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Antoon van Dyck
Der Meister des Porträts

Antoon van Dyck war einer der berühmtesten Porträtisten des 17. Jahrhunderts. Vor allem der englische Hof hatte sein Genie erkannt. Dem Königshaus gehört bis heute die größte Sammlung seiner Porträts. Einige sind jetzt in der Frick Collection in New York zu sehen.

Von Sacha Verna | 11.03.2016
    König Karl I. von England und Henrietta Marie von Frankreich im Porträt von Antoon van Dyck.
    König Karl I. von England und Henrietta Marie von Frankreich im Porträt von Antoon van Dyck. (imago / Leemage)
    Der rothaarige Jüngling ist erst fünfzehn Jahre alt, doch verrät sein Blick bereits die Selbstsicherheit des begnadeten Künstlers. Es ist dies das früheste bekannte Selbstporträt von Anton van Dyck und eines von zweien in der Ausstellung in New York. Die kleine Leinwand stammt von circa 1614. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Antwerper Kaufmannssohn tatsächlich schon allen Grund, an eine glänzende Zukunft zu glauben. Er betrieb sein eigenes Atelier und arbeitete regelmäßig für Peter Paul Rubens, den damals unbestrittenen Meister der flämischen Malerei. Das zweite Selbstporträt in dieser Schau entstand 1620. Es weist viele der Merkmale auf, die irgendwann van Dyck selbst zum gefragtesten Porträtmaler und zum Liebling der gesellschaftlichen und künstlerischen Elite seiner Epoche machten. Kurator Adam Eaker erklärt das Revolutionäre seiner Bildideen:
    "Van Dyck hat mit der Tradition der frontalen Porträtmalerei gebrochen. Er stellt seine aristokratischen und königlichen Modelle erzählerisch dar, introspektiv, sowohl was ihre Körpersprache, als auch was ihren Ausdruck betrifft. Er fügt der Darstellung das Element des Innenlebens hinzu. Damit hat er sein Publikum fasziniert und die Porträtmalerei bis heute geprägt."
    Royals ließen sich gerne porträtieren
    Die Ausstellung in der Frick Collection umfasst über hundert Werke - Ölbilder wie Arbeiten auf Papier. Viele davon sind bedeutende Leihgaben aus Museen und Privatsammlungen der ganzen Welt. Von den fünfunddreißig Gemälden hat Henry Clay Frick um die vorletzte Jahrhundertwende sechs für seine eigene Sammlung erworben. Darunter das Bildnis einer Genueser Adligen von 1625, die in ihrem goldbestickten Kleid vor einem wallenden roten Vorhang Reichtum und Schönheit an sich verkörpert.
    Als König Karl der Erste von England van Dyck 1632 zu seinem Hofmaler ernannte, ließ er zu dessen Londoner Werkstatt einen geheimen Zugang bauen. So konnten er und seine Familie sich unbehelligt vom Volk bei ihm zu ihren Porträtsitzungen einfinden - was die Royals bis zu van Dycks frühem Tod 1641 denn auch gerne und häufig taten. Adam Eaker:
    "Porträts hatten damals Funktionen, die uns heute überraschen. Prinzessin Anna von England und der Prinz von Oranien zum Beispiel wurden einander als Kinder versprochen und sahen sich bis zu ihrer Hochzeit nur auf van Dycks Porträts, die zwischen Den Haag und London hin- und hergeschickt wurden. Das englische Königspaar wiederum sandte regelmäßig Porträts von sich nach Rom und Paris, wo diese Bilder wichtige diplomatische, ideologische und politische Funktionen erfüllten."
    Van Dyck beschränkte sich oft auf ein Minimum
    Die Gemälde waren für die Salons und Paläste bestimmt. Die Arbeiten auf Papier zeigen van Dyck intimer, aber nicht minder virtuos als Zeichner und Grafiker. Dazu Co-Kurator Stijn Alsteens:
    "Zeichnungen spielten für van Dyck wie für die meisten Künstler seiner Zeit eine wichtige vorbereitende Rolle. Weil aber van Dyck so produktiv war, beschränkte er sich dabei oft auf ein Minimum. Manche seiner Zeichnungen wirken deshalb sehr roh, sehr modern. Gleichzeitig fertigte er für seine Druckgrafik wunderschöne, viel detailliertere Vorlagen an."
    Diese Ausstellung bietet Besuchern die einzigartige Gelegenheit, van Dycks Porträtkunst in all ihren Stadien und Facetten zu studieren. Wer Augen hat zu sehen, dem werden sie übergehen.