setzen, ohne sich der Schuld und dem Versagen zu stellen und wirkliche Veränderung anzugehen, twitterte Matthias Katsch vom deutschen Opferschutzverband Eckiger Tisch.
Auch Marie Collins, die selbst Opfer von Missbrauch wurde und einst in der päpstlichen Kinderschutzkommission saß, war nach der Papst-Rede enttäuscht. Sie vermisste vor allem konkrete Maßnahmen: "Wir haben dieses Bekenntnis, Missbrauch zu bekämpfen, schon oft gehört. Wann und wie, das ist es, was wir hören müssen - im Detail."
Der deutsche Kirchenrechtler Thomas Schüller sprach von einem "Fiasko" und einer vertanen Chance. Anstatt konsequent aus der Opferperspektive die Verantwortung der Kirche zu benennen, habe der Papst routiniert und uninspiriert Selbstverständlichkeiten abgespult, kritisierte der Direktor des Instituts für Kanonisches Recht an der Universität Münster. Franziskus habe das Problem der Kirche relativiert, indem er Missbrauch als gesamtgesellschaftliches Phänomen dargestellt habe.